Rund 500.000 intelligente Stecker für den automatischen Unfallmeldedienst (UMD) wollen die Autoversicherer von April bis zum Herbst 2016 Kfz-Besitzern anbieten. Wer eine neue Autoversicherung abschließt, kann künftig bei fast allen großen Anbietern den UMD dazu buchen. 46 Versicherungsgruppen wollen sofort an dem neuen Service der Kfz-Versicherer teilnehmen. Alle großen Kfz-Versicherer, wie Huk-Coburg, Allianz, LVM, R+V oder Württembergische sind mit von der Partie.
Nach Informationen aus der Branche soll das automatische Notrettungs-System zum Nachrüsten nicht mehr als 20 Euro pro Jahr kosten. Die Preise werden individuelle durch die Versicherer bestimmt. Notwendig für den UMD sind ein Smartphone, eine App und ein Stecker. Der UMD-Stecker ist ohne eigene Stromzufuhr konzipiert und muss im Fahrzeug stets in einem 12-Volt-Anschluss installiert sein. Über UMD werden bei einem schweren Unfall automatisch die Rettungskräfte alarmiert, wenn der Fahrer per Handy nicht mehr erreichbar ist. Der Stecker erkennt zudem automatisch die Schwere des Unfalls.
90 Prozent der Smartphone-Nutzer können den Service nutzen
Bei Blechschäden oder Pannen kann der Autofahrer manuell Kontakt zum Service-Center aufnehmen. Das UMD-System kann mit einem Android-Smartphone oder Iphone betrieben werden. Damit könnten rund 90 Prozent aller Handybesitzer UMD nutzen. Einige Anbieter wollen UMD an den ihren Kfz-Schutzbrief binden. Das hat den Vorteil, dass die Kunden, die über UMD manuell eine Panne oder selbstverschuldeten Unfall melden, in der Regel keine Abschlepp- oder Übernachtungskosten tragen müssen.
Branche will Kosten senken
"Wir wollen die Kfz-Versichersicherung attraktiver machen. Gleichzeitig möchten wir Hilfeleistungen aber nicht anderen überlassen", sagte Peter Slawik vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bei der offiziellen Vorstellung des UMD in Berlin. Gleichzeitig bestätigte Slawik, dass die Branche den Service nicht "aus rein altruistischen Gründen" gestartet habe: "Wir möchten auch, dass Schadenfälle künftig reibungslos abgewickelt werden. Daher ist der direkte Kontakt zum Kunden wichtig."
Eine schnelle Unfallabwicklung kann nicht nur Leben retten und Verletzte frühzeitig bergen, sondern insgesamt die Schadenkosten senken. Möglich wird dies durch kürzere Reparaturzeiten oder weil seltener Gutachter und Anwälte eingeschaltet werden. Zudem steht die Praxis der Kfz-Versicherer, Schäden in günstige Partnerwerkstätten zu steuern, im Zeitalter der Digitalisierung stark unter Druck.
Ab 2018 hat jeder Neuwagen eCall
So befürchten die Versicherer, dass sie mit der Einführung von EU-Emergency Call, kurz eCall, die Herrschaft über die Unfalldaten an die Autohersteller verlieren. Ab Frühjahr 2018 muss jeder neue Pkw ab Werk mit eCall ausgestattet werden. Mit der neuen eigenen Notruftechnik wollen die Versicherer den Autoherstellern Paroli bieten. "Damit bekommen auch Fahrer, die sich keinen Neuwagen leisten können, ein Recht auf Rettung", sagte Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstand der Huk-Coburg, der mit Werner Schmidt, Vorstand der LVM-Versicherung, dem UMD-Lenkungsausschuss vorsteht. Der UMD sei zudem eine Investition in die Zukunft. So könnten die einzelnen Versicherer weitere Dienstleistungen rund um das ausgebaute GDV-Callcenter in Hamburg anbieten.
