Die Angst, im Alter zum Pflegefall zu werden, beschäftigt viele Menschen. Das betrifft vor allem die Kosten der Unterbringung und Betreuung. Immerhin jeder zweite Deutsche befürchtet einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge, im Fall von Pflegebedürftigkeit finanziell nur unzureichend abgesichert zu sein. „Man darf das Thema nicht schönreden. Pflege kostet Geld“, umreisst Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB), das Problem. Was viele Verbraucher aber nicht wüssten: Das staatliche Pflegegeld deckt die im Durchschnitt anfallenden Gesamtkosten lediglich zu rund einem Drittel ab.
Laut den Ergebnissen der Forsa-Erhebung im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen ist die Sorge, im Pflegefall finanzielle Probleme zu bekommen, bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern. Die Angst vor den hohen Kosten im Fall der Pflegebedürftigkeit spiegelt sich auch in einer Umfrage eines Versicherungskonzerns des Axa-Konzerns aus dem Frühjahr wider. Demnach sieht sich nur jeder siebte Berufstätige in Deutschland dafür ausreichend abgesichert. Mehr als jeder Dritte sagt, dass ihm für eine ausreichende Vorsorge die Mittel fehlen beziehungsweise fehlten.
Großer Fehler: Berater klammern das Thema "Pflege" oftmals einfach aus
„Das Thema Pflegebedürftigkeit wird leider in vielen Finanzberatungs-Gesprächen ausgeklammert oder sogar vollständig ignoriert“, berichtet Professor Tilmes. Ein großer Fehler. Denn die Erfahrung zeigt, dass häufig ein Großteil der anfallenden Kosten für Pflegeleistungen von den Betroffenen selbst beziehungsweise von deren Familienangehörigen bestritten werden müssen. Hinzu kommen oft weitere finanzielle Erfordernisse wie etwa für eine Unterbringung im Heim, Aufwendungen für Mobilität oder Umbaumaßnahmen der Wohnung.
Zwar hat der Gesetzgeber mit dem jüngsten Pflegestärkungsgesetz die staatlichen Leistungen verbessert, doch das reicht immer noch nicht aus. „Den deutschen Verbrauchern droht, ähnlich wie bei der Altersvorsorge, auch bei der Pflegebedürftigkeit eine Versorgungslücke“, ist Tilmes überzeugt.
Belastungen werden von vielen Menschen vollkommen unterschätzt
„Ein finanzielles Extrabudget für den Pflegefall zu bilden ist wichtiger denn je“, rät deshalb der FPSB-Vorstand. Denn ob jung oder alt - die meisten Deutschen übersehen die zusätzlichen finanziellen Belastungen, die sich aus einer Pflegesituation ergeben können.
„Es ist sinnvoll, das Pflegerisiko in der individuellen Finanzplanung zu berücksichtigen – und zwar frühzeitig“, empfiehlt Tilmes. Wichtige Unterstützung würden hier qualifizierten Fachleute, wie auch die vom FPSB Deutschland zertifizierten unabhängigen Certified Financial Planner (CFP-Professional) leisten. Sie geben Auskunft darüber, auf welchen Wegen man sich und seine Familie richtig absichern kann. Außerdem können die Experten die möglichen Unterhaltspflichten für Kinder und Eltern abschätzen und organisatorisch begleiten. „Ein wesentlicher Aspekt der individuellen Finanzplanung ist auch das Durchspielen möglicher Risikoszenarien und deren Auswirkungen auf die Vermögenssituation“, erläutert Tilmes. Zum Beispiel werden die Wirkung von Inflation oder das Ausmaß finanzieller Aufwendungen bei einer möglichen Pflegebedürftigkeit simuliert.
Quelle: Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland)
Autor(en): Versicherungsmagazin