Die Digitalisisierung hat bereits ganze Branchen verändert. Nun rückt die Finanzindustrie in den Fokus und mit Fintechs haben sich junge, innovative und technologiegetriebene Unternehmen daran gemacht, den etablierten Marktteilnehmern empfindliche Nadelstiche zu versetzen. Werden sie künftig nach und nach die Geschäftsmodelle der Banken zerstören und ihren Platz einnehmen? Dies war ein Diskussionspunkt der Konferenz "Fintech-Revolution", die "Bankmagazin" und das Center for Financial Studies (CFS) an der Goethe Universität, Frankfurt am Main, veranstalteten. Die Erkenntnisse des Kongresstages sind durchaus auch für Versicherer relevant.
Die FDL-Branche sei lange geschont worden, sagte Dr. Volker Brühl, Geschäftsführer des CFS. Er verwies darauf, dass beispielsweise in der Touristikindustrie die Anzahl der Outlets durch die Digitalisiserung seit 2004 um 40 Prozent gesunken sei. "Fintec ist nichts Neues", so sein Resümee. Neu sei aber, dass die die Gründerszene sich mit ihrer Technik davon emanzipiere lediglich Dienstleister zu sein.
Zwölf Milliarden US-Dollar investiert
"Das Finanzierungsvolumen bei Fintechs hat sich von 2013 auf 2014 verdreifacht", stellte Friederike Stradtmann, Expertin für digitale Geschäftsmodelle bei Accenture fest. Der große Kapitalfluss, 2014 wurden über zwölf Milliarden US-Dollar in Fintech-Unternehmen investiert, dokumentiert das Ausmaß der Revolution. Dass sich die Digitalisierung auf Bereiche wie den Zahlungsverkehr beschränken werde und das beratungsintensive Geschäft nicht gefährdet sei, werde sich als Trugschluss erweisen warnte CFS-Geschäftsführer Brühl.
Fintecs greifen auch Versicherer an
Aus Sicht von Stradtmann, nutzen die Fintech-Pioniere mit ihren Geschäftsmodellen gezielt die Nischen der Regulierung. Mit ihren schnellen, flexiblen Lösungen bringen sie die Banken in Bedrängnis und decken das gesamte Spektrum der FDL-Dienstleistungen ab. "Geld braucht keine Bank" lautet der Slogan des Online-Kreditmarktplatzes Lendic, den die Expertin als Beispiel nannte. Für die Kreditinstitute sieht sie einen deutlichen Handlungsauftrag: "Die Digitalisierung muss heute oberste Priorität haben".
Auch Versicherungslösungen seien nicht mehr zwangsläufig an Versicherer gebunden: Mittlerweile hätten Fintechs Angebote wie Kurzzeitversicherungen, Peer-to-Peer-Gruppen oder Vergleichsportale auf den Markt gebracht. Im Anlagebereich gebe es Roboadvice-Angebote, die geschickt die Nischen in der Regulierung nutzten. Dadurch, dass sie Hilfe zur Selbtsentscheidung der User geben, betreiben sie offiziell keine Anlageberatung.
Zusammenarbeit statt Konfrontation
Statt auf Konfrontation sollten die FDL-Platzhirsche lieber auf Kooperation mit den Fintechs setzen, waren sich die Experten der Konferenz einig. Speziell für die deutschen Banken stecken laut Jochen Siegert, Chief Operating Officer bei Traxpay, darin "mehr Chancen als Risiken". Allerdings seien die Kooperationen durchaus fragil und sollten daher immer wieder überprüft werden. Zudem müsse in den gewachsenen Konzernstrukturen der Kreditinstitute die Agilität von Fintechs erst einmal Einzug halten, glaubt Stradtmann. Interessante Beispiele solcher Kooperationen zwischen Banken und Fintechs gibt es bereits. Die Berliner Volksbank arbeitet zum Beispiel mit Schutzklick zusammen, einem Online-Makler.
Auch Frank Schwab, Vorstandssprecher der Fidor Tecs AG, sieht Kooperationschancen zwischen den Großen und den Kleinen. FDL-Institute müssten zum Teil "50 Jahre alte EDV-Systeme mit sich herumtragen." Fintechs, die "auf der grünen Wiese ihre IT-Architektur konzipieren konnten", hätten die besseren Analytics-Systeme, aber nicht so umfangreiche Datenbestände.
