Neue Milliardenschäden entdeckt

Über 50 Milliarden Euro verlieren die Deutschen laut einem Gutachten des Bamberger Finanzwissenschaftlers Andreas Oehler jedes Jahr in Zusammenhang mit Altersvorsorge-Verträgen, davon allein 16 Milliarden Euro mit Lebens- und Rentenversicherungen (). Ursache sind die enormen Provisionen, mit denen die Anbieter Vermittler locken, Verbrauchern ungeeignete Verträge anzudienen, die sie nach kurzer Zeit unter hohen Verlusten kündigen müssen.

Autohandel kostet über 30 Milliarden Euro
Doch dies ist erst die Spitze des Eisbergs: Oehler hat weiterrecherchiert und herausgefunden, dass auch der Automobilhandel den Deutschen jedes Jahr beachtliche 31 Milliarden Euro Schäden zufügt. Dazu hatte ihm die Verbraucherzentrale Hamburg Beschwerden von mehreren Dutzend Käufern von Fahrzeugen der Marken Mercedes-Benz, Porsche und Ferrari vorgelegt. Diese hatten festgestellt, dass ihre Fahrzeuge unmittelbar nach Verlassen des Geländes des Autohändlers bereits durchschnittlich 10.000 Euro an Wert verloren hatten.

Dies ließ sich bezogen auf die Gesamtzahl der 3,1 Millionen im Jahr 2012 zugelassenen Pkw auf die stolze Summe von 31 Milliarden Euro Verbraucherschaden hochrechnen. Hinweise des Automobilverbands, dass der durchschnittliche Neuwagenpreis nur bei etwa 26.000 Euro liegt, wiesen Verbraucherschützer als durchsichtiges Ablenkmanöver zurück, mit dem nur die satten Provisionen der Autohändler geschützt werden sollen.

Tatsächlich überlegt das Verbraucherschutzministerium angesichts dieser schockierenden Zahlen, tätig zu werden. Nach Insiderinformationen soll bereits an einem neuen § 34k GewO gearbeitet werden, mit dem der Berufsstand der Kfz-Honorarberater in Deutschland etabliert werden soll. Diese Honorarberater können Kunden bei der Auswahl von Fahrzeugen völlig neutral beraten und unterliegen keinem Anreiz, höherwertige Fahrzeuge zu empfehlen, nur weil hier eine höhere Marge zu verdienen ist.

Über 20 Milliarden Euro durch nicht aufgegessene Lebensmittel
Auch in einem anderen Bereich verlieren die Verbraucher enorme Beträge. Auf 21,6 Milliarden Euro jährlich werden die Verluste geschätzt, die durch weggeworfene, nicht verbrauchte Lebensmittel entstehen. Auch hier dürfte die Anreizstruktur des Handels ausschlaggebend dafür sein, dass Verbraucher beachtliche Mengen an Lebensmitteln einkaufen, die sie nicht bis zum Verfallsdatum verbrauchen können.

Die Verbraucher erfahren bisher noch nicht, welche Margen bei Lebensmitteln einkalkuliert wurden. Von der Opposition wurde daher bereits als Sofortmaßnahme ein Produktinformationsblatt für Lebensmittel mit einem Kostenausweis in Euro und Cent vorgeschlagen, damit Verbraucher verstehen, warum Händler ihnen diese Produkte überhaupt anbieten, und leichter den Verführungen der Lebensmittelindustrie widerstehen können.

Das Verbraucherschutzministerium will auch dieses Übel durch die Honorarberatung beseitigen. Dazu könnte ein neuer Lebensmittel-Honorarberater (§ 34l GewO) dienen, der Verbrauchern gegen Honorar dazu verhilft, keine Lebensmittel mehr einzukaufen, die sie nicht auch selbst verbrauchen können. Für das Arbeitsministerium liegt der besondere Reiz darin, dass eine große Menge neuer Arbeitsplätze für Lebensmittel-Honorarberater entstehen könnten. Diese sollten jeweils ortsnah verfügbar sein, um Verbraucher bei ihren täglichen Einkäufen beraten zu können.

Diese Glosse vergleicht Äpfel und Birnen? Ja, das stimmt. Aber vielleicht sind die Deutschen doch nicht derart dumm, dass sie überall von Honorarberatern an die Hand genommen und vor Fehlentscheidungen im Leben bewahrt werden müssen - auch nicht in der Altersvorsorge. Und manche Studie ist wohl nur deshalb erfolgreich, weil in der Weihnachtszeit gerade Nachrichtenflaute herrscht. An der überzeugenden Untersuchungsmethodik jedenfalls hat es bestimmt nicht gelegen, dass so viele Menschen von den neuesten Erkenntnissen aus Bamberg erfahren mussten.

Bildquelle: © Rainer Sturm/

Autor(en): Matthias Beenken

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