Makler frustriert über Leben-Geschäft

Nach dem außergewöhnlichen Absatz-Boom bei Lebensversicherungen Ende letzten Jahres bricht jetzt das Leben-Geschäft völlig ein. In der Branche spricht man von bis zu 40 Prozent. Einzelne öffentliche Versicherer geben zu, dass ihr Akquisitionsloch beim LV-Neugeschäft minus 60 Prozent betrifft. Die freien Makler trifft das Manko besonders stark.

Mit einem Rückgang des Lebensversicherungs-Neugeschäft hatten viele gerechnet, dass er so eklatant ausfällt, hatten nur wenige befürchtet. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Ausgabe des vierteljährlichen Makler-Absatzbarometer II/2005 des Kölner Marktforschungs- und Beratungsinstituts psychonomics AG deutlich. Nach dem riesigen Jahresendgeschäft 2004 können Vermittler derzeit in Sachen LV keine Blumentopf gewinnen. Der Vertriebskanal der unabhängigen Versicherungsmakler merkt die Belastung besonders stark.

Nach der Reduzierung des Steuerprivilegs bei Kapital-Lebensversicherungen auf 50 Prozent verlegen sich die Makler verstärkt auf Angebote von Berufsunfähigkeits-Versicherungen (BU), Risikoleben- und Riester-Produkten sowie die zunächst angeblich gut gestartete Rürup-Rente. „Damit konnte der befürchtete massive Umsatzeinbruch im Leben-Geschäft bisher nicht kompensiert werden“, heißt es im psychonomics-Absatzbarometer. Bundesweit wurden dazu über 200 hauptberufliche Finanz- und Versicherungsmakler befragt.

Mit „Katerstimmung“ umschreiben die Marktforscher die Befindlichkeit der Makler, die in dieser Form erstmals seit Beginn der quartalsweisen Messungen der Absatzentwicklung im Maklervertrieb im Januar 2003 so deutlich geworden sei. Die Versicherungsmakler berichten von einem überaus deutlichen Nachfragerückgang bei Produkten der LV-Sparte. Der Absatz-Index im Privatkundengeschäft sank von +38 Indexpunkten im IV. Quartal 2004 auf 37 im I. Quartal 2005 (die psychonomics-Erklärung dazu: Wertbereich von 100 für stark abnehmend bis +100 für stark wachsend).

Wie die Marktforscher mitteilen, lässt sich aus den Frustaussagen der Makler und die geringe aktuelle Nachfrage nach Altersvorsorge-Produkten derzeit noch keine konkrete Aussage darüber ableiten, ob die Verbraucher Alternativen zu Versicherungsprodukten wählen, oder ob die Neugeschäfts-Flaute generell auf Verbraucher-Blockaden zurückzuführen ist. Es wäre naheliegend, dass die Bundesbürger auf andere Finanzprodukte, namentlich Sparpläne und Investmentfonds ausweichen würden. Doch noch könne man nicht ablesen, ob sie sich zur Alternative zum Klassiker Kapital-Lebensversicherung entwickeln.

Das Makler-Absatzbarometer zeigt nach psychonomics-Angaben, dass die Nachfrage nach den genannten Finanzprodukten aus Maklersicht im I. Quartal 2005 etwa noch auf gleicher Höhe wie im Vorquartal lag.

Ähnliche Ergebnisse zeigen sich beim Firmenkunden-Geschäft. Rund 45 Prozent der Versicherungsmakler setzen auf die Beratung in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Doch auch hier seien die Abschlusschancen für Makler sehr begrenzt. Auch im bAV-Geschäft habe sich die Nachfrage erkennbar verschlechtert.

Autor(en): Ellen Bocquel

Alle Branche News