Milliardenschäden durch betrügerische Autobumser

Jeder zehnte Autounfall wird nach Expertenmeinung provoziert und betrügerisch herbeigeführt. Dahinter stecken Banden von so genannten "Autobumsern", denen die Autoversicherer längst den Kampf angesagt haben, aber schwer beizukommen ist. Immerhin sollen Autobumser jährlich mehr als 1,5 Milliarden Euro an Schäden verursachen.

Zehn Prozent der Schäden werden manipuliert
Nach einer Analyse des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wird in mehr als zehn Prozent der Schadenfälle in der Kfz-Haftpflicht manipuliert. Nicht immer stecken ganze Banden von Autobumsern dahinter, doch ihre Methode, Unfälle herbeizuführen, hat System. Sie betrügen die Kfz-Versicherer bei Angaben zur Schadenhöhe des Autocrashs, bei der Art der Schadenmeldung, der Reparaturen oder beim Unfall selbst.

Schuldfrage vermeintlich eindeutig
Wenn Autobumser ihr Unwesen treiben und vorsätzlich Unfälle herbeiführen, ist die Schuldfrage vermeintlich eindeutig. Die eigentlichen Opfer stehen in der Regel als Unfallverursacher da. Die Täter verfolgen akribisch ihr Ziel, über den abgerechneten Blechschaden möglichst viel Geld von den Kfz-Haftpflichtversicherungen der Unfallopfer einzufordern. Der GDV bemüht sich seit Jahren in Kooperation mit der Polizei, den Autobumsern das Handwerk zu legen.

Oft Insider an diesen Betrügereien beteiligt
Gerade erst ist ihnen in Nordrhein-Westfalen diesbezüglich ein dicker Fisch ins Netz gegangen. Dabei wurden die Machenschaften ausgerechnet eines Kfz-Unfallgutachters und eines Geschäftsführers einer Autovermietung aufgedeckt. Auch ein Düsseldorfer Rechtsanwalt sowie ein Restaurant-Besitzer und ein Hausmeister aus dem Düsseldorfer Umfeld waren beteiligt. Wie hoch der eigentliche Schaden ist, den diese „Interessensgemeinschaft“ den Autoversicherern zufügte, müssen erst noch die Gerichte klären. Schlimm genug, dass die Autobumser oft Berufsgruppen angehören, die als Insider besonders leicht wissen, wie man die Betrügerei am besten einfädeln kann.

Aufwand groß, um die Schuldigen dingfest machen zu können
Manipulierte Unfälle kosten die Versicherer und die Versicherten viele hundert Millionen Euro pro Jahr. Mit einer zentralen Unfalldatei könnten Polizei und Versicherungswirtschaft den Betrügern schneller auf die Schliche kommen, heißt es beim GDV. Die Jagd auf die Betrüger sei mühsam, auch wenn die Autobumser dieselben Fahrzeuge mehrfach benutzen und die Unfälle oft in derselben Gegend, mitunter an derselben Straßenkreuzung inszenieren. „Wenn jemand heute den Crash in Bochum fingiert und morgen in Essen, dazu noch – wenn unterschiedliche Versicherungsgesellschaften involviert sind, kommt man den Betrügern schwer und nur mit erheblichem Aufwand auf die Schliche“, sagt ein GDV-Sprecher. Bisher können die betroffenen Versicherer und die zuständigen Polizeistellen ihre jeweiligen Daten über Verkehrsunfälle noch nicht untereinander austauschen.

Nur wenige Versicherer haben eigene Betrugsabwehr
Inzwischen haben zwar einige wenige große Versicherer eine eigene Betrugsabwehr mit darauf spezialisierten Mitarbeitern, doch die wenigsten können sich das wirklich leisten. Wie Stephan Schweda, Pressereferent des GDV in Berlin, mitteilt, gibt es aber oft ziemlich eindeutige Hinweise auf einen provozierten Unfall. Es könnte sich beispielsweise dann um das Werk von Autobumsern handeln, wenn einer der Unfallbeteiligten durch besonders routiniertes und cooles Auftreten auffällt. Auch sollte man darauf achten, ob es schon Vorschäden an einem der beteiligten Fahrzeuge gegeben hat.

Betrüger bestehen oft darauf, die Polizei zu holen
Schließlich sollte man auch auf „sein Bauchgefühl“ achten; manchmal dränge sich beim vermeintlichen Verursacher das sichere Gefühl auf, dass der Unfall hätte vermieden werden können. Und damit könnte er nach intensiver Prüfung auch Recht haben. Ein ziemlich eindeutiges Zeichen für betrügerische Crashs könnte auch sein, dass einer in den Unfall mit Blechschaden verwickelter Autofahrer darauf besteht, die Polizei zu rufen, obwohl das in der Regel nicht notwendig wäre. Die Autobumser wollen ein offizielles Dokument, das sie bei der Versicherungsgesellschaft präsentieren können. Eine Unfall- und Anzeigenaufnahme kostet den Steuerzahler - auch in Missbrauchsfällen durch Autobumser – mindestes zwischen 400 bis 1000 Euro.

Autor(en): Ellen Bocquel

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