Der deutliche Sieger im Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2019 heißt Allianz Lebensversicherungs-AG. Der Markführer konnte in der von der Ratingagentur Franke & Bornberg herausgegebenen Bewertung (Map-Report 917) insgesamt 90,3 Prozent aller möglichen Punkte erreichen.
Damit verwies die Stuttgarter Assekuranz die Versicherer Europa, Ideal und Hannoversche auf die Plätze. Andere Versicherer in der 13-köpfigen Spitzengruppe mit der Höchstbewertung "mmm" für hervorragende Leistungen, sind noch weiter abgeschlagen. Am Ende der Gesamtbewertung stehen Unternehmen, die wie die Concordia Oeco, Helvetia, VRK, PB, HDI, Süddeutsche und Öffentliche Oldenburg weniger als 50 Prozent der möglichen 400 Punkte erhielten. Um Ausschläge zu glätten, wurden die Ratingkennzahlen als Fünf-Jahres-Durchschnitte berechnet.
Starke kommen besser durch Pandemie
2019 hatte die Branche insgesamt noch ein sehr gutes Jahr. Über fünf Millionen Policen wurden neu abgeschlossen. Das sieht 2020 deutlich anders aus. Die Corona-Pandemie wird ihre Spuren hinterlassen. "Wann der ganze Spuk vorbei sein wird, ist bisher kaum absehbar. Für die Branche ist davon auszugehen, dass diejenigen, die jetzt bilanziell gut aufgestellt sind, auch am ehesten gut durch diese außergewöhnliche Situation kommen", stellt Map-Report-Chefredakteur Reinhard Klages fest. Der finanziellen Stärke und Stabilität eines Unternehmens sowie seiner Ertragskraft komme gerade jetzt für die langfristig erfolgreiche Geschäftsentwicklung entscheidende Bedeutung zu. In gewisser Weise wird aber im Rating Sicherheit überbetont. Von den 12 Kennzahlen, die die Gesamtnote ergeben, entfällt mit Solvabilität, Gesamtreserve und Sicherheitsmittel allein auf diese Kennzahlen ein Anteil von 40 Prozent.
Vertrauen noch groß
Trotz vielfach schlechter Presse haben die Verbraucher scheinbar das Vertrauen in die Lebensversicherer nicht verloren. Das gilt vor allem für die Allianz. In absoluten Zahlen baute der Branchenriese die Beitragseinnahmen um 6,83 Milliarden Euro am stärksten aus. Klages: "Damit entfallen über 68 Prozent des gesamten Beitragsanstiegs allein auf Deutschlands größten Lebensversicherer." Mit deutlichem Abstand folgen auf den weiteren Plätzen R+V (528,3 Millionen Euro), Zurich Deutscher Herold (351,9 Millionen Euro) und Generali (ehemals AachenMünchener; 314,8 Millionen Euro). Experten sehen in der Dominanz der Allianz schon eine schleichende Marktkonsolidierung.
Mehr Transparenz bei beitragsfreien Policen
"Die Tendenzen der beitragsfreien Verträge sind wie in den Vorjahren weiter steigend", wie Analyst Klages feststellt. Ihr Anteil stieg zum Jahresende 2019 auf durchschnittlich 28,46 (Vorjahr 28,11) Prozent. Mehr als jeder vierte Vertrag wird also nicht oder nicht mehr bedient. Laut Map-Report sollte dieser Trend aber nicht überbewertet werden. Er müsse genau interpretiert werden. Wie das sinnvoll geht, zeigen die Analysten an den Daten der Allianz auf. Das Unternehmen hat insgesamt laut Geschäftsbericht 3,48 Millionen beitragsfreie Policen im Bestand. Davon entfallen jedoch 1,95 Millionen Verträge auf Einmalbeitragsversicherungen, laufende Renten oder Versicherungen, deren Beitragszahldauer bereits abgelaufen ist und die damit ohnehin beitragsfrei sind. Lediglich 1,53 Millionen Versicherungen wären damit echte Beitragsfreistellungen. Die Analysten fordern nun die Branche auf, ihre Daten an dieser Stelle ebenso transparent darzustellen, wie es die Allianz vormache.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek