Lückenhafter Rat für Versicherungsschutz 60+

Der Versicherungsschutz von Rentnern ist auf jeden Fall geringer als von Berufstätigen oder Familien mit Kindern. Die teure Absicherung für Berufsunfähigkeit und Todesfall entfällt. Und auch die Altersvorsorge, etwa über Lebensversicherungen, kostet im Ruhestand nicht länger Beitrag, sondern wirft endlich Geld ab.

Wer im Ruhestand noch so viel Beitrag bezahlt wie zuvor, sollte dringend "unnötige Policen ausmisten", rät die Stiftung Warentest. In der Oktober-Ausgabe von FINANZtest erklärt sie auch, wie das funktioniert. Allerdings werden nur die gesetzliche bzw. private Kranken- und Pflegeversicherung, Privathaftpflicht-, und Kfz-Haftpflichtversicherung (für Autofahrer) als "unbedingt notwendig" eingestuft. Nicht unbedingt notwendig, aber "sehr sinnvoll" seien im Bedarfsfall weitere Haftpflicht-Policen, Wohngebäude-, Auslandsreisekranken-, Verkehrsrechtsschutz und Kinderinvaliditätsversicherung (für die Enkel).

Zumindest die Wohngebäude- und Auslandsreisekranken-Versicherung gelten jedoch in der Beraterpraxis als unverzichtbar. Warum gar eine Pflegezusatzversicherung nur in die drittwichtigste Kategorie ("sinnvoll") eingestuft wurde, bleibt das Geheimnis der Warentester. Als "überflüssig" aus Sicht von FINANZtest gelten: Krankentagegeld- und Krankenhaustagegeld-Versicherung, Sterbegeldversicherung, Reparaturversicherungen, Tierkrankenversicherung, Insassen- und Fahrerunfallversicherung, Reiseunfall- und -gepäckversicherung, Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr sowie die Ausbildungsversicherung (für Enkel).

Viele dieser Wertungen sind nachvollziehbar und bieten aber nur begrenzt Sparpotenzial. Beispiel Krankenkasse: Für Senioren ist es oft wichtig, sich persönlich in der Geschäftsstelle beraten zu lassen. Deshalb ist nicht der günstigste Beitragssatz das entscheidende Argument - für Altersrentner ohnehin bald identisch -, sondern die Wahl einer Kasse, die sich um ihre Mitglieder kümmert. Wer seit 18 Monaten oder länger Mitglied seiner Kasse ist, kann mit einer Frist von zwei Monaten zum Monatsende kündigen und sich eine neue Kasse suchen. Privat krankenversicherte Senioren sind aber fest an ihr Unternehmen gebunden. Wenn ihnen die Beiträge zu hoch werden, können sie nur in den Standardtarif derselben Gesellschaft wechseln. Dort sind die Beiträge auf den Höchstbeitrag der gesetzlichen Versicherung begrenzt, der aber ein Ehepaar auch stolze 760 Euro monatlich kosten kann.

Bei der Kfz-Versicherung hingegen gibt es für Senioren echte Chancen zum Sparen. Wer etwa weniger Kilometer als früher mit ihrem Auto zurücklegt, weil er nicht mehr täglich zur Arbeit muss, sollte dies dem Versicherer melden. Bei niedrigerer Kilometerzahl senken die Versicherer den Preis für die Autoversicherung laut FINANZtest um fünf bis zehn Prozent. Auch wenn nur noch ein Ehepartner den Wagen fährt, sollten Versicherte dies der Gesellschaft mitteilen. Das senkt die Kosten. Auch genaues Hinsehen beim Kaskoschutz lohnt sich. Senioren mit hoher Schadenfreiheitsklasse in Vollkasko erhalten diesen umfassenden Schutz manchmal günstiger als mit Teilkasko. Für Autos, die schon mehr als acht Jahre alt sind, lohnt sich aber auch eine Teilkasko-Police oft nicht mehr, da nach einem Diebstahl nur der Zeitwert ersetzt wird.

Eine Sterbegeldversicherung sei unnötig und oft überteuert. Denn viele Versicherte zahlen im Lauf der Jahre mehr ein, als die Gesellschaft später auszahlt. Andere Anlageformen bringen eine viel bessere Verzinsung, meinen die Warentester. Den Beweis bleiben sie allerdings schuldig, zumal es zahlreiche Tarife gibt, die ein beliebiges Endalter der Beitragszahlung erlauben und damit eine "Überzahlung" vermeiden. Zudem haben die gesetzlichen Krankenkassen das Sterbegeld für Mitglieder seit 2004 ersatzlos gestrichen. Hier besteht objektiv Bedarf, zumindest die Beerdigungskosten in der Vermögensplanung mit abzudecken (ab 5.000 Euro).

Beinahe zynisch wirkt es, wenn FINANZtest eine private Pflegezusatzversicherung für Senioren nur in die drittwichtigste Kategorie einstuft. Das Pflegefallrisiko wird durch die gesetzliche Absicherung keinesfalls gedeckt (selbst in Härtefällen maximal 1.918 Euro pro Monat von der Pflegekasse). Für den Rest geht es den Betroffenen an die Rente und das Vermögen. Ein Heimplatz kostet heute im Schnitt 2.600 Euro pro Monat. Ist alles Vermögen aufgebraucht, springt die Sozialhilfe ein. Wer sich bessere Pflegequalität durch private Vorsorge leisten kann, hat in der Regel die Chance, seine Menschenwürde auch im Alter zu bewahren. Dazu kann eine Pflege-Zusatzversicherung elementar beitragen, da der Abschluss auch noch mit 60+ zu bezahlbaren Preisen möglich ist.

Autor(en): Detlef Pohl

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