In einer Kurz-Studie hat der Bund der Versicherten (BdV) untersucht, wie renditestark Riester-Renten sind. Er kommt zu einem vernichtenden Urteil.
Als Datengrundlage diente dem BdV eine aktuelle Veröffentlichung der Stiftung Warentest. Dort stellen die Tester 15 Riester-Rentenversicherung mit Garantiezins vor. In seiner Studie vergleicht der BdV nun, ob es sich eher lohnt, sein Geld einfach unter das Kopfkissen zu legen, also überhaupt nicht zu sparen, oder einen Riester-Vertrag mit Garantie abzuschließen.
Riester schlechter als Geld unter dem Kopfkissen?
Der BdV kommt in der Studie zum Schluss: Unabhängig von Geschlecht, Anspardauer und Variante müssen die Sparer*innen stets überdurchschnittlich alt werden, um das „Kopfkissen zu schlagen“. Je nach Konstellation sind zum Zeitpunkt der durchschnittlichen Lebenserwartung noch erhebliche Werte unterm Kopfkissen.
Stets ist bei Tod zum Zeitpunkt der durchschnittlichen Lebenserwartung ein Restgeld unterm Kopfkissen. Bei Männern ist die Summe deutlich höher als bei Frauen und kann bis zu gut einem Elffachen der Jahreseinzahlung betragen.
Das „Kopfkissen“ sei offensichtlich kein renditeträchtiges Finanzprodukt. Trotzdem seien Riester-Rentenversicherungen unter Renditegesichtspunkten sogar noch schlechter als ein simples Kopfkissen. „Die Versicherungsunternehmen sind nicht in der Lage, erfolgreich mit den anvertrauten Werten der Kundinnen und Kunden zu arbeiten“, kommentiert der Versicherungsmathematiker und Vorstand des BdV, Axel Kleinlein, seine eigenen Untersuchungsergebnisse.
GDV moniert BdV-Analyse als „fehlerhaft und irreführend“
Beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat Kleinlein mit der Studie scharfe Kritik ausgelöst. „Die Ergebnisse der BdV-Untersuchung sind irreführend. Negative Renditen ergeben sich allein auf Grund der vom BdV gewählten Methodik“, stellt GDV-Geschäftsführer Peter Schwark fest. Systematisch negative Renditen – wie vom BdV behauptet – seien bei Rentenverträgen durch die gesetzliche Vorgabe zum Beitragserhalt ausgeschlossen. Schwark: „Die negativen Renditen ergeben sich durch einen simplen Trick. Kleinlein geht davon aus, dass die Lebenserwartungen zu vorsichtig kalkuliert sind.“ Der GDV wirft dem BdV „eine unlogische“ und „fehlerhafte“ Analyse vor. „Denn, wenn die Annahmen tatsächlich zu vorsichtig sein sollten, entstehen zwingend Überschüsse, an denen die Kunden zu mindestens 90 Prozent zu beteiligen sind“, so Schwark.
96 Prozent der Erträge ausgezahlt
Die Überschussbeteiligung würde die BdV-Analyse aber gar nicht berücksichtigen. Zwischen 2011 und 2017 seien von den Lebensversicherern 96 Prozent aller Erträge zu Gunsten der Kunden verwendet worden. Fakt sei zudem, dass klassische Lebensversicherungsprodukte höhere Garantien beinhalten als etwa Bank- oder Fondsriester-Produkte. Zudem sei der Zweck einer Riester-Rente nicht, möglichst hohe Renditen zu erwirtschaften, sondern den Versicherten lebenslang abzusichern. Die Riester-Rente gebe es ein Leben lang, egal wie alt der Rentner werde. Schwark: „Wer sein Geld hingegen unter das Kopfkissen legt, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit eines Morgens aufwachen und feststellen, dass nichts mehr da ist.“
Überschüsse kommen nicht an
Kleinlein verteidigt seine Berechnung aber. „Wir haben mit einer finanzmathematisch unstrittigen Methode die Rendite ermittelt“, so Kleinlein. Nach Erkenntnis des BdV würden Überschüsse zum großen Teil nicht mehr an die Kunden ausgezahlt. „Denn die Versicherer ziehen die Überschüsse erst einmal dazu heran, um Kalkulationsfehler auszugleichen, weil sie sich in der Vergangenheit massiv verrechnet haben“, behauptet der BdV-Chef.
Politisch kommt der neue Streit um die Riester-Rente zu einem schlechten Zeitpunkt, denn der GDV strebt eine Riester-Reform an. Mit dieser Reform sollen auch die Kosten für Riester sinken, weil eine einfachere Verwaltung und ein Online-Vertrieb geplant sind. Immerhin geht die Stiftung Warentest in ihrer Veröffentlichung auch für aktuell beginnende Verträge von einer positiven Entwicklung für die Kunden aus. Sie schreibt: „Die staatliche Förderung in Form von Zulagen und Steuervorteilen macht die Riester-Rente attraktiv. Eine Riester-Rentenversicherung eignet sich aber nur, wenn Sie etwa 50 Jahre alt sind und den Vertrag bis zur Rente durchhalten.“
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek