Die deutschen Lebensversicherer würden noch in diesem Jahr um bis zu 13 Milliarden Euro entlastet, wenn der Gesetzgeber schnell die Zuführungen in die Zinszusatzreserve (ZZR) neu regeln würde. Das geht aus einer Berechnung der Rating-Agentur Assekurata hervor.
Wird die so genannte Korridormethode eingeführt, dann müssten die Lebensversicherer für 2018 rund sieben bis acht Milliarden Euro der ZZR zuführen. Bleibt es aber 2018 bei der aktuellen Berechnungsmethode, müssten die Versicherer mehr als das Doppelte, nämlich 18 bis 20 Milliarden Euro, für künftige Garantieverpflichtungen auf die hohe Kante legen.
Die Zeit drängt
Die Korridormethode wurde von der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) erarbeitet und kann über eine Änderung der Deckungsrückstellungsverordnung (DeckRV) umgesetzt werden. Im Kern geht es bei der Neukalibrierung darum, den Reserveaufbau über die Zeit gleichmäßiger zu verteilen, die Aufbaugeschwindigkeit zu drosseln und die Zinsvorsorge dadurch langfristiger zu gestalten. Das Bundesministerium der Finanzen (BMF) hat im gerade vorgelegten Evaluierungsbericht zum Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) ebenfalls bereits eine Optimierung der ZZR empfohlen.
Doch nach Einschätzung von Assekurata drängt die Zeit. So müssen immer mehr Lebensversicherer nach der alten Methode Teile ihrer stillen Reserven auflösen, um die ZZR ausreichend zu dotieren. Dies sei aber in der Regel, etwa bei Namenspapieren oder Immobilien nur mit einem gewissen zeitlichen Vorlauf möglich. Daher bräuchten die Lebensversicherer schnell die Sicherheit, dass die ZZR-Zuführung abgeschwächt wird, damit sie ihre Reservepolitik noch in diesem Jahr entsprechend neu ausrichten können.
Auch Neukunden profitieren
Nach Einschätzung der Rater sorgt die Korridormethode für eine zeitliche Verschiebung und gleichförmigere Verteilung, so dass mehr Kunden verursachungsgerecht an dem weiteren Auf- und Abbau der ZZR beteiligt werden.
"Neukunden können dabei auch von der neuen Berechnungsmethodik profitieren, da die überproportionale Auflösung der Bewertungsreserven verhindert würde, was wiederum langfristig den Kapitalanlageertrag der Unternehmen stabilisiert. Letztlich dürfte die Entlastung durch die Korridormethode den Versicherten zu Gute kommen, wenngleich freilich nicht allen in gleichem Maße", stellt die Rating-Agentur fest.
Garantielasten gesunken
Insgesamt lag laut Assekurata der durchschnittliche vertragliche Garantieanspruch in den Beständen der Lebensversicherer Ende 2017 noch bei knapp 2,77 Prozent. Unter Berücksichtigung der ZZR habe sich diese Belastung auf 2,03 Prozent gesenkt. Dadurch sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Lebensversicherer auch bei widersprüchlichen Zinsszenarien künftig alle Leistungsverpflichtungen ihrer Kunden bedienen können, deutlich gestiegen.
Weitere Details zur Entwicklung der Lebensbranche sowie der Schaden- und Unfallversicherung gibt es im "Marktausblick zur Versicherungswirtschaft 2018/2019". Hier stellt das Kölner Analysehaus auch die Situation und Stimmung in der privaten Krankenversicherung dar. Das Werk umfasst 93 Seiten und ist gegen eine Gebühr von rund 987 Euro erhältlich.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek