Hausbesitzer, die einen neuen Versicherungsvertrag für ihre Immobilie abschließen, erhalten künftig automatisch Schutz gegen weitere Elementargefahren. Mitversichert sind nun Überschwemmung, Rückstau aus der Kanalisation, Erdbeben, Erdsenkung, Erdrutsch, Schneedruck, Lawinen und Vulkanausbruch. Bisher waren nur Hagel und Sturm mitversichert.
Andere Naturgefahren konnten als Paket dazu gewählt werden. Die Neuregelung wurde seit Anfang des Jahres allen Versicherern unverbindlich vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) empfohlen. Die Versicherer wollen damit die Durchdringungsquote für erweiterte Elementarschäden erhöhen. Laut GDV besäßen nur rund 26 Prozent aller Haushalte in Deutschland für ihr Wohngebäude eine Elementarschadenversicherung. Dabei hätten Naturereignisse wie Starkregen oder Überschwemmungen nachweislich zugenommen. Selbst Orte abseits von Gewässern würden zunehmend in Mitleidenschaft gezogen: Sturzfluten unterspülten Straßenzüge und drängen in Häuser und Keller ein. Die strengen Winter der letzten zwei Jahre hätte zudem gezeigt, dass insbesondere Häuser mit Flachdach-Konstruktionen durch den starken Schneedruck gefährdet seien.
Kunde kann sich auch gegen Elementar-Schaden entscheiden
Mit der neuen Opting-Out-Klausel möchte die Branche nun ein neues Gefahrenbewusstsein schaffen. „Der Kunde kann sich natürlich auch gegen den Elementar-Baustein entscheiden. In diesem Fall muss er den Naturgefahrenschutz jedoch künftig bewusst abwählen“, erläutert GDV-Chef Jörg von Fürstenwerth. Demgegenüber ist es bei der Hausratversicherung beim Zuwahl-Modell geblieben. Hier müssen Kunden, die neue Verträge abschließen, weiterhin Elementarschutz aktiv dazu wählen. Natürlich müssen Vermittler Immobilienkunden künftig bei der Beratung und Protokollpflicht risikotechnisch beraten. Psychologisch ist eine Abwahl aber oft eine größere Hürde als die Zuwahl.
Elementarschutz nicht automatisch im Bestand
Trotzdem gibt es ein Problem beim neuen Vertriebsmodell: „Bestandverträge können nicht einseitig geändert werden“, heißt es bei der R+V in Wiesbaden. Der Versicherer wird die neue Klausel aber auf jeden Fall einführen. Wie Bestandskunden behandeln werden sollen, sei noch nicht abschließen entschieden. Gegenüber den Mitbewerbern hat die R+V den Nase weit voraus: Rund 50 Prozent aller Kunden haben schon die verbesserte Deckung. Die Allianz bietet Elementarschutz schon seit 2009 als gleichwertige vierte Gefahr an. Über die eigene Durchdringungsquote macht der Versicherer keine Angaben.
Je näher zum Wasser desto teurer
Etwas hinter dem Markt hinkt die Provinzial Rheinland her. Rund 20 Prozent der Kunden haben hier Elementarschutz. Seit dem Frühjahr 2010 bietet der Düsseldorfer Versicherer drei individuell wählbare separate Bausteine zum Schutz gegen Starkregen und weitere Gefahren wie Schneedruck sowie gegen Überschwemmung und Erdbeben an. Im Schnitt sollen Immobilbesitzer rund 50 Euro pro Jahr mehr für eine Police mit Elementarschutz aufbringen, so der GDV. Im Einzelnen dürfte es große Unterschiede geben. Wer in der Nähe zu einem Gewässer wohnt, muss deutlich mehr bezahlen.
„Der Hausbesitzer muss für die risikoreichste Region „Zürs 3“ im Vergleich zu „Zürs 1“ etwas mehr als das Doppelte im Durchschnitt bezahlen“, erläutert Allianz-Sprecherin Corinna Hartmann. Keinen Schutz bekommen weiterhin Hausbesitzer, die direkt an einem Fluss wohnen, der regelmäßig über die Ufer tritt. Betroffen sind laut GDV rund 1,5 Prozent der Gebäude. In Ausnahmefälle gibt in dieser Risikoklasse (Zürs 4) Schutz mit einer hohen Selbstbeteiligung.
Druck auf den Preis wird steigen
Das neue Vertriebsmodell dürfte den scharfen Wettbewerb um die lukrativen Hausbesitzer kaum eindämmen, sondern könnte ihn noch forcieren. So könnten Kunden beispielsweise leicht mit der Werbung „Elementarschutz zum Nulltarif“ von einem teuren Anbieter zu einer günstigeren Gesellschaft umgedeckt werden. Unter die Up-Date-Garantie der VHV Versicherung, Hannover, wird der Elementarschutz auch dann nicht fallen, wenn er direkt in das Bedingungswerk eingebaut ist. Die Leistung gäbe es derzeit ja schon und würde somit keine Leistungsverbesserung darstellen, so die VHV.
Trotzdem dürfte der Druck auf den Preis des Elementarschutzes steigen. Einen ersten Vorgeschmack hat hier die Allianz gegeben. 2009 bekamen Wohngebäudekunden im Rahmen einer Aktion auf den Elementarschutz 25 Prozent Rabatt und in der Hausrat gab es den Schutz als kostenfreies Bonbon.
