Leben ohne Makler

Das Mutterschiff HanseMerkur Krankenversicherung aG hat im Geschäftsjahr 2004 ordentlich zugelegt, während das Geschäft bei den Töchtern in den Segmenten Leben und Sach rückläufig war. Weil die Abschlusskosten und Vergütungen im Vertrieb nicht mehr zu halten waren, zieht sich die HanseMerkur Leben ganz aus dem Maklergeschäft zurück. In ihrer Ausschließlichkeits-Organisation wird sie hingegen bis zum Jahr 2008 rund 200 neue Arbeitsplätze anbauen.

Fritz Horst Melsheimer, Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur Versicherungsgruppe, hatte einige Highlights zum Geschäftsjahr 2004 während der Bilanzpressekonferenz am Dienstag zu vermelden:
- Mit 14,5 Prozent Beitragswachstum im Geschäftsfeld Krankenversicherung bestes Ergebnis in der Unternehmensgeschichte,
- mit 413.000 Kunden (Stand 31.12.2004) wuchs die Zahl der bei der HanseMerkur privat Krankenversicherten um 12,9 Prozent,
- mit 7,8 Prozent Gruppen-Beitragswachstum im selbst abgeschlossenen Geschäft die Steigerung im Markt (drei Prozent) getoppt,
- mit 57,4 Prozent Neugeschäftswachstum über alle Sparten nach vorn gekommen und
- mit dem Abbau sämtlicher stillen Lasten in die Gewinnzone und zum besten Überschussergebnis seit Bestehen der HanseMerkur.

Während die Zahlen zum Neugeschäftswachstum über alle Sparten ausgesprochen positiv klingen, muss man beim Neugeschäft im Leben starke Abstriche machen. Wie Der HanseMerkur-Chef mitteilte, blieb die blieb die HanseMerkur vom regelrechten Boom im Absatz von Kapitallebens- und auch Rentenversicherung wie bei anderen Lebensversicherern ausgeschlossen. „Das liegt am Aufbau und der Vielschichtigkeit unserer Vertriebe“, begründete Melsheimer den Rückgang der gebuchten LV-Beitragseinnahme auf 99,3 Millionen Euro (Vorjahr 102,0). Auch der Neuzugang nach Versicherungssumme schrumpfte auf 284,5 (Vorjahr 292,1) Millionen Euro. Aber sonst habe sich das Neugeschäft gemessen an der Beitragssumme „erfreulich entwickelt und ist um 7,7 Prozent auf 301,5 Millionen Euro gestiegen“. Gemessen am laufenden Beitrag hatte sich der Neuzugang auf 12,6 Millionen (Vorjahr 12,4) erhöht.

Der Bestand an Rentenversicherungen bei der HanseMerkur Lebensversicherung AG stieg zwar im Jahr 2004 auf 24,1 Prozent (Vorjahr 20,7) und trotzdem gilt gerade dieses Segment als Sorgenkind. Ungewöhnlich hohe Storno-Quoten (14 Prozent bei den Einzelversicherungen und zwei Prozent im Kollektiv) sollen nicht so ohne weiteres hingenommen werden. Bei der Kapitallebensversicherung wurden letztes Jahr 6,0 Prozent der Einzelversicherungen und 2,2 Prozent im Kollektiv vorzeitig beendet. Vor allem junge Verträge gingen verloren: Das Frühstorno wird mit 15,8 Prozent, das Spätstorno mit 5,6 Prozent angegeben. „Unser Problem ist die Bestandssicherheit. Wir müssen unseren Vertrieb noch besser eintakten“, gab Vertriebs-Chef Peter Ludwig zu.

Als erste Maßnahme sollte die Beendigung von Makler-Kooperationen - ausschließlich im Lebensgeschäft - für schlankere Finanzstrukturen sorgen. Die Kosten und Provisionen in dieser Vertriebsschiene könne sich die HanseMerkur nicht mehr leisten, hieß es. Insgesamt sieht der Vorstand drei Ansatzpunkte, um die Situation beim HanseMerkur Lebensversicherer zu verbessern:
- Mehr Vertriebsleistung - durch einen Strauß spezieller Produkte sowohl im Privatkundengeschäft als auch in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV),
- Verbesserung der Storno-Quote,
- Anhebung der Wiederanlage-Quote.

Wachstumstreiber bei der HanseMerkur war erneut die Krankenversicherung, die ihre Beitragseinnahme um 14,5 Prozent steigerte und mit 326,6 Millionen Euro (Vorjahr 285,2) das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte erwirtschaftete. Die HanseMerkur Kranken hat 2004 ihre Position als drittgrößter Anbieter von privatem Zusatzversicherungsschutz im Bereich der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) nach Melsheimers Aussagen gefestigt und ausgebaut. Neben neuen Produkten, die für die Mitglieder der mit der HanseMerkur Kranken kooperierenden Ersatzkassen DAK, Hamburg Münchener und HEK entwickelt wurden, wurde mit der Haspa (Hamburger Sparkasse) zur Jahresmitte ein weiterer wichtiger Kooperationspartner gewonnen. Seither werden in den 180 Filialen von Deutschlands größter Sparkasse vor allem Krankenzusatzversicherungen für den ambulanten und stationären Bereich verkauft. Aber auch Krankheitskosten-Vollversicherungen der HanseMerkur sind im Angebot.

Einen regelrechten Boom löste die Kooperation mit Deutschlands größter Optikerkette Fielmann und die Brillenversicherungen aus. Seit Oktober 2004 wurde sie in rund 460 Fielmann-Filialen bereits 600.000 Mal verkauft. Melsheimer: „Wir gehen davon aus, dass bis zum Jahresende der Abschluss von einer Million Brillen-Versicherungen realistisch ist.“

Bei der HanseMerkur Krankenversicherung aG (HMK) wurde „mit einer moderaten Beitragsanpassung von 3,7 Prozent zum 1. Januar 2004 die Wettbewerbsfähigkeit erneut unter Beweis gestellt“, teilte der Vorstand mit. Das Neugeschäft sei mit einem Nettozuwachs von 96,5 Prozent nochmals signifikant gegenüber dem bereits hohen Vorjahreswert von 55 Prozent gewachsen. Melsheimer: „Überaus erfreulich entwickelte sich der Anstieg der Versicherten in der Krankheitskosten-Vollversicherung um 11.550 Personen und damit auf 72.633 Versicherte.“ Der Zuwachs um 18,9 Prozent sei zudem zehnmal so hoch wie der Branchenschnitt. Noch lägen genaue Zahlen des Verbandes der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV) nicht vor, doch gehe man dort lediglich von einer Steigerung um 1,84 Prozent aus. Der Bestand der HMK wuchs im Geschäftsjahr 2004 um 15,9 Prozent auf 27,6 Millionen Euro (Vorjahr 23,8) Monatsbeitrag.

Nach der Europäischen und der Elvia Reiseversicherung positioniert sich die HanseMerkur Reiseversicherung AG (HMR) als Nummer drei im Markt. Sie hat ihren Marktanteil von 20 Prozent im abgelaufenen Geschäftsjahr gehalten und ihre Ergebnislage nach Aussagen der Vorstände Manfred Schoss und Detlef Jahrke spürbar verbessert. Das entspreche einer Steigerung der Beitragseinnahme im selbst abgeschlossenen Geschäft um 5,8 Prozent auf 85,9 Millionen Euro. Wie in den Vorjahren war die Geschäftstätigkeit auf den Mittelstand der Touristik und den Businessbereich konzentriert. Im Touristikbereich wuchsen die Beiträge um 3,7 Prozent auf 58,9 Millionen Euro an. Überproportional sei die Beitragssteigerung mit 11,6 Prozent auf 25,1 Millionen Euro im Businessbereich ausgefallen. Damit macht der Anteil dieses Geschäftsfeldes an der Gesamtbeitragseinnahme nahezu ein Drittel aus.

Der größte Anteil des von der HMR gezeichneten Beitragsvolumens entfiel nach Unternehmensangaben mit 49,1 Millionen Euro (Vorjahr 46,6) auf die Reiserücktrittskosten-Versicherung, was einem Zuwachs von 5,4 Prozent entspricht. Überproportional habe sich die Reise-Krankenversicherung mit einer Steigerung um 8,7 Prozent auf 25,4 Millionen Euro entwickelt.

Autor(en): Ellen Bocquel

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