Trotz schwieriger Rahmenbedingungen glaubt eine Mehrheit der Finanzvorstände großer Unternehmen an eine positive Geschäftsentwicklung in 2023. Die jüngste CFO-Studie der Managementberatung Horváth zeigt dies jedenfalls.
So sagen 79 Prozent eine gute finanzielle Performance voraus. Auch die Liquidität wird von 84 Prozent positiv bewertet. Etwas gedämpfter ist der Blick auf Investitionen ins Neugeschäft, die nur 52 Prozent optimistisch sehen. Es gibt zudem deutliche Anzeichen dafür, dass der Druck auf die Finanzabteilungen steigt und sich Risiken weiter aufbauen.
Immer mehr Verantwortliche würden erkennen, dass organisches Wachstum und langfristige Wertschöpfung von einer guten Performance im Bereich Nachhaltigkeit abhänge. Mit 88 Prozent werde nachhaltiges Wirtschaften als wichtigste Aufgabe für das Jahr 2023 und darüber hinaus genannt, noch vor Fachkräftemangel und Cyber-Risiken (jeweils 83 Prozent). Doch ausgerechnet in diesem erfolgskritischen Sektor steht der Fortschritt aus organisatorischen Gründen auf der Kippe, so die Einschätzung der Mangementberatung.
Nur zehn Prozent der Vorstände traut sich, Nachhaltigkeitsziele umzusetzen
Zwei Drittel der CFOs gäben an, dass ihre Abteilung an Personalmangel leide. Ebenso viele sähen eine hohe Arbeitsbelastung sowie ein enormes Stresslevel bei den Mitarbeitenden. Kaum weniger (59 Prozent) seien auch mit Blick auf die nächsten Monate pessimistisch, Kapazitätsprobleme in ihrer Abteilung lösen zu können. 83 Prozent gingen sogar von einer Verschärfung des Problems aus, nicht ohne negative Folgen für die Unternehmen. Weil weniger Personal für das Tagesgeschäft zur Verfügung stünde, drohten komplexere Sonderprojekte und -Aufgaben zu scheitern. So glaube ein Viertel der Finanzvorstände schon nicht mehr daran, die komplexen Nachhaltigkeitsziele der Unternehmen zu erreichen. Nur zehn Prozent traue sich dieses Vorhaben zu. Ebenfalls ein Viertel sehe sich derzeit schlichtweg außerstande, Nachhaltigkeit überhaupt in die Unternehmenssteuerung zu integrieren.
„Lösungen und Modelle zur Integration nachhaltiger Ziele in die Unternehmenssteuerung können, richtig aufgesetzt, auch Entlastung bringen”, ist Achim Wenning, Studienleiter und Partner bei Horváth, überzeugt. „Um diese unternehmensrelevante Aufgabe an sich wird keine Finanzorganisation herumkommen, daher sollten CFOs sich besser früher als später dieser Herausforderung stellen, am effizientesten mit professioneller Unterstützung.”
Drei mögliche Transformationsansätze – das Patentrezept fehlt aber
Transformationen zielen auf Unternehmenswachstum und Wertschöpfung. Schon heute sei, so der Tenor der CFO-Studie, jede zehnte Stelle für Change Prozesse gebunden, sogar mit steigendem Bedarf. Finanzabteilungen stünden beim Umbau ihrer Abteilungen beziehungsweise der Unternehmen vor einem Kraftakt – egal für welchen Ansatz sie sich entscheiden würden.
Der beliebteste Ansatz sei der ganzheitliche „Evolutionsansatz“ (37 Prozent), der ausgehend von der aktuellen Situation Prozesse, Organisationen, IT und Mitarbeitende einbezieht und die Transformation in kleineren Schritten umsetzt. An zweiter Stelle folge der „Use Case-Focus“ mit 29 Prozent, bei dem digitale Verbesserungsideen, beispielsweise in der Prozessdurchführung oder Datennutzung, in den Mittelpunkt gestellt und nacheinander umgesetzt würden.
Das „revolutionäre Vorgehen“ (27 Prozent) hingegen sehe vor, ganzheitlich aus einem visionären Zielbild alle erforderlichen Transformationsinitiativen abzuleiten. Die seltenste angewendete Methode („technology driven“) priorisiere lediglich die Weiterentwicklung der IT-Landschaft und Datenmodelle. Nur sieben Prozent der CFOs priorisierten diesen streng auf die Systeme und Technologie fokussierten Ansatz.
„Den einen richtigen Weg der Transformation gibt es nicht. Es ist daher wichtig, individuell für die jeweilige Organisation den passenden Fahrplan zu entwickeln. Allerdings bevorzugen die meisten CFOs in allen Fällen schnelle und pragmatische Lösungen, um parallel mehrere Initiativen gleichzeitig treiben zu können“, sagt Wenning.
Hintergrundinformationen
Für die Horváth CFO-Studie wurden branchen- und länderübergreifend insgesamt 80 CFOs befragt, aus Unternehmen mit mehrheitlich über 1.000 Mitarbeitenden und 250 Millionen Euro Jahresumsatz. Die Befragung wurde im März 2023 abgeschlossen.
Autor(en): versicherungsmagazin.de