Mehr Geld für die Pflege? Regierungsbeauftragter Laumann dafür

740px 535px
Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, hat sich für eine bessere Bezahlung des Pflegeberufs ausgesprochen: "Wenn wir qualifizierte Pflege haben wollen, müssen wir die Menschen, die diesen Beruf ausüben, auch fair bezahlen", sagte der CDU-Politiker im Interview mit Dr. Birgit König,
Vorstandsvorsitzende der Allianz Privaten Krankenversicherung (APKV)“. Er persönlich halte 15, 16 Euro pro Stunde für realistisch.


Laumann betonte, dass Pflege einen höheren Stellenwert im Gesundheitssystem bekommen müsse. Über die aktuelle Reform der Pflegeversicherung werde schon ab 2015 mehr Geld ins System fließen: "Dieses Geld muss für den da sein, der pflegebedürftig ist, das heißt aber auch, es muss bei denen ankommen, die die Arbeit am Pflegebett leisten." Um dies zu erreichen, regt Laumann auch eine bessere Organisation der Pflegekräfte untereinander an: "Es gibt Handwerkskammern, Architektenkammern, Ärztekammern. Warum soll es keine Pflegekammern geben?"

Pflegeeinrichtiungen als normalen Teil des öffentlichen Lebens sehen
Pflegeeinrichtungen würden heute noch nicht als normale Infrastruktureinrichtungen des öffentlichen Lebens begriffen. "Sie stehen noch zu sehr am Rande der Gesellschaft." Laumann plädiert deshalb dafür, Pflegeeinrichtungen als normalen Teil des öffentlichen Lebens zu begreifen.

Wichtig ist aus Sicht der APKV-Chefin aber nicht nur die Finanzierung, auch die Infrastruktur müsse erweitert werden: "Heute kennen wir im Wesentlichen nur: ganz familiär oder voll bezahlt. Dazwischen ist noch zu wenig." Sie schlägt unter anderem ein engeres Zusammenspiel von Pflegeheimen, ambulanter Pflege und Services wie "Essen auf Rädern" vor. Auf diesem Wege könnten alte Menschen länger in ihren
eigenen vier Wänden bleiben, die Pflegeinfrastruktur in ihrer Nähe aber bereits kennenlernen.

Private Vorsorge notwendig und vernünftig
Im Interview sprach sich Pflegebeauftragter Karl-Josef Laumann zudem auch für eine private Absicherung aus: "Ich halte private Vorsorge, also eine Zusatzversicherung zur gesetzlichen Pflegeversicherung, für richtig. Alles, was uns hilft, das Risiko der Pflegebedürftigkeit auch finanziell zu bewältigen, ist vernünftig."

Karl-Josef Laumann ist seit Dezember 2013 als Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patienten zuständig. Außerdem ist er Bevollmächtigter für Pflege. 2005 bis 2010 war er Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales und von 2010 bis 2013 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen.

Vorhaben der Bundesregierung ab 2015
Ab dem 1. Januar 2015 sollen alle Leistungsbeträge der Pflegeversicherung erhöht werden. Geplant ist, Unterstützungsleistungen wie die Kurzzeit-, Verhinderungs- sowie Tages- und Nachtpflege auszubauen und besser miteinander kombinieren zu können. Das soll Pflegebedürftige und pflegende Angehörige gleichermaßen entlasten.
Gestärkt werden sollen auch die niedrigschwelligen Angebote. Zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen sind geplant, etwa für Hilfe im Haushalt oder Alltagsbegleiter und ehrenamtliche Helfer.
Für Verbesserungen in der häuslichen Pflege stehen jährlich zusätzlich rund 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung.

Geplant: 20.000 zusätzliche Betreuungskräfte einzustellen
Rund eine Milliarde Euro ist für die Verbesserung der Arbeitssituation in Pflegeeinrichtungen vorgesehen. In stationären Einrichtungen soll es möglich gemacht werden, künftig bis zu 20.000 zusätzliche Betreuungskräfte einzustellen.
Um die Leistungen in der Pflege ausbauen zu können, sollen die Beiträge zur Pflegeversicherung in zwei Schritten steigen: In einem ersten Schritt - ab 2015 - um 0,3 Prozentpunkte. In einem zweiten Schritt, voraussichtlich ab 2017, um weitere 0,2 Prozentpunkte auf dann insgesamt 2,55 Prozent.

Textquellen: Allianz und Bundesregierung; Bildquelle: TK

Autor(en): versicherungsmagazin.de

Alle Branche News