Nicht richtig "geriestert" - 100 Millionen Euro verschenkt

Nachlässigkeit oder zu schwierige Vorgaben? Der Grund, weshalb Bundesbürger ihre Riester-Zulagen nicht pünktlich bis zum 31.12.2004 beantragten, ist noch nicht endgültig geklärt. Feststeht jedoch, dass nicht einmal die Hälfte der über fünf Millionen Riester-Sparer ihre Zulagenansprüche geltend machten. Finanzminister Eichel sparte so mindestens 100 Millionen Euro. Nun sollen Riester-Verträge interessanter und die Zulagen-Anträge vereinfacht werden.

Auf mehr als 100 Millionen Euro schätzen Fachleute den Betrag, den Bundesbürger verschenkt haben, weil sie nicht pünktlich bis zum Jahresende ihre Riester-Zulagen beantragt haben. Inzwischen sind alle nicht rechtzeitig erhobenen Ansprüche für das erste Riester-Abschluss-Jahr 2002 verfallen. Für die Zulagen-Anträge der Vertrags-Jahre 2003 und 2004 bleibt noch eine Schonfrist.

Mit den verfallenen 100 Millionen Euro soll das unfreiwillige Geschenk der Riester-Renten-Vertrags-Partner für die Kassen des Bundesfinanzministers Hans Eichel noch nicht einmal die endgültige Summe vollends erreicht haben. Denn die 100 Millionen machen nur den Gesamtbetrag der Grundzulage aus. Riester-Sparern mit Kindern stehen zusätzliche Prämien zu, die bisher niemand beziffern kann.

Stolperstein für Besserverdienende
Ein besonderer Stolperstein wird zusätzlich den Besserverdienenden beschert, die eine Riester-Rente mit Blick auf ein Steuerspar-Modell abgeschlossen hatten. Wenn sie nicht rechtzeitig per 31.12.2004 ihre Förderanträge eingereicht haben, jetzt aber in ihrer Steuererklärung von dem Sonderausgaben-Abzug (in Sachen Riester) Gebrauch machen, werden sie übel überrascht. Der Fiskus zieht nämlich die (normal angedachte) staatliche Zulage trotzdem ab, auch wenn sie nicht beantragt wurde.

Neues Antrags-Verfahren
Um künftig der Zulagenantrags-Müdigkeit vorzubeugen und mögliche Fehler schon im Keim zu ersticken, gewährt die Zulagenstelle neue Verfahrensmöglichkeiten. Die Zulagenstelle, die bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellt (BfA) angesiedelt ist, macht darauf aufmerksam, dass Riester-Sparer seit Jahresbeginn 2005 einen Dauer-Zulagen-Antrag stellen können. „Das funktioniert auch noch rückwirkend für das Jahr 2003“, erklärt Walter Glanz von der Zulagenstelle.

Der Dauer-Antrag bedeutet eine wesentliche Vereinfachung, denn nun muss niemand mehr Jahr für Jahr die Zulagen erneut beantragen. Lediglich Änderungen müssten zwischendurch der Zulagenstelle mitgeteilt werden.

Die Bundesregierung hat Ende vergangenen Jahres noch so Einiges auf den Weg gebracht, was zur weiteren Vereinfachung des Themas „Riester-Rente“ gehört. So wurden auch die Vertragsbedingungen gelockert: Inzwischen können bis zu 30 Prozent der angesparten Riester-Rente auf einmal ausgezahlt werden, ohne die Förderprämie zu gefährden. Und Sorgen, dass die Riester-Rente bei Arbeitslosigkeit zunächst angegriffen werden müsste, sind nach Aussagen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auch unbegründet. „Riester-Verträge sind Hartz-fest und bleiben beim Arbeitslosengeld II außen vor“, bringt es Michael Gaedicke vom GDV auf den Punkt.

Die Versicherer sorgen inzwischen mit Nachdruck für mehr Information in ihren Vertrieben über die neue Attraktivität der Riester-Rente. Mit dem Wegfall des Steuerprivilegs für die altbewährte Kapital-Lebensversicherung sollen nun die Riester-Verträge bevorzugt vermittelt werden und eine Art Revival – wie 2002 - erleben.

2006 entscheidende Veränderung
Die Info-Aktion ist auf ein Jahr begrenzt und könnte zu ähnlichen Schlussverkaufs-Aktionen führen, wie kürzlich bei den Kapital-Lebensversicherungen. Schon im Jahr 2006 ändert sich in Sachen Riester-Rente Entscheidendes: Dann nämlich ist „Uni-Sex“ angesagt. Die Riester-Renten müssen neu kalkuliert werden, weil im Zuge der Bestimmungen der Europäischen Kommission für Männer und Frauen gleiche Tarife eingeführt müssen.

Das bedeutet in der Endkonsequenz, dass voraussichtlich die Riester-Verträge für Männer teurer werden. Bisher zahlen Männer wegen ihrer im Vergleich zu Frauen um sieben Jahre kürzeren Lebenserwartung zwischen 10 und 15 Prozent preiswertere Prämien als Frauen. Und natürlich gehen Insider nicht davon aus, dass die Frauen-Riester-Verträge günstiger werden. Vielmehr werden die Männer-Verträge dann angehoben werden.

Da aber Alt-Verträge auch bei Riester nicht angetastet werden, könnte sich dieses Jahr zum Männer-Riester-Renten-Jahr entwickeln. Schließlich, so betonen die Versicherer, können Förderquoten bis zu 50 Prozent ausgenutzt werden.

Autor(en): Marianne Storck

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