Mit ihrem "Copilot" wollen die öffentlichen Sparkassenversicherer (VOEV) künftig schneller Schäden regulieren. Das automatische Notrufsystem soll aber vorrangig die Rettung von Autofahrern einleiten, die nach einem Unfall nicht mehr in der Lage sind, per Handy Hilfe anzufordern.
Auch für Motorradfahrer, die vielfach ganz allein stürzen, soll es bald ein Angebot geben. Per Crashsensor und Satelliten-Ortung werden die entsprechenden Informationen bei einer Kollision an eine Notfallzentrale weiter geleitet. Selbst bei bereits durch andere Verkehrsteilnehmer gemeldeten Unfällen, wird die Rettung aufgrund der absolut präzisen Ortsangaben, die durch den Copiloten übermittelt werden, in der Regel deutlich beschleunigt. Der lebensrettende Service kostete 9,90 Euro pro Monat und lässt sich in alle Fahrzeuge einbauen.
"Kein Werkstattzwang-Tarif durch die Hintertür"
"Der direkte Kontakt zu uns, ist ein Zusatzeffekt", betonte Peter Slawik, der bei den öffentlichen Assekuranzen für die Autoversicherung zuständig ist. Der Kunde müsse aber nicht den vom Versicherer bestellten Abschleppwagen nutzen, so Slawik. Es handele sich somit nicht um einen Werkstattzwang-Tarif "durch die Hintertür". Die öffentlichen Versicherer sind mit der Einführung des Copiloten Vorreiter im Markt. Das von der EU geplante E-Call-Notruf-System lässt bisher noch auf sich warten.
Neue Signale zu Solvency II: Milderes Aufsichtsrecht
Lebens- und Rentenversicherung mit lebenslangen Garantien soll es auch unter dem neuen Aufsichtsrecht „Solvency II“ geben. "Wir haben positive Signale, dass das neue Regelwerk nachjustiert wird und nicht mehr direkt an den tatsächlichen Kapitalmarkt gekoppelt werden soll", sagte der VOEV-Vorsitzende Friedrich Schubring-Giese. Auch die Stresstests sollen abgemildert werden. Die Gruppe aus regionalen, mittelgroßen Versicherern fordert aber noch weitere Erleichterungen. So soll vor allem die Berichtspflicht vereinfacht werden. 2010 konnten die Lebensversicherungseinnahmen der Gruppe um 20,4 Prozent erhöhen werden. Das Neugeschäft stieg sogar um 53,6 Prozent auf 5,07 Milliarden Euro. Im Vergleich: Das Plus der gesamten Branche lag bei 25,5 Prozent.
Gutes Geschäft mit dem "oft schlecht geredeten Geschäft" aus Einmalbeiträgen
Das Geschäft der Öffentlichen resultiert aber zum Großteil aus Verträgen mit nicht unumstrittener einmaliger Kapitaleinlage. Der Anteil der Einmalbeiträge an den Beitragseinnahmen stieg 2010 auf 48 Prozent. Trotzdem haben die öffentlichen Versicherer nach eigenen Angaben keine Probleme mit diesem "oft schlecht geredeten Geschäft". Reine Kapitalisierungsprodukte hätten die öffentlichen Versicherer, deren Einmalbeitragsgeschäft zu 85 Prozent in Sparkassen verkauft wird, kaum angeboten. Die Einmalbeitragsprodukte seien extra gegen "Zinsjäger" entwickelt worden. So würde in den ersten Jahren bei diesen Angeboten der Überschussanteil deutlich geringer ausfallen. Dafür seien die Schlussgewinnanteile höher.
"Damit wird der Anreiz erhöht, den Vertrag durchzuhalten", erläuterte Harald Benzing, Vorsitzender des Versicherungsausschuss Leben. 2011 dürfte sich der Verkauf von Einmalbeitragsprodukten aber deutlich reduzieren. Der Anteil an den Beitragseinnahmen soll dann nur noch 30 Prozent ausmachen. "Damit ist auch ein generelles Absinken der Einnahmen in der Lebensversicherung verbunden", betonte Benzing.
bAV: Klare Trennung von Beratung und Vertrieb
Im Bereiche der betrieblichen Altersversorgung mussten die Öffentlichen Versicherer mit einem schleppenden Neugeschäft kämpfen. Hier sank die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge um 11,3 Prozent auf rund 64.000. Die Versicherungssumme stieg um 2,7 Prozent auf 28,3 Milliarden Euro. Die Öffentlichen Versicherer halten nun 90 Prozent am bAV-Beratungsunternehmen Heubeck AG und haben die Gesellschaft S-Pensions-Management ganz eingestellt. Beratung und Vertrieb sind nun bei der bAV vollkommen getrennt. Der Vertrieb von bAV-Produkten wurde an die einzelnen Regionalversicherer zurückgegeben.
