PKV: Billigtarife in der Kritik

Selbstkritisch hat sich die Kölner DKV jetzt öffentlich von ihren "Billigtarifen" verabschiedet. Denn: Zum 1. Dezember 2012 werden insgesamt sechs Tarife geschlossen.

Viele Kunden, so DKV-Chef Clemens Muth, erkennen nicht, dass mit den Billigangeboten eine deutlich geringer Leistung verbunden ist. Gleichzeitig stiegen nur wenige Kunden später von den Billigtarifen in höherwertige Tarife um. "Damit werden die Billigtarife regelrecht zur Falle", kritisiert Gerd Güssler, Geschäftsführer des Softwareanbieters KVpro.

"Wer in einem solchen Billigtarif krank wird, hat das Nachsehen", warnt Güssler. So beschränken Magerangebote die freie Arztwahl durch Hausarztzwang. Bei Heilmitteln müssen Kunden meist zuzahlen und im Krankenhaus gibt es ein Mehrbettzimmer und keinen Chefarzt - also den üblichen GKV-Standard. Der Psychotherapieschutz liegt teilweise sogar weit unter dem GKV-Niveau. Gleichzeitig werden nur geringe Rückstellungen für das Alter gebildet. "Unter dem Strich sind solche Tarife oft teurer also Angebote mit solider Leistung", so Güssler.

Grundsätzlich auf dem richtigen Weg, aber trotzdem inkonsequent
Zwar sei die DKV grundsätzlich auf dem richtigen Weg, immerhin hat der DKV-Chef sogar die Branchendiskussion über einen Mindestleistungsumfang angeregt. Doch die Schließung erst zum 1. Dezember 2011 sei inkonsequent. "Damit nimmt die DKV in diesem Jahr noch im vollem Umfang mit Billigtarifen am starken Jahresendgeschäft teil", so Güssler. Scheinbar möchte die DKV das Geschäft mit Billigtarifen zumindest in diesem Jahr, wo viele Kunden aus dem "Drei-Jahres-Wartezeit-Stau" in die PKV strömen, nicht allein der Konkurrenz überlassen.

Güssler warnt Vermittler vor Haftungsfallen. Aus Billigtarifen kann man in der Regel nur innerhalb von drei oder fünf Jahren in einen höheren Tarif umsteigen. Darauf sollten die Vermittler ihre Kunden ausdrücklich hinweisen. Mit seiner Kritik an den Verkaufspraktiken vieler PKV-Unternehmen ist der Praktiker Güssler nicht allein. "So genannte Start-Tarife sind tendenziell unterkalkuliert und führen zu überdurchschnittlichen Beitragssteigerungen im Alter", ärgert sich Continentale-Chef Rolf Bauer.

Bonitätsprüfung für Selbstständige
Härter wird übrigens auch die Annahmepolitik - vor allem für Selbstständige, wie aus Maklerkreisen zu erfahren ist. Grund: Nach neuem Recht können die Kunden nicht mehr einfach rausgeworfen werden, wenn sie beispielsweise ihre Prämie nicht zahlen. Die DKV führt seit dem Juli für alle Selbstständigen und Freiberufler eine systematische Bonitätsprüfung durch.
Härter soll die Annahmepolitik auch bei der Hanse Merkur, der Gothaer und der Central geworden sein.

Bild: © Hans-Christian Hein /

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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