Konkurrenz oder Partnerschaft?

"Auf die Rendite kommt es an", so suggerieren Finanzberater ihren Kunden, wenn sie das Pro und Kontra von Lebensversicherungen im Vergleich mit anderen Anlageformen zur Altersversorgung auf den Punkt bringen wollen. Was ist sinnvoller: Versicherungen oder Investmentfonds? Die Antwort bleiben die Fachleute schuldig, zumal der Faktor Risiko- und Hinterbliebenenversorgung die beiden Anlageformen zu stark unterscheidet. Und auch die These, dass Aktieninvests langfristig eine höhere Rendite bringen als Lebensversicherungen, ist für den Bundesbürger nach den turbulenten Börsenjahren 2002 und 2003 nicht leicht plausibel zu machen.

Die Finanzdienstleistungsbranche zieht ihre eigenen Lehren daraus. Statt den Konkurrenzgedanken zwischen Versicherung und Investmentfonds zu verschärfen, entstehen Kombi-Produkte mit guten Synergien. Die Gretchenfrage "Konkurrenz oder Partnerschaft" stelle sich nicht mehr, erläutert Klaus-Jürgen Baum, Geschäftsführer bei Fidelity Investment Services. Das frühere Kontra-Verhalten verwandelt sich nach Baums Aussagen zunehmend in Kooperation. Nahezu jeder deutsche Lebensversicherer, der mit neuen Produkten neue Kundenkreise erschließen wolle, biete Fondspolicen an.

Die Verbraucher übten zwar im letzten Jahr Zurückhaltung bei den Investments, mit denen Versicherungen unterlegt waren, offensichtlich war die Achterbahnfahrt an den Kapitalmärkten Schuld, doch nun ist ihr Kaufwille zurückgekehrt, wie die aktuellen Neugeschäftszahlen zeigen.

Dennoch gehören die Fondspolicen auch heute noch nicht zur aller ersten Wahl beim Verbraucher. Die meisten verstehen das Produkt nicht. Sie bemängeln die Transparenz – sowohl bei den Versicherungen als auch bei den Fonds. Unklar bleibt für viele Laien genauso wie für die Fachleute, wer von beiden – Versicherung oder Fondsgesellschaft - welche Kosten für das Managen und Vermehren ihrer Anlage-Euros berechnet. Denn beide bleiben hier eine klare Antwort schuldig, fordern sich aber gleichzeitig gegenseitig zu mehr Kosten-Transparenz auf.

Klaus-Jürgen Baum will nicht so viel von den Zweifeln um die Transparenz wissen und lenkt das Thema wieder auf die Rendite, das für den Verbraucher täglich an Wichtigkeit zunehme. Das Dilemma sei, dass die deutschen Verbraucher in der Renditefalle stecken, denn sie sparen aktuell falsch und zu wenig für ihre Vorsorge. Das Nicht-Erreichen des Vorsorgeziels werde deutlicher, je näher die heute Erwerbstätigen dem Rentenalter kommen. Otto Normalverbraucher komme schließlich an dem Kombi-Produkt Fondspolice gar nicht mehr vorbei. Erst einmal auf den Geschmack gekommen, wolle er nicht länger mit Hausmannskost abgespeist werden, sprich mit wenig rentablen Altersvorsorgeprodukten via Kapitalversicherung auf den Ruhestand hinarbeiten.

Fonds-Manager Baum nennt sechs Schwerpunkte, die renditebestimmend für akzeptable Altersvorsorge-Produkte sind:

• Ertrag der Kapitalanlagen,

• Partizipationsrate an den Erträgen der Kapitalanlagen,

• Umfang und Kosten der Kapital-/Beitragsgarantien,

• Kosten der Verwaltung,

• Umfang und Kosten der Absicherung von Lebensrisiken sowie

• Steuern und staatliche Zulagen.

Hierbei handelt es sich jedoch genau um die Faktoren, die Transparenz voraussetzen. Transparenz, die nun auch verstärkt von der Finanzdienstleistungsaufsicht eingefordert wird. Baum: Für die Lebensversicherungsindustrie bietet der Transparenzdruck eine Chance. Aber auch bei den Investmentgesellschaften sei wachsender Druck auf die Kostentransparenz zu spüren, was derzeit durch die Installation des Investmentgesetzes deutlich werde. Knackpunkt bei den Fondsgesellschaften ist die Forderung, die Transaktionskosten offen zu legen, die den Fonds belasten. Wie lange der Kunde auf diese Transparenz noch warten muss, sei schwer zu sagen.

Die von allen geforderte Transparenz trifft demzufolge die beiden vermeintlichen Konkurrenten, Versicherer und Investmentmanager, gleich schwer. Doch anstatt im eigenen Unternehmensbereich mit der Aufarbeitung des Problems zu beginnen, schimpfen sie über mangelnde Transparenz beim möglichen Produkt-Kooperationspartner. Das macht die Angelegenheit für die Vermittler und Verbraucher nicht gerade leichter.

Autor(en): Marianne Storck

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