Energisch machte der GDV deutlich, dass die derzeitige UMD-Technik keine Überwachung der Fahrer und damit auch keinen Telematiktarif erlaubt. Zwar erhebt die UMD-App ständig drei Positionsdaten, um im Ernstfall den genauen Unfallort und die Fahrtrichtung des PKW bestimmen zu können. Doch diese Daten würden ständig überschrieben. "Eine Veränderung der App lassen wir bei keinem Versicherer zu", betonte Schmidt.
Nachteile und Restrisiko
Gegenüber eCall-Systemen, die bereits von einigen Kfz-Herstellern in Premiumfahrzeugen betrieben werden und bei jedem Startvorgang sofort einsatzbereit sind, hat der UMD Nachteile. So ist der automatische Notruf nur aktiv, wenn das Smartphone an Bord funktionstüchtig ist. Über eine USB-Ladebuchse im Stecker kann das Handy notfalls aufgeladen werden. Stets muss der Autofahrer aber dafür sorgen, dass die App aufgerufen ist und eine Bluetooth-Verbindung hergestellt wurde.
Gleichzeitig muss die GPS-Ortung beim Handy immer freigeschaltet sein. Nur so kann die App bei einem Unfall den genauen Standort des Fahrzeuges melden. Außerdem ist Funkkontakt notwendig. Probleme können Autofahrer daher in abgelegenen Gegenden oder im grenznahen Bereich bekommen. So verweist der GDV darauf das eine automatische Auslösung nicht mehr möglich ist, wenn sich die SIM-Karte des Handys in ein nichtdeutsches Netz einbucht.
100-prozentige Sicherheit gibt es nicht
Nur wenn der Notstecker ständig grün leuchtet, ist er betriebsbereit. Daher rät der GDV den UMD-Stecker nur im unmittelbaren Sichtfeld des Fahrers, etwa in der Mittelkonsole, zu installieren. Insgesamt kann es so viele Hindernisse für den UMD-Betrieb geben. "Wir können keine 100-prozentige Sicherheit garantieren", sagte Schmidt. Die gebe es aber auch beim eCall-System nicht. Der GDV machte aber deutlich, dass ein Verstoß gegen die Mitwirkungspflichten beim UMD für die Autobesitzer keinerlei versicherungsrechtliche Folge hat. "Die Leistungen aus der Kfz-Haftpflicht- oder Kaskoversicherung bleiben unberührt", so GDV-Mann Heitmann. "Allein der Notrufservice funktioniert dann nicht."
Bildquelle: Uwe Schmidt-Kasparek
Nach Informationen aus der Branche soll das automatische Notrettungs-System zum Nachrüsten nicht mehr als 20 Euro pro Jahr kosten. Die Preise werden individuelle durch die Versicherer bestimmt. Notwendig für den UMD sind ein Smartphone, eine App und ein Stecker. Der UMD-Stecker ist ohne eigene Stromzufuhr konzipiert und muss im Fahrzeug stets in einem 12-Volt-Anschluss installiert sein. Über UMD werden bei einem schweren Unfall automatisch die Rettungskräfte alarmiert, wenn der Fahrer per Handy nicht mehr erreichbar ist. Der Stecker erkennt zudem automatisch die Schwere des Unfalls.
90 Prozent der Smartphone-Nutzer können den Service nutzen
Bei Blechschäden oder Pannen kann der Autofahrer manuell Kontakt zum Service-Center aufnehmen. Das UMD-System kann mit einem Android-Smartphone oder Iphone betrieben werden. Damit könnten rund 90 Prozent aller Handybesitzer UMD nutzen. Einige Anbieter wollen UMD an den ihren Kfz-Schutzbrief binden. Das hat den Vorteil, dass die Kunden, die über UMD manuell eine Panne oder selbstverschuldeten Unfall melden, in der Regel keine Abschlepp- oder Übernachtungskosten tragen müssen.
Branche will Kosten senken
"Wir wollen die Kfz-Versichersicherung attraktiver machen. Gleichzeitig möchten wir Hilfeleistungen aber nicht anderen überlassen", sagte Peter Slawik vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bei der offiziellen Vorstellung des UMD in Berlin. Gleichzeitig bestätigte Slawik, dass die Branche den Service nicht "aus rein altruistischen Gründen" gestartet habe: "Wir möchten auch, dass Schadenfälle künftig reibungslos abgewickelt werden. Daher ist der direkte Kontakt zum Kunden wichtig."
Eine schnelle Unfallabwicklung kann nicht nur Leben retten und Verletzte frühzeitig bergen, sondern insgesamt die Schadenkosten senken. Möglich wird dies durch kürzere Reparaturzeiten oder weil seltener Gutachter und Anwälte eingeschaltet werden. Zudem steht die Praxis der Kfz-Versicherer, Schäden in günstige Partnerwerkstätten zu steuern, im Zeitalter der Digitalisierung stark unter Druck.
Ab 2018 hat jeder Neuwagen eCall
So befürchten die Versicherer, dass sie mit der Einführung von EU-Emergency Call, kurz eCall, die Herrschaft über die Unfalldaten an die Autohersteller verlieren. Ab Frühjahr 2018 muss jeder neue Pkw ab Werk mit eCall ausgestattet werden. Mit der neuen eigenen Notruftechnik wollen die Versicherer den Autoherstellern Paroli bieten. "Damit bekommen auch Fahrer, die sich keinen Neuwagen leisten können, ein Recht auf Rettung", sagte Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstand der Huk-Coburg, der mit Werner Schmidt, Vorstand der LVM-Versicherung, dem UMD-Lenkungsausschuss vorsteht. Der UMD sei zudem eine Investition in die Zukunft. So könnten die einzelnen Versicherer weitere Dienstleistungen rund um das ausgebaute GDV-Callcenter in Hamburg anbieten.
Energisch machte der GDV deutlich, dass die derzeitige UMD-Technik keine Überwachung der Fahrer und damit auch keinen Telematiktarif erlaubt. Zwar erhebt die UMD-App ständig drei Positionsdaten, um im Ernstfall den genauen Unfallort und die Fahrtrichtung des PKW bestimmen zu können. Doch diese Daten würden ständig überschrieben. "Eine Veränderung der App lassen wir bei keinem Versicherer zu", betonte Schmidt.
Nachteile und Restrisiko
Gegenüber eCall-Systemen, die bereits von einigen Kfz-Herstellern in Premiumfahrzeugen betrieben werden und bei jedem Startvorgang sofort einsatzbereit sind, hat der UMD Nachteile. So ist der automatische Notruf nur aktiv, wenn das Smartphone an Bord funktionstüchtig ist. Über eine USB-Ladebuchse im Stecker kann das Handy notfalls aufgeladen werden. Stets muss der Autofahrer aber dafür sorgen, dass die App aufgerufen ist und eine Bluetooth-Verbindung hergestellt wurde.
Gleichzeitig muss die GPS-Ortung beim Handy immer freigeschaltet sein. Nur so kann die App bei einem Unfall den genauen Standort des Fahrzeuges melden. Außerdem ist Funkkontakt notwendig. Probleme können Autofahrer daher in abgelegenen Gegenden oder im grenznahen Bereich bekommen. So verweist der GDV darauf das eine automatische Auslösung nicht mehr möglich ist, wenn sich die SIM-Karte des Handys in ein nichtdeutsches Netz einbucht.
100-prozentige Sicherheit gibt es nicht
Nur wenn der Notstecker ständig grün leuchtet, ist er betriebsbereit. Daher rät der GDV den UMD-Stecker nur im unmittelbaren Sichtfeld des Fahrers, etwa in der Mittelkonsole, zu installieren. Insgesamt kann es so viele Hindernisse für den UMD-Betrieb geben. "Wir können keine 100-prozentige Sicherheit garantieren", sagte Schmidt. Die gebe es aber auch beim eCall-System nicht. Der GDV machte aber deutlich, dass ein Verstoß gegen die Mitwirkungspflichten beim UMD für die Autobesitzer keinerlei versicherungsrechtliche Folge hat. "Die Leistungen aus der Kfz-Haftpflicht- oder Kaskoversicherung bleiben unberührt", so GDV-Mann Heitmann. "Allein der Notrufservice funktioniert dann nicht."
Bildquelle: Uwe Schmidt-Kasparek
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek