PKV als Leuchtturm im Gesundheitswesen

Im Jahr 2007 ist die private Krankenversicherung mit einem blauen Auge davongekommen. Die Beitragseinnahmen stiegen auf 27,3 Milliarden Euro, die Leistungsausgaben allerdings verhältnismäßig stärker - auf 18,4 Milliarden Euro, schätzt der GDV.

Doch das System der PKV wird durch die Gesundheitsreform weiter geschwächt. Bereits 2003 war die Versicherungspflichtgrenze von 40.500 Euro auf 45.900 Euro Jahresbruttoeinkommen exorbitant angehoben worden. Inzwischen beträgt sie 47.700 Euro. Nur wer mehr verdient, kann als GKV-versicherter Arbeitnehmer in die PKV-Vollversicherung wechseln. "So ist es kaum verwunderlich, dass sich der Nettoneuzugang in der Vollversicherung zum vierten Mal in Folge deutlich reduzierte", bilanziert Reinhard Klages von Map-Report, der soeben die "Bilanzanalyse: Private Krankenversicherung 1995 - 2006" vorgelegt hat (Nr. 663 – 665/2007; kostet 87,50 Euro; Bestellung unter ).

Weitere Kostenbelastungen durch Gesundheitsreform
Noch sind die Bremsspuren beim Wachstum für die Branche nicht Existenz gefährdend, was die geschätzte Zahl von 8,53 Millionen PKV-Vollversicherten Ende 2007 unterstreicht. Die Gesundheitsreform wird aber zu weiteren Kostenbelastungen führen. Dies spiegelt sich in der jüngsten Bilanzanalyse noch nicht wider, zumal die Bilanzen 2007 branchenweit nicht vor Spätsommer 2008 vorliegen. Allerdings zeigte sich schon 2006, dass der Großteil des Beitragszuwachses auf Beitragserhöhungen und dem starken Zuwachs bei Zusatzversicherungen beruht. Zudem zeigt die Bestandsentwicklung, sodass es für die Branche immer schwieriger wird, die natürlichen Abgänge durch Neugeschäft zu kompensieren. Die jährlich steigende Versicherungspflichtgrenze wirkt sich auch im Bestand aus. So hat die Allianz laut Map-Report in den vergangenen sechs Jahren 5,9 Prozent der Bestandskunden verloren, die Gothaer 18,9 Prozent und die Mannheimer über 20 Prozent.

Immerhin: Die PKV ist wirtschaftlich weitgehend gesund. Die Kapitalanlagen legten 2006 wiederum um rund elf Milliarden auf über 130 Milliarden Euro zu. Allerdings konnten die Kapitalerträge diesem Trend nicht folgen - die Nettorendite fiel von 5,12 auf 4,83 Prozent. Die Zeiten der hochverzinslichen Wertpapiere aus der Vergangenheit sind vorbei. Lediglich acht Gesellschaften schafften den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Am besten: Mecklenburgische (6,83 Prozent) und Debeka (5,66 Prozent). Mit erheblichen Problemen: DBV-Winterthur (3,89 Prozent), Münchener Verein (3,95 Prozent) und Hallesche (3,97 Prozent). Positiv sieht Map-Report die Entwicklung der RfB-Fonds - Kraftquell, um die Beiträge für die Versicherten langfristig relativ stabil zu halten. Im Fonds lagerten Ende 2006 rund 9,5 Milliarden Euro (+ eine Milliarde Euro).

Auf der versicherungstechnischen Seite sah es 2006 mit weiter leicht fallenden Verwaltungskosten (2,76 Prozent der verdienten Bruttobeiträge) und Abschlusskostenquoten (8,44 Prozent der verdienten Bruttobeiträge) gut aus. Auch die Schadenquote hielt sich im vertretbaren Bereich von 77,89 Prozent (2005: 76,79 Prozent). Bemerkenswert: Gemessen an den verdienten Bruttobeiträgen leisten sich nicht unbedingt Anbieter mit aufwändigem Außendienst den teuersten Vertrieb: Über 43 Prozent gab KarstadtQuelle dafür 2006 aus. Auch der vermeintlich preisgünstige Direktversicherer Europa gönnte dem Vertrieb immerhin noch 32 Prozent der verdienten Bruttobeiträge als Abschlussaufwendungen.

PKV wirtschaftlich solide
Die PKV sei angesichts der soliden wirtschaftlichen Grundlagen ein Leuchtturm im ansonsten maroden staatlichen Gesundheitssystem, findet Map-Report. Die PKV setzt allerdings weiter auf exklusive Klientel, wobei sich die Marktanteile auch bei der Zahl der Versicherten verschoben haben: Von den Top-15-Versicherern – nach verdienten Bruttobeiträgen – haben die Hälfte bei der tatsächlichen Zahl voll versicherter Kunden im Bestand 2001 bis 2006 Federn gelassen. Andere Marktanteils-Schwergewichte bei den Beitragseinnahmen konnten auch tatsächlich Kunden hinzu gewinnen, insbesondere Debeka und HUK-Coburg. Bemerkenswert: Seit die Debeka 2003 die Marktführerschaft übernahm, vergrößert sich der Abstand zum früheren Branchenprimus DKV immer weiter - trotz dessen Übernahmen von Zürich Kranken sowie Globale.

Bildquelle: Hilmer Korf Pixelio

Autor(en): Detlef Pohl

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