Viele Lebensversicherer lassen sich bei der Berufs- und Risikolebensversicherung nicht in die Karten schauen. "Die Teilnahmebereitschaft der Branche ist haarsträubend", so das vernichtende Urteil von Reinhard Klages, Chefredakteur des Map-Reports, anlässlich der Veröffentlichung des Biometrie-Rating deutscher Lebensversicherer 2018.
Nur knapp 44 Prozent der 70 angeschriebenen Versicherer die Berufs- und Risikolebens-Versicherungen verkaufen haben an der Bewertung in vollem Umfang teilgenommen. Unter den 44 Verweigerern gibt es beispielsweise mit Aachen Müchener, Alter Leipziger, Axa, Ergo, Gothaer, LVM, Nürnberger, Provinzial Rheinland, Württembergischer oder Zurich auch viele große und renommierte Unternehmen. Ein Blick auf die Bilanz- und Service-Punktezahl, die für alle Nichtteilnehmer trotzdem veröffentlicht wurden, zeigt, dass diese Gesellschaften wohl aus gutem Grunde nicht teilnehmen. Während nämlich die 26 Unternehmen, die sich dem Test gestellt haben, im Schnitt schon in den ersten beiden Rubriken einen Punktedurchschnitt von knapp 40 erzielen, schaffen die Aussteiger hier nur einen Schnitt von knapp 22 Punkten.
Besser wäre Transparenzoffensive
Ein guter Versicherer sollte laut Map-Report Geld am Kapitalmarkt verdienen, mit dem Geld der Kunden sparsam umgehen, den Kunden gut beraten und "alle relevanten Fakten über seine Tätigkeit offen und ehrlich kommunizieren". Diesem Anspruch sind die Verweigerer in keiner Weise nachgekommen.
Klages: "Gerade in schweren Zeiten mit geringen Zinsen, fallenden Überschussbeteiligungen und Garantien läge die Branche mit einer Transparenzoffensive sicher nicht falsch." So gelingt es der Branche in der Berufsunfähigkeits-Versicherung nicht, den Bestandsabrieb zu stoppen, obwohl die Zahl der Erwerbstätigen in den vergangenen Jahren deutlich zunahm, wie der Map-Report feststellt. Den höchsten Bestand hatten die Lebensversicherer zum Jahresende 2004 mit rund 15,4 Millionen Verträgen. Seitdem brach er um über drei Millionen Verträge ein. Aber anscheinend sei die vorherrschende Meinung, dass kein Rating immer noch besser ist als ein schlechtes. Daher sollten Vermittler unbedingt die Transparenzbereitschaft aller teilnehmenden Unternehmen kommunizieren.
Keine Verlierer
"Nicht jedes 'hervorragend' oder 'sehr gut' bewertete Unternehmen in diesem Rating muss dabei für jeden Kunden das beste sein. Deshalb gibt es unseres Erachtens in dieser Auswertung auch keine Verlierer", betont der Map-Report.
Die beste Bewertung im Rating bekam die Europa, die mit 83,92 Punkten ein "mmm" für hervorragende Leistungen erzielte. Das ist bereits der dritte Test-Sieg des Anbieters in Folge. Ein "mmm" erreichten ferner die Dialog (79,40 Punkte), Hannoversche (79,20), Allianz (75,50 ), DLVAG (74,19), Continentale (73,76), Interrisk (73,00), LV1871 (72,00 ), WGV (71,91 Punkte) sowie Cosmos (70,55).
Die Huk-Coburg führt das Feld der mit "mm" für sehr gute Leistungen bewerteten Unternehmen an und verfehlte die höchste Bewertung nur knapp. Dahinter folgen R+V. Stuttgarter und Condor. Insgesamt wurden zehn Teilnehmer mit "sehr gut" bewertet und weitere acht Anbieter wurden mit einem "m" für gute Leistungen ausgezeichnet. Die Darstellung einzelner Teilbereiche zeigt zudem sehr anschaulich, welche Gesellschaft in welchem Segment noch Verbesserungspotenzial hat.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek