Eigentlich bräuchte der Gesetzgeber einfach weiter nichts zu tun, dann würde die Riester-Rente ab 2022 sowieso keine Rolle mehr spielen. Durch die Absenkung des Höchstrechnungszinses von 0,90 auf 0,25 Prozent ab 1. Januar 2022 ist die Riester-Rente ein Auslaufmodell, da die 100-Prozent-Garantien aufgrund der Nullzins-Phase für Anbieter am Kapitalmarkt nicht mehr darstellbar sind. Die Aktion „Stoppt die Riester-Rente – sonst sehen wir alt aus“ ist also überflüssig. Besser hätte man für eine Reform der Riester-Rente demonstriert. Man müsste zumindest die gesetzlich vorgeschriebenen 100-Prozent-Garantien zurücknehmen.
Der schlechte Ruf der Riester-Rente ist auch den vielen Fehlern der Politik geschuldet. So klagen Produktanbieter zu recht, dass ihr Kundenservice zum großen Teil mit der Rückabwicklung von Zulagen beschäftigt seien. Mit einer einfachen Umstellung der Prozesse, dass man erst prüft und dann zahlt, wäre das Problem schnell aus der Welt. Der Gesetzgeber hat auch das schlicht verpennt.
Riester-Rente lohnt sich
Auch wenn der Chef-Ideologe des Bundes der Versicherten, Axel Kleinlein, seine Behauptung, dass ein Sparer bei der Riester-Rente im Schnitt 102 Jahre alt werden müsse, um die eingezahlten Beiträge herauszubekommen, ständig wiederholt, wird sie nicht richtiger. So macht Professor Jochen Ruß vom Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften, Ulm, klar: "Bei korrekter Berechnung weist die Riester-Rente für die meisten Menschen eine attraktive erwartete Rendite bei sehr geringem Risiko auf. Die Riester-Rente ist aus Kundensicht daher für die meisten Menschen ein sinnvoller Baustein für die Altersversorgung."
Gesetzgeber muss reagieren
Klar ist: Die Altersvorsorge muss reformiert werden. Und die Riester-Rente kann noch viel besser werden, wenn die Politik den von BVI hat mit den Verbänden der Versicherer und Bausparkassen vorgelegten Fünf-Punkte-Plan umsetzt, der neben einer höheren Rendite durch flexible Garantien insbesondere auch auf eine radikale Vereinfachung des Systems abzielt und somit niedrigere Kosten für alle Riester-Sparer ermöglicht. Dafür zu demonstrieren wäre wirklich eine gute Maßnahme für mehr Verbraucherschutz gewesen.
Autor(en): Bernhard Rudolf