Was am Ende bleiben wird
"Spannend wird der Lackmustest aber erst, wenn die Wirtschaft in Deutschland nicht mehr boomt", gab Carsten Jung, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Berliner Volksbank, gegen Ende der Konferenz zu bedenken. Dann erst werde man sehen, was von der derzeitigen Fintech-Euphorie übrig bleibe.
Bild: Dirk Uebele
Die FDL-Branche sei lange geschont worden, sagte Dr. Volker Brühl, Geschäftsführer des CFS. Er verwies darauf, dass beispielsweise in der Touristikindustrie die Anzahl der Outlets durch die Digitalisiserung seit 2004 um 40 Prozent gesunken sei. "Fintec ist nichts Neues", so sein Resümee. Neu sei aber, dass die die Gründerszene sich mit ihrer Technik davon emanzipiere lediglich Dienstleister zu sein.
Zwölf Milliarden US-Dollar investiert
"Das Finanzierungsvolumen bei Fintechs hat sich von 2013 auf 2014 verdreifacht", stellte Friederike Stradtmann, Expertin für digitale Geschäftsmodelle bei Accenture fest. Der große Kapitalfluss, 2014 wurden über zwölf Milliarden US-Dollar in Fintech-Unternehmen investiert, dokumentiert das Ausmaß der Revolution. Dass sich die Digitalisierung auf Bereiche wie den Zahlungsverkehr beschränken werde und das beratungsintensive Geschäft nicht gefährdet sei, werde sich als Trugschluss erweisen warnte CFS-Geschäftsführer Brühl.
Fintecs greifen auch Versicherer an
Aus Sicht von Stradtmann, nutzen die Fintech-Pioniere mit ihren Geschäftsmodellen gezielt die Nischen der Regulierung. Mit ihren schnellen, flexiblen Lösungen bringen sie die Banken in Bedrängnis und decken das gesamte Spektrum der FDL-Dienstleistungen ab. "Geld braucht keine Bank" lautet der Slogan des Online-Kreditmarktplatzes Lendic, den die Expertin als Beispiel nannte. Für die Kreditinstitute sieht sie einen deutlichen Handlungsauftrag: "Die Digitalisierung muss heute oberste Priorität haben".
Auch Versicherungslösungen seien nicht mehr zwangsläufig an Versicherer gebunden: Mittlerweile hätten Fintechs Angebote wie Kurzzeitversicherungen, Peer-to-Peer-Gruppen oder Vergleichsportale auf den Markt gebracht. Im Anlagebereich gebe es Roboadvice-Angebote, die geschickt die Nischen in der Regulierung nutzten. Dadurch, dass sie Hilfe zur Selbtsentscheidung der User geben, betreiben sie offiziell keine Anlageberatung.
Zusammenarbeit statt Konfrontation
Statt auf Konfrontation sollten die FDL-Platzhirsche lieber auf Kooperation mit den Fintechs setzen, waren sich die Experten der Konferenz einig. Speziell für die deutschen Banken stecken laut Jochen Siegert, Chief Operating Officer bei Traxpay, darin "mehr Chancen als Risiken". Allerdings seien die Kooperationen durchaus fragil und sollten daher immer wieder überprüft werden. Zudem müsse in den gewachsenen Konzernstrukturen der Kreditinstitute die Agilität von Fintechs erst einmal Einzug halten, glaubt Stradtmann. Interessante Beispiele solcher Kooperationen zwischen Banken und Fintechs gibt es bereits. Die Berliner Volksbank arbeitet zum Beispiel mit Schutzklick zusammen, einem Online-Makler.
Auch Frank Schwab, Vorstandssprecher der Fidor Tecs AG, sieht Kooperationschancen zwischen den Großen und den Kleinen. FDL-Institute müssten zum Teil "50 Jahre alte EDV-Systeme mit sich herumtragen." Fintechs, die "auf der grünen Wiese ihre IT-Architektur konzipieren konnten", hätten die besseren Analytics-Systeme, aber nicht so umfangreiche Datenbestände.
Was am Ende bleiben wird
"Spannend wird der Lackmustest aber erst, wenn die Wirtschaft in Deutschland nicht mehr boomt", gab Carsten Jung, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Berliner Volksbank, gegen Ende der Konferenz zu bedenken. Dann erst werde man sehen, was von der derzeitigen Fintech-Euphorie übrig bleibe.
Bild: Dirk Uebele
Autor(en): Alexa Michopoulos