Bild: © Sabine Hornborstel /
Andere Naturgefahren konnten als Paket dazu gewählt werden. Die Neuregelung wurde seit Anfang des Jahres allen Versicherern unverbindlich vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) empfohlen. Die Versicherer wollen damit die Durchdringungsquote für erweiterte Elementarschäden erhöhen. Laut GDV besäßen nur rund 26 Prozent aller Haushalte in Deutschland für ihr Wohngebäude eine Elementarschadenversicherung. Dabei hätten Naturereignisse wie Starkregen oder Überschwemmungen nachweislich zugenommen. Selbst Orte abseits von Gewässern würden zunehmend in Mitleidenschaft gezogen: Sturzfluten unterspülten Straßenzüge und drängen in Häuser und Keller ein. Die strengen Winter der letzten zwei Jahre hätte zudem gezeigt, dass insbesondere Häuser mit Flachdach-Konstruktionen durch den starken Schneedruck gefährdet seien.
Kunde kann sich auch gegen Elementar-Schaden entscheiden
Mit der neuen Opting-Out-Klausel möchte die Branche nun ein neues Gefahrenbewusstsein schaffen. „Der Kunde kann sich natürlich auch gegen den Elementar-Baustein entscheiden. In diesem Fall muss er den Naturgefahrenschutz jedoch künftig bewusst abwählen“, erläutert GDV-Chef Jörg von Fürstenwerth. Demgegenüber ist es bei der Hausratversicherung beim Zuwahl-Modell geblieben. Hier müssen Kunden, die neue Verträge abschließen, weiterhin Elementarschutz aktiv dazu wählen. Natürlich müssen Vermittler Immobilienkunden künftig bei der Beratung und Protokollpflicht risikotechnisch beraten. Psychologisch ist eine Abwahl aber oft eine größere Hürde als die Zuwahl.
Elementarschutz nicht automatisch im Bestand
Trotzdem gibt es ein Problem beim neuen Vertriebsmodell: „Bestandverträge können nicht einseitig geändert werden“, heißt es bei der R+V in Wiesbaden. Der Versicherer wird die neue Klausel aber auf jeden Fall einführen. Wie Bestandskunden behandeln werden sollen, sei noch nicht abschließen entschieden. Gegenüber den Mitbewerbern hat die R+V den Nase weit voraus: Rund 50 Prozent aller Kunden haben schon die verbesserte Deckung. Die Allianz bietet Elementarschutz schon seit 2009 als gleichwertige vierte Gefahr an. Über die eigene Durchdringungsquote macht der Versicherer keine Angaben.
Je näher zum Wasser desto teurer
Etwas hinter dem Markt hinkt die Provinzial Rheinland her. Rund 20 Prozent der Kunden haben hier Elementarschutz. Seit dem Frühjahr 2010 bietet der Düsseldorfer Versicherer drei individuell wählbare separate Bausteine zum Schutz gegen Starkregen und weitere Gefahren wie Schneedruck sowie gegen Überschwemmung und Erdbeben an. Im Schnitt sollen Immobilbesitzer rund 50 Euro pro Jahr mehr für eine Police mit Elementarschutz aufbringen, so der GDV. Im Einzelnen dürfte es große Unterschiede geben. Wer in der Nähe zu einem Gewässer wohnt, muss deutlich mehr bezahlen.
„Der Hausbesitzer muss für die risikoreichste Region „Zürs 3“ im Vergleich zu „Zürs 1“ etwas mehr als das Doppelte im Durchschnitt bezahlen“, erläutert Allianz-Sprecherin Corinna Hartmann. Keinen Schutz bekommen weiterhin Hausbesitzer, die direkt an einem Fluss wohnen, der regelmäßig über die Ufer tritt. Betroffen sind laut GDV rund 1,5 Prozent der Gebäude. In Ausnahmefälle gibt in dieser Risikoklasse (Zürs 4) Schutz mit einer hohen Selbstbeteiligung.
Druck auf den Preis wird steigen
Das neue Vertriebsmodell dürfte den scharfen Wettbewerb um die lukrativen Hausbesitzer kaum eindämmen, sondern könnte ihn noch forcieren. So könnten Kunden beispielsweise leicht mit der Werbung „Elementarschutz zum Nulltarif“ von einem teuren Anbieter zu einer günstigeren Gesellschaft umgedeckt werden. Unter die Up-Date-Garantie der VHV Versicherung, Hannover, wird der Elementarschutz auch dann nicht fallen, wenn er direkt in das Bedingungswerk eingebaut ist. Die Leistung gäbe es derzeit ja schon und würde somit keine Leistungsverbesserung darstellen, so die VHV.
Trotzdem dürfte der Druck auf den Preis des Elementarschutzes steigen. Einen ersten Vorgeschmack hat hier die Allianz gegeben. 2009 bekamen Wohngebäudekunden im Rahmen einer Aktion auf den Elementarschutz 25 Prozent Rabatt und in der Hausrat gab es den Schutz als kostenfreies Bonbon.
Bild: © Sabine Hornborstel /
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek