Klettern jetzt die BU-Beiträge?

Die Lebensversicherer stehen beim Thema BU in der Kritik: Die private BU-Absicherung macht derzeit einen Umsatzanteil von nur etwa 6,7 Prozent an der gesamten Lebensversicherung aus. Im Schnitt kommen nur knapp 490 Euro Monatsrente pro UU- oder BUZ-Vertrag zustande. Dies ist nicht einmal die Hälfte des Existenzminimums. Hinzu kommt eine rigide Annahmepolitik: Rund 200.000 Anträge pro Jahr werden abgelehnt, insbesondere wegen Vorerkrankungen. "Das Niveau der bezahlbaren Bedingungsqualität hat einen Höchststand erreicht, es sind eher Einschränkungen zu erwarten", sagt Joachim Geiberger. "Einige Versicherer, die einen Verzicht auf die konkrete Verweisung bislang ohne Einschränkungen in den Bedingungen vorsahen, haben neue Tarife wieder mit der Möglichkeit der konkreten Verweisung eingeführt", hat der Geschäftsführer von Morgen & Morgen beobachtet. Auch bei den Preisen gebe es riesige Unterschiede - im konkreten Einzelfall von bis zu 400 Prozent.

Derzeit lohnenswert und bezahlbar - für den Modellfall Krankenpfleger (30)., der 1.000 Euro garantierte BU-Rente pro Monat bis 67 versichern will - sind insbesondere Basler, Allianz, LV 1871, Condor und Nürnberger. Sie bringen es im M&M-BU-Gesamtrating allesamt auf fünf Sterne. Männer zahlen dafür bei den genannten Gesellschaften zwischen 110 und 120 Euro Netto-Monatsbeitrag, Frauen zwischen 105 und 149 Euro. Außer bei der LV 1871 (Golden BU) sind es keine Angebote einer selbständigen SBU-Police, sondern eine Kombination aus Risiko-Lebensversicherung (5.000 Euro Todesfallsumme) und BUZ-Police.

Noch hat erst rund jeder vierte Deutsche eine BU-Police. Der Bedingungswettbewerb im letzten Jahrzehnt ließ die Preise klettern und brachte den Absatz ins Stocken. Nun kommt wohl die nächste Preiserhöhung: Durch die Absenkung des Garantiezinses von 2,75 auf 2,25 Prozent verteuern sich die Beiträge für neu abgeschlossene BU-Verträge - nach ersten Schätzungen von MLP um bis zu sieben Prozent. Grund ist die Kalkulationsmethode. Für den BU-Fall müssen die Versicherer ein Finanzpolster in Höhe der voraussichtlichen Leistungen aufbauen. Diesen Kapitalstock verzinsen sie ausschließlich mit dem Garantiezins. "In der Tat wird der garantierte Beitrag teurer, wenn die sonstigen Rechnungsgrundlagen unverändert bleiben", meint Dr. Martin Zsohar, Direktor Produktentwicklung bei Morgen & Morgen. "Ob der Zahlbeitrag ebenfalls steigt, hängt von der Überschussdeklaration ab, die die nötige Beitragsanhebung womöglich kompensiert", warnt Zsohar vor übereilten Schlüssen.

Angesichts der Preisunsicherheit stellt sich mehr denn je die Frage nach der passenden und zugleich bezahlbaren Absicherung. Marktkenner haben schon jetzt bis zu acht unterschiedliche Absicherungsverträge beobachtet, darunter BU-Leistung ab 75 Prozent (statt ab 50 Prozent), temporäre BU mit Übergang auf Erwerbsunfähigkeitsrente bzw. auf hälftige BU-Rente. Solche Alternativen sind Nischenprodukte, die das Risiko nicht ausreichend decken. "Zu einer leistungsstarken BU-Police gibt es keine echten Alternativen", weiß Branchenkenner Geiberger. Bei echten BU-Policen kommen neuerdings Assistance-Komponenten ins Spiel, darunter Beratung über medizinische und berufliche Rehabilitation. Wichtiger ist aber, dass der Versicherer im Ernstfall überhaupt zahlt und die Leistung nicht abstreitet.

Autor(en): Detlef Pohl

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