Der Fachkräftemangel ist für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland problematisch. Laut einer Studie der Gothaer hat knapp die Hälfte aller KMU Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Besonders dramatisch ist die Situation bei größeren Unternehmen mit 201 bis 500 Beschäftigten: hier berichten 59 Prozent von akuten Problemen bei der Fachkräftesuche.
Mitarbeiterbindung und -gewinnung ist für kleine und mittelständische Unternehmen ein Muss. Das zeigen auch die Ergebnisse der Studie: Nur sechs Prozent ergreifen keine Maßnahmen, um Fachkräfte zu finden oder zu binden, 94 Prozent sind bereits aktiv. Auffallend ist: Je größer das Unternehmen, desto schwieriger gestaltet sich die Personalsuche. Während nur 30 Prozent der kleineren Unternehmen (ein bis zehn Mitarbeitende) über diese Problematik berichten, tun dies 59 Prozent der größeren Unternehmen (201 bis 500 Mitarbeitende).
Flexible Arbeitszeiten sind das wichtigste Lockmittel
Auf Platz eins der genutzten Möglichkeiten zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung landet mit 49 Prozent das Angebot von flexiblen Arbeitszeiten. Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt sich, dass dieses Angebot kontinuierlich wächst. (2023: 47 Prozent; 2022: 44 Prozent). Auch Home-Office-Optionen (39 Prozent) und attraktive Gehälter (39 Prozent) stehen weiterhin hoch im Kurs.
Das Angebot einer betrieblichen Altersversorgung (bAV) wird von Arbeitgebern zunehmend genutzt, um sich positiv zu positionieren. Aktuell bieten 34 Prozent der KMU ihren Mitarbeitenden eine bAV an – ein Plus von vier Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Damit bleibt die bAV weiterhin die beliebteste Versicherung zur Mitarbeiterbindung.
Lösungen schaffen, die auf die Bedürfnisse kleiner Unternehmen zugeschnitten sind
Besonders auffällig: Je kleiner das Unternehmen, desto weniger wird die bAV als Instrument zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung genutzt. Während fast die Hälfte (48 Prozent) aller größeren Unternehmen mit 201 bis 500 Beschäftigten eine bAV anbietet, sind es bei den kleinen Unternehmen nur 14 Prozent (plus 2 Prozentpunkte).
„Leider nutzen kleine Unternehmen noch zu selten die Chance, die bAV als Baustein einzusetzen. Dabei ist die Umsetzung unabhängig von der Unternehmensgröße möglich. Es lassen sich verschiedene Modelle und Lösungen schaffen, die auf die Bedürfnisse und Ressourcen kleiner Unternehmen zugeschnitten sind. Für uns als Versicherer bedeutet das, dass wir noch mehr informieren müssen, damit sich auch kleine Unternehmen im Kampf um Fachkräfte behaupten können“, kommentiert Alina vom Bruck, Vorstandsvorsitzende der Gothaer Lebensversicherung, die Studienergebnisse.
Zusätzlicher Krankenversicherungsschutz bei Kleinstunternehmen Mangelware
Insgesamt 18 Prozent der Unternehmen bieten eine betriebliche Gesundheitsförderung an, beispielsweise Sport- und Entspannungskurse während der Arbeitszeit. Sie liegt damit gleichauf mit dem Jobticket (plus fünf Prozentpunkte) und einen Prozentpunkt vor Zeitwertkonten (17 Prozent; minus ein Prozentpunkt). 14 Prozent setzen auf die betriebliche Krankenversicherung als Maßnahme zur Mitarbeitendengewinnung und -bindung.
Besonders auffällig: Je größer die Unternehmen, desto häufiger werden Gesundheitsleistungen angeboten. Während nur sieben Prozent der Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitenden eine betriebliche Gesundheitsförderung anbieten, sind es bei den Unternehmen mit 201 bis 500 Beschäftigten bereits 29 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der betrieblichen Krankenversicherung. Nur fünf Prozent der Kleinstunternehmen bieten ihren Mitarbeitenden den zusätzlichen Krankenversicherungsschutz an. Bei größeren Unternehmen sind es 17 bis 18 Prozent.
„Die Zahlen zeigen, dass wir weiter an der Durchdringung betrieblicher Gesundheitsangebote arbeiten müssen. Vielen kleineren Arbeitgebern scheint nicht bewusst zu sein, dass eine betriebliche Krankenversicherung eine wirksame und kostengünstige Maßnahme ist, um Fachkräfte von sich zu überzeugen. Hinzu kommt: Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird sich der Fachkräftemangel weiter verschärfen“, sagt Dr. Sylvia Eichelberg, Vorstandsvorsitzende der Gothaer Krankenversicherung.
Hintergrundinformationen
2024 befragte die Gothaer Versicherung deutsche KMUs in einer Online-Befragung nach aktuellen Trends und Meinungen. Im Zeitraum vom 09. bis 29. Januar 2024 haben 1.022 Personen teilgenommen, die in ihren Unternehmen für das Thema Versicherungen (mit-) verantwortlich sind. Durchführendes Institut war die Heute und Morgen GmbH aus Köln.
Quelle: Gothaer
Autor(en): versicherungsmagazin.de