Die private Altersvorsorge ist für viele Menschen in Deutschland angesichts der aktuellen Lage in den Hintergrund gerückt. Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist dagegen nach Meinung vieler Experten ein Markt mit Zukunft.
Die greifbare allgemeine Verunsicherung hindert die Menschen, momentan finanzielle Verpflichtungen einzugehen, die sich in erst 20 bis 30 Jahren auszahlen. Privatkunden müssen gegenwärtig den Gürtel enger schnallen, um ihre laufenden Ausgaben bewältigen zu können. Die Krise ist angekommen, Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler verzeichnen vermehrt Anfragen von Kundinnen und Kunden nach Beitragsstundungen oder nach temporären Geldentnahmen aus ihren Verträgen. Leider steht man hier erst am Anfang der Entwicklung, denn die großen Nachzahlungen an die Energieversorger kommen erst noch auf viele Menschen zu.
Viel Handlungsbedarf bei bAV
Da im Privatkundengeschäft derzeit für Versicherungsvermittler kaum ein Schnitt zu machen ist, setzen sie zunehmend auf eine Zusatzausbildung zur bAV. Gerade bei kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) besteht in Sachen bAV jedoch immer noch viel Handlungsbedarf. „Lausig gering“ nennt Cordula Vis-Paulus, Versicherungsmaklerin und unabhängige bAV-Consultant, die Verbreitung der bAV dort. Vermittler mit Gewerbekunden sollten daher ihren Zugang nutzen, um die bAV anzusprechen. Denn sie sei die beste und effizienteste Möglichkeit für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Kapital für ihren Ruhestand zu bilden.
Geringe Quote bei kleineren Unternehmen
Derzeit hätten 56 Prozent der Arbeitnehmer eine Form der bAV genutzt, erklärte Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, bei der bAV-Handelsblatt-Tagung im November 2022. Ziel der Politik ist aber eine Durchdringung von 80 Prozent. Bei kleineren und mittleren Unternehmen ist diese Quote erheblich niedriger: Nur 29 Prozent der Arbeitnehmer in Unternehmen unter zehn Mitarbeitern haben im Durchschnitt laut Alterssicherungsbericht 2020 einen solchen Vertrag, obwohl laut Betriebsrentengesetz (BetrAVG) jeder Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch auf Entgeltumwandlung in Altersvorsorge hat.
Betriebsrenten für Mitarbeitende wichtig
Eine aktuelle Aon-Studie zeigt, welche Rolle die bAV bei der Mitarbeitergewinnung spielt. So gaben über drei Viertel der befragten 18- bis 35-jährigen Bewerber, genauer gesagt 77 Prozent, an, dass das Angebot einer Betriebsrente für sie sehr wichtig und eher wichtig sei. Im Vergleich zu anderen Benefits nimmt die bAV eindeutig einen vorderen Rang ein. Die bAV ist demnach ein wichtiges Motiv bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber.
Autor(en): Bernhard Rudolf
