Mit neuem Lebensversicherer neue Zwei-Marken-Strategie

Den "Umständen entsprechend gut" da steht die Versicherungsgruppe VHV Vereinigte Hannoversche Versicherung. Nach jüngsten Aussagen ihres Vorstandsvorsitzenden Uwe H. Reuter ist nicht nur die Fusion mit der angeschlagenen Hannoverschen Lebensversicherung (HL) vor wenigen Monaten – geräuschloser als im Plan – vorangeschritten, sondern hat auch Raum für neue Pläne gelassen. Die VHV gründet derzeit eine weitere neue Lebensversicherungsgesellschaft.

"Wir rechnen damit, dass die Versicherungsaufsicht (BaFin) unserer in Gründung befindlichen VHV Lebensversicherung AG im Juni die Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb erteilt", kommentiert Reuter, das ehrgeizige Ziel, seinen Vertriebspartnern, Maklern und Mehrfachagenten, - bisher auf das Kfz- und Kautions-Versicherungsgeschäft im privaten und gewerblichen Geschäft spezialisiert – neu konzipierte LV-Produkte im ähnlichen Niedrigpreissegment an die Hand zu geben, wie es auch die VHV-Sachprodukte prägt.

Profitables Wachstum


Das Geschäftsjahr 2003 hat die VHV Gruppe nach eigenen Aussagen – trotz ungewöhnlicher Kraftanstrengungen im Fusions-Fieber - mit profitablem Wachstum erfolgreich abgeschlossen. Die beiden ersten Phasen der Fusion der VHV mit der HL, unter anderem mit der organisatorischen Zusammenführung beider Unternehmen innerhalb von zwei Monaten, seien erfolgreich abgeschlossen. Auch die Mitarbeiter hätten die Zusammenführung gut durchgestanden. Betriebsbedingte Kündigungen hatte es nicht gegeben.

Stille Lasten um 200 Millionen Euro gesenkt


Die Stärkung der finanziellen Basis der notleidenden HL war durch eine Eigenmittelerhöhung von 220 Millionen Euro – dank der Konzerngesellschaft VHV Holding – auf 326 Millionen Euro erfolgt. Zugleich konnten nach Aussagen des Konzern-Chefs ihre stillen Lasten um mehr als die Hälfte auf 180 (Vorjahr 380) Millionen Euro gesenkt werden. Dem stehen 30 Millionen Euro an stillen Reserven bei der HL gegenüber. Die Überschussbeteiligung zugunsten der LV-Kunden werde auch für das Jahr 2004 mit vier Prozent konstant gehalten.

Nach Neugeschäftsrückgang Umkehr geschafft


Im Neugeschäft der Hannoverschen Leben war jedoch in den ersten drei Quartalen 2003 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen, der nach Aussagen des VHV Vorstands im vierten Quartal signifikant in positive Geschäftszuwächse umgekehrt wurde. Die verdienten Brutto-Beiträge wurden mit 809,3 (Vj. 845,4) Millionen Euro angegeben. Die Anzahl der Verträge verringerte sich im letzten Jahr auf 789.176 (Vj. 793.083) Stück.

Zuwächse im Komposit-Geschäft


Die VHV Komposit-Gesellschaften, VHV Autoversicherung AG und Deutsche Kautionsversicherung für die Bauwirtschaft AG, haben nach Unternehmensangaben 2003 ihre Marktanteile weiter ausgebaut und einen Beitragsanstieg um 9,6 Prozent auf 1,137 (Vorjahr 1,037) Milliarden Euro verzeichnet. Die Zahl der Versicherungsverträge wuchs auf 5,3 (Vj. 4,9) Millionen Policen an. Die Schaden-Quote sank im selben Zeitraum auf 80,7 (Vj. 84,7) Prozent.

Prognosen für den Geschäftsverlauf bis Ende 2004 wollte der VHV Chef jetzt noch nicht abgeben.

Trotz Branchenproblemen Neugründung


Das Fusionsfieber im Hause der VHV hat offensichtlich den Blick auch in andere Richtungen gelenkt. Während sich die Lebensversicherungsbranche bundesweit wegen ständig neuer Hiobsbotschaften wie Wegfall des Steuerprivilegs oder gesetzlich ganz neu verordnetem Einlagensicherfonds für alle Personenversicherer ab 2005 mit Image- und alternativen Überlebensstrategien auseinandersetzt, schickt sich ein klassischer Makler-Versicherer mit Komposit-Schwerpunkt an, ein Niedrig-Preis-Segment für die private Altervorsorge zu konzipieren.

Im Fusionsjahr 2003 war bei der VHV die Rede davon, die Hannoversche Leben, die als klassischer Direktversicherer vormals bessere Zeiten kannte, so in die VHV Gruppe zu integrieren, dass ihre Produkt-Palette auch über die Vertriebs-Kooperationen des Vermittler-Versicherers zu den Kunden gebracht werden könnte. Inzwischen hat in der Niedersachsen-Metropole ein Umdenken stattgefunden, an dem offensichtlich die Vertriebspartner auf dem freien Markt, Makler und Mehrfachagenten, nicht ganz unschuldig sind. Sie wollten sich nicht damit anfreunden, marktbekannte Produkte eines Direktversicherers zu vermitteln.

Neue Strategie


Der VHV Vorstand propagiert heute vehement sein Bekenntnis zur Zwei-Marken-Strategie mit den Traditionslabeln VHV und Hannoversche Leben. Über die VHV, die "gelbe Marke", soll weiterhin Versicherungsverkauf mit Service und beratungsintensiven Kundengesprächen stattfinden. Über die HL Hannoversche Leben, die "blaue Marke", werden kostengünstige Lebensversicherungsprodukte (nicht nur Risikoversicherungen – aber bisher auch keine Fondspolicen) mit wenig Beratungsbedarf ohne Außendienst direkt vertrieben.

Jetzt fondsbasierte Produkte


Die neuen Produkte der künftigen VHV Leben (gelbe Marke) werden in der Mehrzahl fondsbasiert entwickelt und sehen beispielsweise im Segment "private Rente" einen neuartigen Partnerschaftstarif vor. In weiterer Zukunft sei es außerdem nicht ausgeschlossen, dass unter der blauen Marke ein Autoversicherer im Direktvertrieb Kfz-Policen anbietet.

Autor(en): Marianne Storck

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