Bauen Unternehmen Stellen ab, schaut die Öffentlichkeit aufmerksam hin. Hapert es an einer guten Kommunikation, reagiert auch der Kapitalmarkt sensibel. Doch das Controlling kann negative Reaktionen verhindern.
Erst Anfang Februar haben mehrere große Konzerne mit Jobkürzungen für Schlagzeilen gesorgt. So will etwa die Deutsche Bank auch 2019 die Zahl ihrer Mitarbeiter weiter reduzieren. Auch im Automobilsektor bahnen sich entsprechende Maßnahmen an: Laut Medienberichten rechnen Gewerkschaften beim Volkswagen-Konzern langfristig mit Personalabbau. Die Gründe, künftig weniger Mensche beschäftigen zu wollen, sind dabei vielschichtig: Geänderte Geschäftsprozesse oder eine Umstrukturierung des Unternehmens machen diesen Schritt oft nötig. Doch auch ein drohendes Krisenszenario kann das Management veranlassen, Mitarbeiter zu entlassen, freiwerdende Stellen nicht mehr zu besetzen oder sogar ganze Filialen zu schließen. Am Kapitalmarkt werden solche Nachrichten daher besonders kritisch betrachtet.
Entscheidend, ob proaktive oder reaktive Maßnahme kommuniziert wurde
Welche Reaktionen Personalabbaumaßnahmen tatsächlich hervorrufen und welche Möglichkeiten das Controlling hat, negative Folgen am Kapitalmarkt zu vermeiden, analysieren David Häfner, Jochen Kevin Rudnick und Dirk Schiereck in ihrem Beitrag "Reaktionen des Kapitalmarkts steuern". Sie erklären: "Personalabbaumaßnahmen gelten als besonders öffentlichkeitswirksame Bestandteile von Kostenreduzierungsprogrammen." In ihrer Analyse stellen die Autoren fest, dass für die Bewertung dieser Personalabbauprogramme (PAP) am Kapitalmarkt entscheidend ist, ob eine proaktive oder reaktive Maßnahme kommuniziert wurde:
Proaktive Maßnahmen belohnt der Kapitalmarkt
Wenn Unternehmen sich für Stellenstreichungen entscheiden, um eine zukünftige Performance-Steigerung und eine geplante strategische Entwicklung zu realisieren, wird das als vorausschauend und positiv wahrgenommen. Handelt es sich aber um eine reaktive Maßnahme, um eine drohende Krise zu verhindern, bedeutet das für Anleger, dass das Management in der Vergangenheit möglicherweise Fehler gemacht hat oder das Unternehmen sich negativ entwickelt. Vertrauen geht verloren und weitere Investitionen vielleicht überdacht oder ausgesetzt.
Gefragt ist also eine durchdachte Kommunikation. Ob diese jedoch proaktiv oder reaktiv ausfällt, liegt nach Ansicht der Springer-Autoren vor allem in der Hand des Controllings: "Die Herausforderung für das Controlling liegt deshalb darin, Controlling-Instrumente zu etablieren, die frühzeitig erkennen lassen, dass ein PAP notwendig sein wird."
Gefragt ist also eine durchdachte Kommunikation. Ob diese jedoch proaktiv oder reaktiv ausfällt, liegt nach Ansicht der Springer-Autoren vor allem in der Hand des Controllings: "Die Herausforderung für das Controlling liegt deshalb darin, Controlling-Instrumente zu etablieren, die frühzeitig erkennen lassen, dass ein PAP notwendig sein wird."
Restrukturierungsnotwendigkeiten aufdecken
Der Faktor Zeit spielt dabei eine zentrale Rolle. Je früher das Controlling also die Notwendigkeit entsprechender Maßnahmen erkennt, je mehr Möglichkeiten hat das Unternehmen in der weiteren Planung und auch in seiner Kommunikation. Häfner, Rudnick und Schiereck betonen: "Hier ist das strategische Controlling gefordert, belastbare, branchenspezifische Frühindikatoren zu entwickeln. Der Handlungsbedarf kann durch die Verwendung geeigneter Steuerungssysteme frühzeitig antizipiert werden, da sich die Notwendigkeit eines Personalabbaus häufig über einen längeren Zeitraum anbahnt."
Wichtige Indikatoren kann das Personalcontrolling liefern. Doch auch die Entwicklung geeigneter Kennzahlen können laut der Autoren zur Früherkennung beitragen. In der Praxis haben sich hier insbesondere folgende Kennzahlen bewährt:
- Sozialplankosten
- Abfindungsaufwand pro Mitarbeiter
- Netto-Personalbedarf
Das Controlling hat also verschiedene Möglichkeiten, das Management bei einer Restrukturierung zu unterstützen. Eine wichtige Basis bildet hierbei das Personalcontrolling, damit entsprechende Informationen zeitnah zur Verfügung stehen, sobald sich der Bedarf eines Stellenabbaus abzeichnet.
Dieser Beitrag ist ursprünglich bei Springer Professional erschienen.
Autor(en): Sylvia Meier