Wer keine richtige Strategie für sein Unternehmen verfolgt, hat bald mit einer handfesten Strategiekrise zu kämpfen. Auf die folgt schnell die Rentabilitätskrise und am Ende steht dann die Liquiditätskrise. Und dann kann es existenzbedrohend werden. So jedenfalls die Einschätzung von Fred Rodenbusch von der Paon GmbH aus Hannover. Auf der DKM 2019 stellte er seine diesbezügliche Position vor.
Viele Unternehmer überfordert die Forderung, in ihrem oder neben ihrem Tagesgeschäft noch eine klare Unternehmensstrategie zu verfolgen. Sie fragen sich: „Brauche ich wirklich eine Unternehmensstrategie? Wie kann ich mich adäquat mit einer derartigen Strategie beschäftigen? Ist überhaupt Zeit dafür vorhanden?“ Fred Rodenbusch rät dringend dazu, das eigene Unternehmen strategisch aufzustellen, ob mit oder ohne externer Hilfe.
Die wichtigste Frage, der man sich in diesem Kontext stelle müsse, sei: „Mache ich überhaupt die richtigen Dinge? Und mache ich das, was ich mache, auch richtig? Welche Ziele will ich erreichen? Welche Zielgruppen möchte ich ansprechen?“ Mit anderen Worten, der Unternehmenslenker müsse sich immer wieder fragen, ob sein unternehmerisches Handeln auch wirklich effektiv ist.
„Beschäftigen Sie sich mit sich selbst“
O-Ton Rodenbusch: „Wenn in Ihrem Haus keine Strategie vorhanden ist, sind Sie nur reaktiv unterwegs. Eine Strategie zu haben, heißt zur richtigen Zeit, die richtigen Dinge zu tun. Je länger Sie aber nichts tun, desto schwieriger wird der Weg“, motivierte der BVK-Unternehmensberater seine Zuhörer das Heft in die Hand zu nehmen. Jeder Unternehmenslenker müsse ein klares Bild von sich und seinem Unternehmen haben, sonst komme er nicht weiter voran, sei er nicht erfolgreich.
„Beschäftigen Sie sich mit sich selbst“, lautet sein Appell. Nicht aus Selbstverliebtheit, sondern um eine klare Vorstellung von der eigenen unternehmerischen Stoßrichtung zu erlangen. Wenn jemand auf die Frage, welche Strategie er verfolge, zu lange zögere, zeige dies, dass keine klare Strategie vorhanden sei, dass der Unternehmer keine eindeutigen strategischen Ziele verfolge.
Strategie schriftlich fixieren und nachjustieren
Eine Strategie, eine langfristige Ausrichtung des eigenen Unternehmens zu verfolgen, bedeute auch, Ziele zu priorisieren, sinnlose Aktivitäten zu stoppen. Und eine vorhandene Strategie müsse auch immer wieder nachjustiert sowie schriftlich fixiert werden.
Sich eine Nische suchen, als Monopolist auftreten
Der Firmenchef müsse sich auch immer wieder die Frage stellen, welche strategischen Ziele er eigentlich verfolgen wolle: Wachstum, Spezialisierung, Marktnischen und/oder Kooperationen? Bei der Spezialisierung zum Beispiel könne man auf eine besonders stark wachsende Wirtschaftssparte setzen, so wie aktuell die Logistikbranche. Aber auch andere Spezialisierungen seien sinnführend, so beispielsweise auf Sportler oder auf Grenzgänger, wenn der Vermittlerbetrieb eben in Grenznähe angesiedelt sei. „Sie müssen sich auf jeden Fall Nischen suchen, müssen Monopolist werden. Und dank der steigenden Digitalisierung können Sie auch problemlos deutschlandweit beratend tätig sein“, spornt der BVK-Mann die Vermittlerschaft an.
Aber noch für einen weiteren Aspekt ist es nach Ansicht von Rodenbusch wichtig, strategisch zu denken und zu planen: „Nur mit einer sauberen Strategie wissen Sie auch, wen Sie einstellen möchten/müssen. Nur dann wissen Sie, was Ihr Profil auszeichnet“. Auch für Unternehmenslenker, die darüber nachdenken, ihr Unternehmen in den kommenden Jahren zu veräußern, sei eine Strategie unabdingbar, sei die Basis für dessen Werterhaltung.
Brüssel unterstützt Strategieprojekte mit Geld
Wer aber glaubt, keine Zeit und keine Kapazitäten zu haben, eine Unternehmensstrategie zu entwickeln, solle auf externe Unterstützung zu setzen. Und wer aber Bedenken habe, für eine derartige Investition kein Geld zur Verfügung zu haben, könne auf die Unterstützung der EU hoffen. Denn Brüssel übernehme oftmals 50 bis 80 Prozent der Kosten für derartige Projekte.
Wenn das kein Ansporn ist, sich sofort der klaren strategischen Ausrichtung des eignen Unternehmens zu widmen!
Autor(en): Meris Neininger