Konkurrenz oder Ergänzung zu Protektor?

Der Gesetzgeber verpflichtet Lebens- und Krankenversicherer ab nächstes Jahr zur Mitgliedschaft in einem neu zu gründenden Sicherungsfonds. Bundestag und Bundesrat gaben dazu jetzt ihr Placet. Dieser Beschluss wird aber kaum als Konkurrenz für Protektor Lebensversicherung AG, die im Jahre 2002 von der Assekuranz gegründete Auffanggesellschaft für marode Lebensversicherer, anzusehen sein. Auch die von den privaten Krankenversicherern initiierte Medicator AG soll durch den Gesetzes-Beschluss nicht unnütz werden.

Mit allen Institutionen, dem neuen Sicherungsfonds sowie der Protektor AG und Medicator AG, wird dasselbe bezweckt: Kunden mit Lebens- und Krankenversicherungs-Verträgen sollen einen besseren Schutz erhalten, wenn die eine oder andere Assekuranz-Gesellschaft in eine finanzielle Schieflage gerät. Protektor und Medicator sind nach Ansicht mancher Politiker dafür nicht ausreichend.

Der Gesetzgeber schreibt jetzt den Sicherungsfonds nach dem Vorbild der Bestimmungen in der Kreditwirtschaft vor. Die Fachwelt wundert sich, dass bei dem "Versicherungs-Sicherungsfonds" die Pensionskassen-Gesellschaften außen vor gelassen werden. Ebenso wie bei Protektor, in dem "nur" die rund hundert deutschen Lebensversicherer Mitglied sind, werden die über 150 am hiesigen Markt agierenden Pensionskassen nicht in die Verpflichtung mit eingebunden. Auch in dem neu formulierten Paragraphen (§) 124 des Versicherungs-Aufsichts-Gesetzes (VAG) werden Pensions- und Sterbekassen explizit von einer Pflichtmitgliedschaft ausgenommen.

Die Politiker betonten im Zusammenhang mit dem Sicherungsfonds-Beschluss, dass die Börsen-Turbulenzen und Einbrüche an den Kapitalmärkten in den Jahren 2000 bis 2003 zu einer Reform des VAG gezwungen hätten. Als dann auch noch die Beinahe-Pleite der Mannheimer Lebensversicherung drohte, habe man weiteren Handlungsbedarf zur Sicherheit der Versicherten erkannt. Schließlich sei der Öffentlichkeit nicht verborgen geblieben, wie groß das Tauziehen und wie undurchsichtig und schwierig die Gründungsphase der Protektor AG gewesen sei.

Die Lebensversicherer, die mit Protektor ein Stück Freiwilligkeit beweisen wollten, hätten nicht gänzlich überzeugt. Auf die so demonstrierte Freiwilligkeit wollen sich die Politiker nicht ausschließlich verlassen. Es werden allerdings Überlegungen angestrengt, die Aufgaben des Sicherungsfonds treuhänderisch an die Protektor AG zu delegieren. Details dazu wurden noch nicht mitgeteilt.

Unterdessen hat die Protektor AG mitgeteilt, dass sie ihr gestecktes Ziel, die Weiterplatzierung des Bestandes der Mannheimer Leben bis zum 31. Dezember 2004, nicht realisieren konnte. "Im Rahmen des Bieter-Verfahrens wurde kein Angebot abgegeben, das den Wert des Bestandes annähernd erreichte", teilte Protektor-Sprecher Michael Gaedicke mit. Wie hoch die Gebote interessierter Assekuranz-Gesellschaften ausgefallen waren, ließ Gaedicke nicht wissen. Es muss davon ausgegangen werden, dass noch immer rund 267.000 Verträge mit einer Gesamtbewertung von rund 30 bis 35 Millionen Euro aus den Beständen der ehemaligen Mannheimer Lebensversicherung bei Protektor verwaltet werden.

Wie aus Kreisen der freiwilligen Auffanggesellschaft weiter zu erfahren war, wird Protektor nun erst einmal weitermachen. Kein Gedanke an Aufhören. Man sei gut aufgestellt, um die LV-Bestände in eigener Regie weiterhin zu verwalten. Gaedicke betonte in diesem Zusammenhang erneut, dass alle Leistungsansprüche der Kunden wie bisher voll umfänglich gewahrt bleiben. Und in jedem Falle werde den Versicherungsnehmern auch in Zukunft eine Überschuss-Beteiligung zuerkannt.

Wie die künftige Arbeit in Zusammenhang mit dem Projekt "Sicherungsfonds" funktionieren wird, bleibt abzuwarten.

Autor(en): Marianne Storck

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