Maklerberuf mit kritischer Perspektive

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Viele freie Vermittler leiden unter dem Fachkräftemangel. Die Aussichten für den Nachwuchs in der Branche bewerten sie als eher schwierig.

Die Zeitschrift Asscompact befragte im Rahmen ihrer Trends-Studien netto 374 Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler sowie Mehrfachvertreterinnen und Mehrfachvertreter unter anderem zum Thema Nachwuchs in der Branche. Die Teilnehmer weisen ein Durchschnittsalter von 56 Jahren und eine Berufserfahrung on 28 Jahren auf. Sie wollen im Schnitt mit 67 Jahren aufhören. Der mittlere Umsatz aus Courtagen und anderen Vergütungen beträgt 267.000 Euro.

Ein „geiler Job“…

Nur jeder siebte Makler würde „in jedem Fall“ einem jungen Menschen heute empfehlen, Versicherungsmakler zu werden. Zählt man noch die verhaltene Zustimmung „eher ja“ hinzu, sind es knapp 52 Prozent. Dagegen äußern sich 23 Prozent „unentschlossen“ und 25 Prozent ablehnend.

Aufschlussreich sind die vielen freien Kommentare dazu. Makler lieben an ihrem Beruf vor allem die Abwechslung, die Freiheit in der Berufsausübung und Arbeitszeitgestaltung sowie ein attraktives Einkommen. Sie glauben daran, dass in einem schrumpfenden Markt für den Einzelnen mehr Kunden und mehr Geschäft übrigbleiben, zumal Versicherungen zu kompliziert seien, um die Beratung ausschließlich digitalen Agenten zu überlassen. Es ist „ein geiler Job“, wie ein Teilnehmer bekennt.

…mit schlechtem Image

Andererseits beklagen viele Makler das schlechte Image der Branche oder die starke Zunahme an Regulatorik und Bürokratie, die ihnen die Freude an der Arbeit nimmt. Viele fürchten sich vor Provisionsverboten oder -senkungen. „Ich glaube nicht, dass dieses Berufsmodell mittelfristig noch funktioniert“, fasst es ein Teilnehmer pessimistisch zusammen.

Dabei ist der Mangel an Fach- und Nachwuchskräften groß. 87 Prozent sehen diesen in der Versicherungsbranche insgesamt, 84 Prozent im Maklermarkt allgemein. Beim eigenen Unternehmen beobachten jedoch nur 39 Prozent Personalmangel.

Mit Geld und mit Imagekampagnen locken

Der Nachwuchsgewinnung steht in erster Linie das schlechte Branchenimage im Weg (82 Prozent). Aber auch ein Mangel an Interesse an der Branche (65 Prozent) und die Konkurrenz anderer Branchen um die Talente (61 Prozent) werden gesehen. Dagegen glauben nur 35 Prozent an die abschreckende Wirkung einer reinen Provisionsvergütung oder 28 Prozent an unattraktive Vergütungsstrukturen als Ursache. Nur 22 Prozent führen fehlende Karriereperspektiven ins Feld.

Damit es besser klappt mit der Rekrutierung, wollen 63 Prozent auf attraktivere Vergütungsmodelle und Zusatzleistungen setzen. 57 Prozent fordern gezielte Imagekampagnen für die Versicherungswirtschaft. Knapp über die Hälfte halten bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie das Angebot einer Angestelltentätigkeit mit überwiegendem Festgehalt, fester Arbeitszeit und Recht auf Homeoffice für sinnvolle Anreize. An eine Förderung der Diversität und Inklusion als Erfolgsmodell glauben hingegen nur 29 Prozent der Teilnehmer.

Nachwuchs Maklermarkt Beenken

Regulierung und Digitalisierung als Jobgefahr

In freien Kommentaren hoffen die Teilnehmer auf eine bessere Zukunft, in der sich das Ansehen der Branche bessert, aber auch Regulierung und Bürokratie ab- und Vergütungschancen zunehmen. Ein Teilnehmer formuliert es so, „dass ein Imagewandel stattfindet weg vom reinen Verkauf hin zur wirklich objektiven Beratung, die nicht rein provisionsgetrieben ist“. Allerdings ist eine häufige Rückmeldung zur Frage auf Hoffnungen zur künftigen Entwicklung des Nachwuchsprobleme ein kurzes, bündiges „keine“. Vereinzelt wird Kritik an einer zu wenig ausgebildeten und leistungsbereiten Jugend mit Wünschen nach Vier-Tage-Woche und viel „Work-Life-Balance“ sowie an falschen Anreizsetzungen von Versicherern und Vertriebsorganisationen geäußert.

Bedenken zur künftigen Entwicklung werden noch weitaus häufiger formuliert. „Aussterbender Beruf“ ist eine besonders drastische Zusammenfassung. Es gibt aber auch die Sorge, dass die Versicherungswirtschaft insgesamt den Anschluss an die Digitalisierung verpasst und Vermittler durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden, oder dass die Branche ungeeignete Personen anlockt, die das Image weiter gefährden. Ein anderer Kommentator sieht es so: „Wenn die Babyboomer-Generation in Rente geht, verliert die Branche nicht nur unendlich viel Fachwissen und Berufserfahrung, sondern auch enorm viel Arbeitsmoral und Empathie.“

Die Studie Asscompact Trends III/2024 umfasst 180 Folien und enthält Angaben zur Vertriebsstimmung, zu den Vermittlungs-Favoriten der Vermittler sowie dem Produkt-Absatz. Im Sonderthema „Maklermarkt der Zukunft“ geht es neben dem Nachwuchsproblem auch um Digitalisierung, Konsolidierung und eine Vision des Maklermarktes im Jahr 2030. Sie kann kostenpflichtig bei der BBG Betriebsberatungs GmbH (E-Mail: kaiser@bbg-gruppe.de) erworben werden.

Autor(en): Matthias Beenken

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