Der Verband bestreitet, dass Beschwerden des Bundesverbandes der Rechtsberater für betriebliche Altersversorgung und Zeitwertkonten Auslöser dieser Maßnahme gewesen sei. Tatsächlich sei von einer "zweigleisigen bAV-Beratung" auf eine "eingleisige" umgestellt worden. Heubeck würde zudem ergebnisoffen beraten. "Natürlich gibt es einen Hinweise auf die öffentlichen Versicherer", sagte Verbandsexperte Gerhard Müller. Heubeck würde aber ansonsten lösungsorientiert gegen eine Gebühr beraten.
Zahnarztkosten steigen um circa 20 Prozent
Die Zahnarztkosten steigen nach Einschätzung des VOEV um rund 20 Prozent, so die Analyse der neuen Gebührenordnung, die ab 2012 gelten soll. Hiervon wären nicht nur Privatpatienten, sondern über die Zuzahlung auch Kassenpatienten betroffen. Energisch verteidigte der Verband die Öffnungsklausel, die im Rahmen der geplanten Gebührenreform für Ärzte kommen soll und den Versicherern separate Verträge mit Leistungserbringern erlauben soll. Es würde nicht ins System passen, wenn bei einem Einheitspreis nicht die Leistung geschaut werden könne, so Benzing. Bekämpfen will die Branche hingegen die Ausweitung des Leistungsangebots der Krankenkassen. Nach Meinung des Verbandes gehöre es nicht zu den Aufgaben einem solidarischen Versicherungssystem, zusätzlichen Zahnschutz oder den Chefarzt im Krankenhaus anzubieten. Die Versicherer glauben, dass die Kassen dann große Wettbewerbsvorteile haben würden.
Überschwemmungsschutz für fast alle Wohngebäude möglich
Ihren Marktanteil hielten die öffentlichen Schaden- und Unfallversicherer mit 14,3 Prozent konstant. Viele lokale Naturschäden und eine ausgeprägte Frostperiode führten 2010 jedoch zum einem höheren Schadenaufwand von 4,8 Prozent. In der Wohngebäudeversicherung wird weiterhin der Verkauf von zusätzlichem Elementarschutz forciert. Die Kunden müssen diesen Schutz, der nun automatisch mitversichert wird, abwählen, wenn sie in nicht wollen. 98,5 Prozent aller Wohngebäude könnten mit zusätzlichem Elementarschutz abgesichert werden, dafür sorge das Risikosystem "Zürs". Den Vorwurf von Verbraucherschützern, das viele Versicherer schon den Schutz von Wohngebäude, die in unteren Risikoklassen lägen, ablehnen würden, wies der Verband für seine Mitglieder weit von sich. "Das ist ausgemachter Unsinn", so Schubring-Giese.
Bild: Sparkassenversicherung
Auch für Motorradfahrer, die vielfach ganz allein stürzen, soll es bald ein Angebot geben. Per Crashsensor und Satelliten-Ortung werden die entsprechenden Informationen bei einer Kollision an eine Notfallzentrale weiter geleitet. Selbst bei bereits durch andere Verkehrsteilnehmer gemeldeten Unfällen, wird die Rettung aufgrund der absolut präzisen Ortsangaben, die durch den Copiloten übermittelt werden, in der Regel deutlich beschleunigt. Der lebensrettende Service kostete 9,90 Euro pro Monat und lässt sich in alle Fahrzeuge einbauen.
"Kein Werkstattzwang-Tarif durch die Hintertür"
"Der direkte Kontakt zu uns, ist ein Zusatzeffekt", betonte Peter Slawik, der bei den öffentlichen Assekuranzen für die Autoversicherung zuständig ist. Der Kunde müsse aber nicht den vom Versicherer bestellten Abschleppwagen nutzen, so Slawik. Es handele sich somit nicht um einen Werkstattzwang-Tarif "durch die Hintertür". Die öffentlichen Versicherer sind mit der Einführung des Copiloten Vorreiter im Markt. Das von der EU geplante E-Call-Notruf-System lässt bisher noch auf sich warten.
Neue Signale zu Solvency II: Milderes Aufsichtsrecht
Lebens- und Rentenversicherung mit lebenslangen Garantien soll es auch unter dem neuen Aufsichtsrecht „Solvency II“ geben. "Wir haben positive Signale, dass das neue Regelwerk nachjustiert wird und nicht mehr direkt an den tatsächlichen Kapitalmarkt gekoppelt werden soll", sagte der VOEV-Vorsitzende Friedrich Schubring-Giese. Auch die Stresstests sollen abgemildert werden. Die Gruppe aus regionalen, mittelgroßen Versicherern fordert aber noch weitere Erleichterungen. So soll vor allem die Berichtspflicht vereinfacht werden. 2010 konnten die Lebensversicherungseinnahmen der Gruppe um 20,4 Prozent erhöhen werden. Das Neugeschäft stieg sogar um 53,6 Prozent auf 5,07 Milliarden Euro. Im Vergleich: Das Plus der gesamten Branche lag bei 25,5 Prozent.
Gutes Geschäft mit dem "oft schlecht geredeten Geschäft" aus Einmalbeiträgen
Das Geschäft der Öffentlichen resultiert aber zum Großteil aus Verträgen mit nicht unumstrittener einmaliger Kapitaleinlage. Der Anteil der Einmalbeiträge an den Beitragseinnahmen stieg 2010 auf 48 Prozent. Trotzdem haben die öffentlichen Versicherer nach eigenen Angaben keine Probleme mit diesem "oft schlecht geredeten Geschäft". Reine Kapitalisierungsprodukte hätten die öffentlichen Versicherer, deren Einmalbeitragsgeschäft zu 85 Prozent in Sparkassen verkauft wird, kaum angeboten. Die Einmalbeitragsprodukte seien extra gegen "Zinsjäger" entwickelt worden. So würde in den ersten Jahren bei diesen Angeboten der Überschussanteil deutlich geringer ausfallen. Dafür seien die Schlussgewinnanteile höher.
"Damit wird der Anreiz erhöht, den Vertrag durchzuhalten", erläuterte Harald Benzing, Vorsitzender des Versicherungsausschuss Leben. 2011 dürfte sich der Verkauf von Einmalbeitragsprodukten aber deutlich reduzieren. Der Anteil an den Beitragseinnahmen soll dann nur noch 30 Prozent ausmachen. "Damit ist auch ein generelles Absinken der Einnahmen in der Lebensversicherung verbunden", betonte Benzing.
bAV: Klare Trennung von Beratung und Vertrieb
Im Bereiche der betrieblichen Altersversorgung mussten die Öffentlichen Versicherer mit einem schleppenden Neugeschäft kämpfen. Hier sank die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge um 11,3 Prozent auf rund 64.000. Die Versicherungssumme stieg um 2,7 Prozent auf 28,3 Milliarden Euro. Die Öffentlichen Versicherer halten nun 90 Prozent am bAV-Beratungsunternehmen Heubeck AG und haben die Gesellschaft S-Pensions-Management ganz eingestellt. Beratung und Vertrieb sind nun bei der bAV vollkommen getrennt. Der Vertrieb von bAV-Produkten wurde an die einzelnen Regionalversicherer zurückgegeben.
Der Verband bestreitet, dass Beschwerden des Bundesverbandes der Rechtsberater für betriebliche Altersversorgung und Zeitwertkonten Auslöser dieser Maßnahme gewesen sei. Tatsächlich sei von einer "zweigleisigen bAV-Beratung" auf eine "eingleisige" umgestellt worden. Heubeck würde zudem ergebnisoffen beraten. "Natürlich gibt es einen Hinweise auf die öffentlichen Versicherer", sagte Verbandsexperte Gerhard Müller. Heubeck würde aber ansonsten lösungsorientiert gegen eine Gebühr beraten.
Zahnarztkosten steigen um circa 20 Prozent
Die Zahnarztkosten steigen nach Einschätzung des VOEV um rund 20 Prozent, so die Analyse der neuen Gebührenordnung, die ab 2012 gelten soll. Hiervon wären nicht nur Privatpatienten, sondern über die Zuzahlung auch Kassenpatienten betroffen. Energisch verteidigte der Verband die Öffnungsklausel, die im Rahmen der geplanten Gebührenreform für Ärzte kommen soll und den Versicherern separate Verträge mit Leistungserbringern erlauben soll. Es würde nicht ins System passen, wenn bei einem Einheitspreis nicht die Leistung geschaut werden könne, so Benzing. Bekämpfen will die Branche hingegen die Ausweitung des Leistungsangebots der Krankenkassen. Nach Meinung des Verbandes gehöre es nicht zu den Aufgaben einem solidarischen Versicherungssystem, zusätzlichen Zahnschutz oder den Chefarzt im Krankenhaus anzubieten. Die Versicherer glauben, dass die Kassen dann große Wettbewerbsvorteile haben würden.
Überschwemmungsschutz für fast alle Wohngebäude möglich
Ihren Marktanteil hielten die öffentlichen Schaden- und Unfallversicherer mit 14,3 Prozent konstant. Viele lokale Naturschäden und eine ausgeprägte Frostperiode führten 2010 jedoch zum einem höheren Schadenaufwand von 4,8 Prozent. In der Wohngebäudeversicherung wird weiterhin der Verkauf von zusätzlichem Elementarschutz forciert. Die Kunden müssen diesen Schutz, der nun automatisch mitversichert wird, abwählen, wenn sie in nicht wollen. 98,5 Prozent aller Wohngebäude könnten mit zusätzlichem Elementarschutz abgesichert werden, dafür sorge das Risikosystem "Zürs". Den Vorwurf von Verbraucherschützern, das viele Versicherer schon den Schutz von Wohngebäude, die in unteren Risikoklassen lägen, ablehnen würden, wies der Verband für seine Mitglieder weit von sich. "Das ist ausgemachter Unsinn", so Schubring-Giese.
Bild: Sparkassenversicherung
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek