Versicherungsmakler können junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heute vor allem über soziale Medien finden. Klassische Anzeigen sind out. Denn die meisten jungen Menschen suchen nicht aktiv nach einem Job, sie müssen dort abgeholt werden, wo sie kommunikativ unterwegs sind. Das ist die Erfahrung von Julie Schellack, Partnerin von Martens & Prahl Versicherungskontor und Vizepräsidentin des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler (BDVM).
Versicherungsmakler müssten besonders aktiv nach Mitarbeitern suchen, so die Botschaft der Lobbyistin auf der Vermittlermesse DKM. "Wir stehen in einem branchenübergreifenden Wettkampf um Talente und haben aber ein besonders schlechtes Image", erläuterte Schellack. Martens & Prahl hat gute Erfahrung damit gemacht, junge Leute auf sozialen Medienplattformen, wie Instagram oder TikTok anzusprechen. Dafür müssten die Versicherungsmakler sehr vereinfachte Storys bauen und die Zielgruppe genau ansprechen.
Team authentisch darstellen
Wichtig wäre es, das Team sehr authentisch vorzustellen sowie einige Vorzüge, und wenige Fragen zu stellen "Wir haben damit sehr viele Feedbacks erhalten", sagte Schellack. Dabei wäre es aber enorm wichtig, die jungen Menschen innerhalb von 24 Stunden anzusprechen. "Die Aufmerksamkeitspanne ist gering. Viele wissen dann schon nicht mehr, dass sie sich in ein Formular eingetragen haben", erläuterte Schellack. Immerhin konnte der Versicherungsmakler mit seinen Aktivitäten in sozialen Medien sechs junge Mitarbeiter fest einstellen. Doch für eine erfolgreiche Funnel-Strategie, etwa bei Facebook, bedürfe es Profis oder junger Mitarbeiter, die die Sprache der Zielgruppe sprechen.
Software für die Suche
In der Diskussion wurde darauf verwiesen, dass professionelle Mitarbeitergewinnung über externe Agenturen zwischen 6.000 bis 15.000 Euro kostet. "Das kann man aber auch für null Euro machen", sagte eine Personalexpertin der Barmenia Versicherung. Dafür gebe es Recruiting-Software-Tools, wie etwa Join. Der Versicherer oder der Makler habe dann aber Mitarbeiter speziell für die moderne Mitarbeitersuche aufzubauen und freizustellen. Zudem müssen die jungen Menschen sehr schnell in das Team eingegliedert werden. Sehr prägnant wurde der sogenannte Onboarding-Prozess beschrieben. So mache es wenig Sinn, einen Meisterkoch einzustellen, ihm aber nicht zu vermitteln, wie die Gäste ihr Schnitzel am liebsten essen. Werden junge Leute schnell in interessante Projekte eingebunden, dann könne man ihre volle Aufmerksamkeit gewinnen.
Arbeitgeber sind nun die "Bewerber"
Schellack machte deutlich, dass sich der Arbeitsmarkt vollkommen gewandelt habe und sich nun die Arbeitgeber quasi in der Situation der Bewerber befänden. So sei Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein Thema, das die jungen Menschen heute regelmäßig beim Arbeitgeber einforderten. Schellack: "Wir müssen auch mobiles und flexibles Arbeiten anbieten. Diese Entwicklung aus der Corona-Krise kann man nicht mehr zurückschrauben." Um die Bindung der jungen Mitarbeiter zu erhöhen, seien zudem duale Studienangebote und Weiterbildungsmöglichkeiten im Betrieb unerlässlich. Die Quote der Abiturienten sei extrem gestiegen. Die Versicherungsmakler sollten hier die lokalen Angebote sondieren. "Werden Sie jetzt aktiv", appellierte Schellack an die Versicherungsvermittler, "das Wasser wird nicht wärmer."
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek