Makler fordern neue Standards für ihr Berufsbild

Die Versicherungsmakler wollen nicht länger warten. Sie drängen auf höhere Berufsbildstandards, die durch eine anspruchsvolle Qualifizierung erzielt werden sollen. In dieser Woche setzen sich der Verband Deutscher Versicherungsmakler e.V. (VDVM) und Verantwortliche des Bildungsnetzwerkes Versicherungswirtschaft zusammen, um eine neue Bildungsmaßnahme mit qualifiziertem Abschluss zum Versicherungsmakler zu entwickeln. Schon ab Herbst 2005 könnte ein neues Makler-Berufsbild das Maß der Dinge werden.

Neue Ausbildungswege und neue Bildungsmaßnahmen kosten Geld. Das nötige Geld für eine anspruchsvollere Qualifizierung zum Versicherungsmakler kommt vom Unternehmen des VDVM-Präsidenten Dr. Leberecht Funk. Die Funk Gruppe - Internationale Versicherungsmakler & Risk Consultants – feierte im Sommer ihr 125-Jähriges, Grund genug für den Funk-Chef, der in der vierten Führungsgeneration seiner Familie dem größten eigenständigen Maklerhaus Deutschlands vorsteht, etwas für seinen Berufsstand zu tun.

80.000 Euro vom 125-jährigen Jubilar
In alter Verbundenheit zum Funk-Stammhaus in Berlin (heutzutage ist der zweite Hauptsitz in Hamburg angesiedelt) und zur Feier des Tages (Jubiläum) sammelte Leberecht Funk für das Berufsbildungswerk Berlin 80.000 Euro. Die Berliner entwickeln nun in Zusammenarbeit mit dem IBV Hamburg, einer der insgesamt 50 regionalen Stützpunkte des Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft, und gemeinsam mit der Deutschen Versicherungsakademie (DVA) eine Bildungsmaßnahme, die für die Zukunft des Versicherungsmakler-Berufstandes neue Zeichen setzen soll.

Schon lange dachten die Makler über anspruchsvolle Ausbildungsstandards ihres Berufs nach. Die Enttäuschung über den Verlauf und die Inhalte der einzelnen Entwürfe zur Umsetzung der Vermittler-Richtlinie gaben den Ausschlag, jetzt umgehend initiativ zu werden. "Wir hätten uns ein zentraleres Verfahren gewünscht", erläutert Dr. Hans-Georg Jenssen, VDVM-Geschäftsführer und Vorsitzender des Instituts für Berufsbildung in der Versicherungswirtschaft Hamburg. "Versicherungsvermittlung gehört in die Hände von Professionals", fordert er.

Ähnlich wie das Fachwirt-Studium
Die Versicherungsprofis, die nach 2005 eine Makler-Karriere anstreben, sollen sich nach VDVM-Vorstellung und Realisierung der Bildungspläne ähnlich wie im Studiengang Versicherungs-Fachwirt innerhalb von zwei bis drei Jahren Studienzeit qualifizieren. Denkbar wären Schulungsmaßnahmen in sechswöchigen Bildungsblöcken oder in Abend- und Wochenendstudien. Das Angebot soll möglichst bundesweit in mehreren Berufsbildungsstellen absolviert werden können. Auch über die Inhalte der Fächer haben sich die Planer im Vorfeld schon Gedanken gemacht. So werde es realistisch sein, nahezu die gleichen Unterrichtsfächer wie beim Fachwirt-Studium einzubringen. Dr. Jenssen kann sich gut vorstellen, dass noch zwei bis drei weitere Ausbildungsmodule dazukommen.

Falschberatung und Haftung
Der VDVM mit 575 Mitglieds-Maklerhäusern und ihren insgesamt 12.000 Mitarbeitern gilt als größter Makler-Zusammenschluss in Deutschland. Die derzeit geplante Umsetzung der Vermittler-Richtlinie in nationales Recht in zwei Etappen ab Januar 2005 sorgt für Unruhe. "Eine extrem hohe Gefahr für den Verkäufer" sieht Peter Köhler, VDVM-Präsidiums-Mitglied und Geschäftsführer von Thomae und Partner Versicherungsmakler KG, beim künftigen Ausüben ihrer Tätigkeit. Die Tendenz, Berater wegen vermuteter Falschberatung haftbar zu machen, verdichte sich immer mehr. Eine fundierte und qualitativ höherwertige Bildungsmaßnahme für die Qualifizierung zum Versicherungsmakler sei das Gebot der Stunde.

Die Regelung der Haftung in der Vermittler-Richtlinie wird von den Versicherungsmaklern stark kritisiert, da keine Verjährungsfristen für Falschberatung vorgesehen sind. Weshalb man nicht ähnliche Zeitzonen setze wie bei anderen beratenden Berufen, ist dem VDVM unverständlich. Auf jeden Fall könne die bisher ungenügend abgeklärte Situation auch die Preise für die ab Januar 2005 obligatorische Vermögensschadenhaftpflichtversicherung in die Höhe treiben.

Autor(en): Ellen Bocquel

Alle Branche News