Kölnische Rück senkt Aktienquote auf Null

Der Rückgang der Prämieneinnahmen soll im Schaden- und Unfallgeschäft rund 20 Prozent betragen, sagte Vorstandschef Peter Lütke-Bornefeld . 2003 waren die Beiträge bereits um 20 Prozent reduziert worden. Trotz der selektiveren Annahmepolitik musste das Unternehmen für 2003 einen versicherungstechnischen Verlust in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung melden. Altlasten aus den Jahren 1997 bis 2001 wirkten sich deutlich negativ aus. Unter dem Strich blieb aber ein Gewinn von 211 Millionen Euro, 2002 erlitt die Gruppe einen Verlust von 239 Millionen Euro.

Die Kölnische Rück gehört seit 1994 zum US-Rückversicherer Gen Re und damit zu Berkshire Hathaway, der Gruppe des legendären Investors Warren Buffett. Buffett und Gen-Re-Chef Joseph Brandon haben den drittgrößten Rückversicherer der Welt in den letzten Jahren brachial auf Gewinnkurs getrimmt. Hauptmittel ist die rasche Trennung von Geschäft, das die Gen Re langfristig für nicht profitabel hält. Dank der unangefochtenen Kapitalkraft von Berkshire Hathaway ist die Gen Re der einzige große Rückversicherer, der noch die erstklassige Beurteilung von "AAA" durch die Rating-Agentur Standard & Poor’s hat. Auch an der Kostenschraube hat Brandon kräftig gedreht. Die IT-Abteilungen wurden zusammengestutzt und Dienstleistungen außer Haus gegeben, allein in Köln mussten 50 Mitarbeiter gehen. "Das gab den ersten Sozialplan überhaupt in der Geschichte der Kölnischen Rück", sagte Lütke-Bornefeld. Die 2003 eingeführte alleinige Nutzung des Markennamens Gen Re statt vorher General Cologne Re passt in das Umfeld. "Es macht keinen Sinn, Ressourcen doppelt vorzuhalten", sagte Lütke-Bornefeld. "Es gibt sicher einen Evolutionsprozess zu einer eher amerikanischen Gesellschaft." Bisher hält die Gen Re 89 Prozent an der Kölnischen Rück. Firmenstruktur und Name, der im Marktauftritt allerdings keine Rolle mehr spielt, würden beibehalten, "selbst wenn die Gen Re einmal 100 Prozent der Aktien halten sollte".

Die Kölnische Rück macht rund die Hälfte des Umsatzes des Gen-Re-Konzerns aus. Im Jahr 2003 nahm sie insgesamt 3,69 Milliarden Euro an Prämien von den Erstversicherern ein, ein Minus von 16,3 Prozent. Davon entfielen 2,20 Milliarden Euro auf die Lebens- und Kranken-Rückversicherung, ein Rückgang um 13,6 Prozent - 9,8 Punkte als Resultat von Währungskursschwankungen. Im Schaden- und Unfallgeschäft beliefen sich die Prämieneinnahmen auf 1,49 Milliarden Euro. Das sind 20 Prozent weniger als 2002, davon 5,7 Punkte währungsbedingt. Zum Teil geht das auf die Stilllegung der Tochter Europa Re zurück, zum Teil auf höhere Ansprüche an das Geschäft, das die Kölnische Rück übernahm.

Schwarze Zahlen schreibt das Unternehmen operativ nur in Leben und Kranken. In Schaden und Unfall beliefen sich Schadenaufwand und Kosten zusammen auf 107,5 Prozent der Beitragseinnahmen. Die so genannte Combined Ratio ist die zentrale Messgröße für die Branche.

Das ist zwar deutlich besser als die 120,8 Prozent des Vorjahres, aber immer noch sehr viel schlechter als Marktführer Münchener Rück mit 96,7 Prozent. "Es gab Nachreservierungsbedarf wegen Spätschadenmeldungen", sagte Lütke-Bornefeld. "Haftpflicht- und Transportdeckungen waren die Sorgenkinder." Der Konzern wurde von einer Gesetzesänderung im Schadensersatzrecht in Frankreich genauso getroffen wie von Forderungen aus der Berufshaftpflicht. Sie alle beruhen auf Verträgen aus den Jahren 1997 bis 2001, als offensichtlich Risiken unter Preis hereingenommen wurden. Auf 2003 begrenzt sei die Combined Ratio mit 98,8 Prozent gut ausgefallen, sagte er.

Die Aktienquote von null Prozent der Kapitalanlagen werde "erst einmal so beibehalten". Zurzeit lege das Unternehmen viel Geld kurzfristig an, um von einer Zinswende nicht überrascht zu werden. Die Kapitalerträge fielen 2003 mit 413 Millionen Euro statt 188 Millionen Euro positiver aus. Vor wenigen Jahren legte die Kölnische Rück noch 15 Prozent in Aktien an, Ende 2003 waren es nur noch drei Prozent.

Autor(en): der Financial Times Deutschland

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