Täglich kollidieren in Deutschland rund 750 Wildtiere mit Autos. Im Jahr 2017 ereigneten sich knapp 275.000 Wildunfälle – ein neuer, trauriger Rekordwert, den die Wildunfall-Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ausweist.
Fast alle zwei Minuten ereignet sich auf deutschen Straßen ein Wildunfall. Auch die Schadenstatistik der Gothaer zeigt für das Jahr 2017 mit 3.459 Unfällen den höchsten Wert der letzten Jahre. Der Kölner Versicherer leistete im vergangenen Jahr fast neun Millionen Euro für Schäden an Autos seiner Kunden, die durch Zusammenstöße mit Wild oder Ausweichmanöver verursacht wurden. Im Jahr zuvor waren es 8,3 Millionen Euro gewesen – ein Anstieg um mehr als acht Prozent.
Mehr Verkehr und mehr Wildtiere schuld
Unklar sei, wie es zu diesem Rekordwert kommt: Es könnte am höheren Verkehrsaufkommen liegen oder am gestiegenen Wildtierbestand. Klar ist hingegen, dass die Gefahr eines Wildunfalls zu dieser Jahreszeit erneut steigen wird. Denn Herbstzeit ist Wildwechselzeit. Die Tiere ziehen zu ihren traditionellen Brunftplätzen und sind auf Nahrungssuche, um sich Reserven für den Winter anzulegen. Dabei überquert das Wild verstärkt Landstraßen, die durch Waldgebiete führen. Weil zusätzlich die frühe Dämmerung sowie Nebel und Regen die Sicht erschweren können, kommt es im Herbst vermehrt zu Unfällen mit Wildtieren.
Wie man Wildunfälle vermeiden kann
In der Zeit des Wildwechsels empfiehlt der ADAC, den Straßenrand im Auge zu behalten und ausreichend Abstand zum rechten Fahrbahnrand einzuhalten. Zudem sollte die Fahrgeschwindigkeit der Sichtweite entsprechen: Bei einer Sichtweite von 50 Metern soll also nicht schneller als 50 km/h gefahren werden. Auf Strecken, die mit dem Warnschild des springenden Rehs gekennzeichnet sind, ist besondere Aufmerksamkeit geboten. Wird Wild gesichtet, kann hupen dabei helfen, das Tier zu verscheuchen. Zusätzlich wird empfohlen, das Fernlicht abzublenden. Dies verhindert beim Wild eine Schockstarre. Auch wenn ein Tier die Straße bereits überquert hat, ist Vorsicht geboten, denn Rehe und Wildschweine sind oft in der Gruppe unterwegs.
Was nach einem Wildunfall zu tun ist
Kommt es zu einem Wildunfall, müssen umgehend die Polizei und der Revierinhaber oder die Forstbehörde verständigt werden. Versicherungsrelevant sind Fotos der Unfallstelle und – sofern nicht geflüchtet – des angefahrenen Tieres. Für die Kfz-Versicherung ist der Nachweis durch eine „Wildunfallbescheinigung“ notwendig. Diese wird vom Jagdausübungsberechtigen oder dessen Vertreter ausgefüllt. Auch der Versicherungsgesellschaft sollte der Schaden umgehend gemeldet werden.
Teilkasko zuständig
Bei Unfällen mit Haarwild wie Rehe, Hirsche oder Wildschweine ist der Schaden über die Teilkasko-Versicherung abgedeckt. Einige Gesellschaften bieten in ihrer Grunddeckung bereits eine Deckungsausweitung auf alle Tiere. Für einen umfassenden Schutz ist daher der Abschluss einer Vollkasko-Versicherung zu empfehlen. So greift der Versicherungsschutz auch bei Wildunfällen, die nicht über die Teilkasko abgedeckt werden oder in Fällen, in denen der Fahrer einen Wildunfall nicht nachweisen kann.
Autor(en): Bernhard Rudolf