Patienten müssen sich auf neue Strukturen einstellen

Zehn Monate nach Inkrafttreten des GKV-Modernisierungsgesetzes (GMG), zog Dr. H. Hellmut Koch, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) Bilanz. Nur wenige Ziele des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) seien bislang mit dem GMG in Erfüllung gegangen.

Rückläufig seien die Arzneimittelausgaben; in Bayern im ersten Halbjahr 2004 um rund 200 Millionen Euro (1,4 Milliarden Bundesdurchschnitt). Die Praxisgebühr erwirke die zumindest vom BMGS erwünschten Effekte: "Bei den niedergelassenen Ärzten sind die Fallzahlen im ersten Quartal um durchschnittlich zehn Prozent und im zweiten Quartal um sechs Prozent zurückgegangen", sagte Koch vor dem 58. Bayerischen Ärztetag. Die Patienten gingen seltener zum Arzt, wobei sich dieser Trend bei den Fachärzten stärker bemerkbar mache als bei den Allgemeinärzten.

Ärzte in Praxen und Kliniken würden sich auf neue Strukturen einstellen. Die neuen Kooperationsformen würden zu hinterfragen sein, bewährte Strukturen beibehalten, andere abgeschafft werden. "Auf jeden Fall wird die medizinische Versorgungslandschaft künftig pluraler, sprich vielfältiger sein, als sie es heute ist", so Bayerns Ärzte-Chef. Das vertrauensvolle Arzt-Patientenverhältnis zu schützen sowie die Qualität der ärztlichen Berufsausübung zu stärken, sei und bleibe die zentrale Aufgabe der BLÄK. Klar sei, dass Patienten nur diejenigen Strukturen akzeptieren werden, in denen sie ein Vertrauensverhältnis zu "ihrem" Arzt aufbauen können. "Und wir können nur diejenigen Strukturen akzeptieren, in denen die Qualität ärztlicher Arbeit durch sachgerechte Vorgaben flankiert wird", erklärte Koch. So befänden Hausarztmodelle sich derzeit noch im "Stadium der Diskussion" während hingegen sechs Medizinische Versorgungszentren genehmigt seien. Bei den Disease-Management-Programmen (DMP) gäbe es bereits viele Ärzte, die mit den strukturierten Behandlungsprogrammen arbeiteten, z.B. über 6.300 beim "DMP Diabetes mellitus Typ 2". In Bayern bekomme jeder kranke Patient noch das, was er benötige. Allerdings bewegten sich Ärzte bei der Therapie einiger Krankheiten an der Grenze zur Rationierung. "Diese Rotstift-Politik bringt Ärztinnen und Ärzte in eine permanente Zerreißprobe zwischen Kostendruck und optimaler Patientenversorgung", so Koch.

Quelle: Bayerische Landesärztekammer

Autor(en): SN

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