"Die Baufinanzierung gehört zu den beratungsintensivsten Finanzdienstleistungen. Auf den Baufinanzierungswebseiten wird der Nutzer aber nur in den seltensten Fällen geführt und umfassend beraten", sagt Cofinpro-Manager Alexander Christau. Das Beratungshaus hat für eine Analyse im Juli 2021 die Internetauftritte verschiedener Anbieter, darunter klassische Filialbanken, Direktbanken und Vergleichsportale, unter die Lupe genommen. Sein Resümee: "Die individuellen Bedürfnisse des Nutzers hinsichtlich seiner Lebenssituation und -planung finden in den online angebotenen Beratungsstrecken kaum Beachtung."
Zentraler Kritikpunkt der Studie "Online-Beratung Baufinanzierung" sind unter anderem die Medienbrüche, die auf den Portalen statt volldigitaler Kreditlösungen häufig nur eine Konditionsermittlung mit Standardparametern zulassen. "Videos, Chat-Dienste oder Chatbots haben sich noch nicht in der Breite durchgesetzt", erläutert Christau. Die Anbieter konzentrierten sich auf die Lead-Generierung, die Bereitstellung von Informationen und letztlich eine Terminvereinbarung. Ergänzende Dienstleistungen oder Mehrwerte, die über die Finanzierung hinausgehen, würden hingegen kaum angeboten.
Umfangreicher Vergkeich ist nicht möglich
Für die Analyse untersuchten die Studienautoren auch, ob ein Kreditvertrag inklusive der möglichen Einbeziehung von Fördermitteln online gestellt werden kann. "Neben dem eigentlichen Kredit stehen Käufern und Bauherren interessante Förderprodukte zur Verfügung. Diese Darlehen und Zuschüsse gehören zum Standard in der Baufinanzierung, werden auf den untersuchten Webseiten aber bis auf eine Ausnahme nicht berücksichtigt", so Christau. "Innovative Features oder nachhaltige Produkte bleiben außen vor", lautet deshalb seine Kritik. Der potenzielle Kunde könne keinen umfangreichen Anbietervergleich vornehmen und bekomme daher auch keinen Eindruck davon, welche seiner Bedürfnisse von welchem Finanzierungspartner am besten abgedeckt werden.
Autor(en): Angelika Breinich-Schilly