LV-Zweitmarkt meets GDV

Zwischen den Lebensversicherern und den Repräsentanten, die "gebrauchte" Lebensversicherungs-Policen aufkaufen, herrscht derzeit Waffenstillstand. Bei der sechsten Management Circle Fachkonferenz in Berlin traf man sich auf neutralem Boden. Repräsentanten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) beteiligten sich an einer Podiumsdiskussion mit Verbraucherschützern und Entscheidern des LV-Zweitmarkt. Noch vor Monaten schien das unmöglich.

Das Thema für das Diskussionspanel lag auf der Hand: "Zehn Jahre deutscher Zweitmarkt - ein Fazit aus unterschiedlichen Perspektiven". Darüber sprachen GDV-Geschäftsführer Dr. Peter Schwark, Dr. Carsten Zielke, Senior Insurance ALM Analyst bei der Société Générale S.A. in Frankfurt/Main sowie Lars Gatschke, Referent Versicherungen in der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv), Berlin. Ingo Wichelhaus, Vorstandsmitglied des Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) e. V., moderierte. Positive wie auch negative Erfahrungen mit oder im LV-Zweitmarkt sollten zur Sprache kommen, der Zweitmarkt aus den unterschiedlichen Perspektiven der Verbraucher sowie des LV-Erstmarktes und der Anleger unter die Lupe genommen werden.

Diskussion blieb friedlich
Die Diskutanten gingen friedlich, geradezu freundlich miteinander um. In früheren Jahren hatte der GDV vor allem an der aggressiven Werbung der Policenaufkäufer im LV-Zweitmarkt Anstoß genommen. Zielke hob nun hervor, dass für den Anleger in Geldnot der Verkauf seiner Lebensversicherung in den LV-Zweitmarkt eine attraktivere und erträgliche Alternative sei als das kostenträchtige Storno. Wer seine LV-Police nicht beitragsfrei ruhen lassen könne, sondern das Geld brauche, sei bei seriösen Policenaufkäufern gut aufgehoben. Die Meinung teilte auch Gatschke von der Verbraucherzentrale.

Die Unternehmen im BVZL haben seit ihrem Markteintritt in den vergangenen zehn Jahren nach Einschätzung des GDV-Spitzenfunktionärs Schwark Einiges getan, was die Seriosität ihrer Geschäftstätigkeit stärke. So zeige ein neuer ausführlicher Leitfaden zum "Policendarlehen als Alternative zum Ausstieg aus der Lebensversicherung" auf der Homepage des BVZL, worauf der Kunde achten müsse, um nicht etwa schwarzen Schafen der Branche aufzusitzen. "Dennoch ist eine Lebensversicherungspolice kein Handelsgut, sondern ein wichtiges Instrument für die Alters- und Hinterbliebenen-Vorsorge", betonte Schwark.

Krise hat auch LV-Zweitmarkt erreicht
Alles in allem lief es 2009 im LV-Zweitmarkt gar nicht rund. Von den mäßigen Ergebnissen des vergangenen Geschäftsjahres wollen sich Policenaufkäufer und Investoren jedoch nicht beirren lassen. Wenn es im Marktumfeld aufwärts gehe, werde man auch wieder aufholen. Bis auf eine positive Entwicklung im Bereich USA musste man im LV-Zweitmarkt - so auch hierzulande - einen starken Rückgang im Vergleich zum Vorjahr sowohl im Ankaufsvolumen deutscher Lebensversicherungen als auch bei den Platzierungszahlen im deutschen und britischen Bereich hinnehmen.

"Von den negativen Entwicklungen waren auch manche geschlossene Lebensversicherungs-Fonds deutscher Emissionshäuser betroffen", sagte BVZL-Vorstand Thomas Laumont bei der Präsentation der Branchenbilanz 2009 während der Fachkonferenz.

Das Ankaufsvolumen deutscher Policen von BVZL-Mitgliedsunternehmen belief sich den Angaben zufolge im Jahr 2009 auf rund 100 Millionen Euro (2008: 500 Millionen Euro). Im Bereich geschlossene deutsche LV-Fonds wurde 2009 durch BVZL-Mitglieder kein Eigenkapital in nennenswerter Höhe eingesammelt. 2008 waren dies immerhin noch 24 Millionen Euro.

Stark rückläufig sei auch das 2009 platzierte Eigenkapital von BVZL-Mitgliedern, die in britische Lebensversicherungszweitmarkt-Policen investieren. Lediglich zehn Millionen Euro konnten im abgelaufenen Jahr eingesammelt werden (2008: 234 Millionen Euro). Das Fondsvolumen betrug 16 Millionen Euro (2008: 365 Millionen Euro).

Autor(en): Ellen Bocquel, versicherungsmagazin.de

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