Neue Rentenmodelle sind notwendig

Mitarbeiter werden künftig immer häufiger gleitend in den Ruhestand gehen. "Der Ruhestandsbeginn wird weniger durch einen Zeitpunkt, sondern eher durch einen Zeitraum markiert, in dem die Arbeitsbelastung schrittweise zurückgefahren wird", prognostiziert Reiner Schwinger, Managing Director von Towers Watson Deutschland anlässlich einer neuen Studie zur demografischen Entwicklung in der Arbeitswelt.

Das heutige, abrupte Ausscheiden von Arbeitnehmern aus der Arbeitswelt auf dem Höhepunkt ihrer Karriere werde es künftig nicht mehr geben. Zum einen mache ein Mangel an Fach- und Führungskräfte einen längeren Verbleib im Job notwendig. Bei der Befragung, an der 116 Unternehmen aus Deutschland und Österreich teilnahmen, beklagte bereits über die Hälfte (53 Prozent) einen Fach und Führungskräftemangel. Dennoch hat laut der Studie erst ein Drittel (33 Prozent) demografiebezogene Maßnahmen geplant oder umgesetzt. Dabei sei es höchste Zeit aktiv zu werden. Solche Maßnahmen würden erst nach einer gewissen Vorlaufzeit Wirkung zeigen. Zum anderen müssten viele Arbeitnehmer künftig länger arbeiten, weil sie andernfalls ihre Rente nicht finanzieren könnten. "Auf ein komfortable Frühverrentungsprogramm dürfen viele Mitarbeiter, die heute Mitte 50 sind, nicht mehr hoffen", warnt Schwinger.

Altersgerechte Arbeitsplätze sind Mangelware
Hinsichtlich eines flexiblen Übergangs in den Ruhestand hätten aber viele Unternehmen ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht. Derzeit gibt es zwar in 69 Prozent der befragten Firmen eine betriebliche Altersversorgung, andere Maßnahmen werden aber noch stiefmütterlich behandelt. Lediglich 25 Prozent der Unternehmen haben bereits Vorruhestandsmodelle entwickelt. Immerhin neun Prozent arbeiten daran. Zeitwertkonten gibt es derzeit bei etwa 30 Prozent der Firmen. Rund 16 Prozent planen eine Einführung. Auch altersgerechte Arbeitsplätze sind noch Mangelware. Sie gibt es derzeit nur in 34 Prozent der befragten Unternehmen. Weitere zehn Prozent der Firmen wollen solche Arbeitsplätze entwickeln.

Laut Towers Watson sollten vor allem Kombinationen von aus Teilzeit und Teilrente geschaffen werden. Die Finanzierung solcher Modelle müsste aus Sicht der meisten Unternehmen (82 Prozent) gemeinsam von Unternehmen und Mitarbeiter geschultert werden. Nach früheren Studien wären rund drei Viertel aller Arbeitnehmer bereit, einen Teil ihrer Bezüge für eine garantierte betriebliche Altersversorgung einzusetzen.

Bei der Bewältigung des demografischen Wandels sehen die Unternehmen auch den Staat in der Pflicht. Die derzeitigen Instrumente seien aber nicht flexibel genug. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Befragten kritisieren das. Insgesamt fühlen sich 95 Prozent aller Unternehmen von der Politik nicht ausreichend unterstützt. Die Studie "Demografischer Wandel - Status Quo und Herausforderungen" für Unternehmen basiert auf der Befragung von 116 Firmen, die weltweit rund vier Millionen Mitarbeiter beschäftigen.





Quelle Grafik: Towers Watson

Bildquelle: © Stephanie Hofschläger/

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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