Die Produktentwicklung für den Verkauf biometrischer Vorsorgepolicen ist "Chefsache" geworden. Das geht aus einer Umfrage hervor, die Towers Watson im Auftrag des Rückversicherer Reinsurance Group of America (RGA) erstellt hat. Waren für die weitere Entwicklung von Berufsunfähigkeits-, Pflege- und Risikolebens-Produkten nach einer Umfrage aus dem Jahre 2011 überwiegend spezielle Gremien der Versicherer zuständig, gaben in der aktuellen Umfrage 54 Prozent (2011: 41 Prozent) der Versicherer an, dass für diese Aufgabe nun der Vorstand federführend ist.
Nach Einschätzung von Ulrich Wiesenewsky von der Beratungsgesellschaft Towers Watson zeigt dies, das biometrische Risiken bei Lebensversicherungen einen deutlich höheren Stellenwert genießen. Insgesamt wurden 29 Lebensversicherer befragt, die nach Bruttobeiträgen ein Marktvolumen von 38 Prozent repräsentieren.
Auch die Marketingabteilungen der Versicherer haben wieder mehr Einfluss auf die Produktentwicklung gewonnen. Aktuell gaben 46 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie maßgeblich am Produktentwicklungsprozess beteiligt sind; 2011 lag die Vergleichszahl bei 38 Prozent. Gedreht hat sich auch die Nachfrage durch Vertriebspartner. Während die fehlende Nachfrage durch Vermittler und Makler 2011 mit 64 Prozent noch als absoluter Hemmschuh galt, liegt sie heute mit 42 Prozent lediglich auf dem dritten Rang. Positiv beurteilen die Berater zudem, dass mittlerweile das Hemmnis "strategische Ausrichtung" mit einem marginalen Anteil von 25 Prozent (2011: 61) vollkommen in den Hintergrund gerückt ist.
Ausbauen wollen die Lebensversicherer vor allem den Bereich Pflegerenten- und alternative Invaliditäts-Produkte. Für beide Bereiche gab ein Viertel der Befragen an, dass eine Erweiterung des Produktangebotes in den kommenden zwei Jahren geplant ist. Mehr Angebote wird es auch bei Erwerbsminderungsversicherungen geben, die 12 Prozent der Unternehmen zusätzlich auf den Markt bringen wollen. Bei kollektiven Berufsunfähigkeitspolicen planen eine erweiterten Marktauftritt elf Prozent der Befragten und bei selbstständigen BU-Policen immerhin noch zehn Prozent. Zudem will eine Reihe von Unternehmen biometrische Produkte künftig neu als Zusatz- oder Bündel-Police anbieten. Selbst die Unfallversicherung soll künftig von einigen Versicheren "neu" entdeckt werden.
Marktnische - Extra-Rente für Kranke
Während in vielen Bereichen mit der Erweiterung der Produktpalette der Markt stark gesättigt sein dürfte, glaubt die seit 2008 mit einer Niederlassung in Köln ansässige RGA eine echte Marktnische entdeckt zu haben. So gibt es derzeit auf dem deutschen Markt kaum Anbieter, die Enhanced Annuities, so genannte Sonder- oder Extra-Renten für Kranke anbieten. "Demgegenüber haben sich solche Angebote in Großbritannien seit 2007 zum regelrechten Massenmarkt entwickelt", erläuterte Versicherungsmathematiker Klaus Mattar von RGA. Die Entwicklung sei vor allem von Verbraucherschützern gepusht worden. So müssen Lebensversicherer in Großbritannien vor dem Start einer herkömmlichen Rente darauf hinweisen, dass der Kunde bei aktuellen gesundheitlichen Problemen, bei anderen Anbietern eine höhere Rente erhalten kann.
Einen Boom könnten Extra-Renten erleben, wenn in Deutschland Riester-Anbieter, wie politische vorgesehen, noch kurz vor Rentenstart gewechselt werden dürfen. Laut Umfrage wollen weitere Unternehmen in den Markt einsteigen. Bisher ist maßgeblicher Anbieter nur die LV1871 mit dem Produkt "4flex", bei dem es bei schwerer Krankheit oder Pflegebedürftigkeit eine höhere Rente gibt. Extra-Renten für Kranke eignen sich nach Einschätzung des Rückversicherers RGA auch für sofort beginnende Leistungen per Einmalzahlung. Der Vertrieb gilt aber als besonders schwierig, weil die Police als "Kranken-Rente" mit Imageproblemen zu kämpfen habe. In Großbritannien ist neben der RGA auch die Hannover Rück im Markt aktiv. "Wenn auch in Deutschland mehrere Erstversicherer eine höhere Rente für kranke Menschen anbieten, bekommt der Markt irgendwann den Dreh und es entsteht enormer Wettbewerbsdruck", hofft Experte Mattar. Derzeit hat steht die RGA mit 15 deutschen Erstversicherern in Vertragsbeziehungen.
Bild:© BirgitH/
Nach Einschätzung von Ulrich Wiesenewsky von der Beratungsgesellschaft Towers Watson zeigt dies, das biometrische Risiken bei Lebensversicherungen einen deutlich höheren Stellenwert genießen. Insgesamt wurden 29 Lebensversicherer befragt, die nach Bruttobeiträgen ein Marktvolumen von 38 Prozent repräsentieren.
Auch die Marketingabteilungen der Versicherer haben wieder mehr Einfluss auf die Produktentwicklung gewonnen. Aktuell gaben 46 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie maßgeblich am Produktentwicklungsprozess beteiligt sind; 2011 lag die Vergleichszahl bei 38 Prozent. Gedreht hat sich auch die Nachfrage durch Vertriebspartner. Während die fehlende Nachfrage durch Vermittler und Makler 2011 mit 64 Prozent noch als absoluter Hemmschuh galt, liegt sie heute mit 42 Prozent lediglich auf dem dritten Rang. Positiv beurteilen die Berater zudem, dass mittlerweile das Hemmnis "strategische Ausrichtung" mit einem marginalen Anteil von 25 Prozent (2011: 61) vollkommen in den Hintergrund gerückt ist.
Ausbauen wollen die Lebensversicherer vor allem den Bereich Pflegerenten- und alternative Invaliditäts-Produkte. Für beide Bereiche gab ein Viertel der Befragen an, dass eine Erweiterung des Produktangebotes in den kommenden zwei Jahren geplant ist. Mehr Angebote wird es auch bei Erwerbsminderungsversicherungen geben, die 12 Prozent der Unternehmen zusätzlich auf den Markt bringen wollen. Bei kollektiven Berufsunfähigkeitspolicen planen eine erweiterten Marktauftritt elf Prozent der Befragten und bei selbstständigen BU-Policen immerhin noch zehn Prozent. Zudem will eine Reihe von Unternehmen biometrische Produkte künftig neu als Zusatz- oder Bündel-Police anbieten. Selbst die Unfallversicherung soll künftig von einigen Versicheren "neu" entdeckt werden.
Marktnische - Extra-Rente für Kranke
Während in vielen Bereichen mit der Erweiterung der Produktpalette der Markt stark gesättigt sein dürfte, glaubt die seit 2008 mit einer Niederlassung in Köln ansässige RGA eine echte Marktnische entdeckt zu haben. So gibt es derzeit auf dem deutschen Markt kaum Anbieter, die Enhanced Annuities, so genannte Sonder- oder Extra-Renten für Kranke anbieten. "Demgegenüber haben sich solche Angebote in Großbritannien seit 2007 zum regelrechten Massenmarkt entwickelt", erläuterte Versicherungsmathematiker Klaus Mattar von RGA. Die Entwicklung sei vor allem von Verbraucherschützern gepusht worden. So müssen Lebensversicherer in Großbritannien vor dem Start einer herkömmlichen Rente darauf hinweisen, dass der Kunde bei aktuellen gesundheitlichen Problemen, bei anderen Anbietern eine höhere Rente erhalten kann.
Einen Boom könnten Extra-Renten erleben, wenn in Deutschland Riester-Anbieter, wie politische vorgesehen, noch kurz vor Rentenstart gewechselt werden dürfen. Laut Umfrage wollen weitere Unternehmen in den Markt einsteigen. Bisher ist maßgeblicher Anbieter nur die LV1871 mit dem Produkt "4flex", bei dem es bei schwerer Krankheit oder Pflegebedürftigkeit eine höhere Rente gibt. Extra-Renten für Kranke eignen sich nach Einschätzung des Rückversicherers RGA auch für sofort beginnende Leistungen per Einmalzahlung. Der Vertrieb gilt aber als besonders schwierig, weil die Police als "Kranken-Rente" mit Imageproblemen zu kämpfen habe. In Großbritannien ist neben der RGA auch die Hannover Rück im Markt aktiv. "Wenn auch in Deutschland mehrere Erstversicherer eine höhere Rente für kranke Menschen anbieten, bekommt der Markt irgendwann den Dreh und es entsteht enormer Wettbewerbsdruck", hofft Experte Mattar. Derzeit hat steht die RGA mit 15 deutschen Erstversicherern in Vertragsbeziehungen.
Bild:© BirgitH/
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek