Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft im Jahr 2019 sind durchwachsen: Während die Industrie unter dem ungünstigen außenwirtschaftlichen Umfeld leidet, können die Bauwirtschaft und einige Dienstleistungssektoren mit einem kräftigen Umsatzplus rechnen. So lautet jedenfalls die Einschätzung von Feri Investment Research.
„Die exportorientierten Industriebranchen müssen sich auf begrenzte Wachstumschancen, die Chemie sogar auf ein Produktionsminus einstellen, während die Nachfrage nach Bauleistungen hoch bleibt und die Digitalisierung einige Dienstleistungssektoren wie die Informationstechnologie begünstigt“, fasst Axel Angermann, Chef-Volkswirt von Feri, das Ergebnis der Konjunkturprognose für das neue Jahr zusammen.
Die Industrieproduktion sei bereits 2018 mit 1,4 Prozent nur halb so viel wie ursprünglich erwartet gewachsen. Insbesondere die deutliche Abschwächung der Konjunktur im Euroraum mache sich negativ bemerkbar: Die deutschen Exporte in die Länder des Euroraums stagnierten seit Beginn des Jahres 2018, während im Export in die USA noch ein leichtes Plus, nach China sogar ein kräftiger Zuwachs erreicht worden sei.
Große Unsicherheiten für Exporte nach Großbritannien
Deutlich rückläufig sei seit Beginn des Jahres 2018 die Exporte nach Großbritannien. Mit einer schnellen Verbesserung des außenwirtschaftlichen Umfelds rechnet Feri nicht. Die Industrieproduktion wird deshalb auch im Jahr 2019 bestenfalls leicht zulegen.
Vor großen Herausforderungen steht weiterhin der Fahrzeugbau. Die Prognose von knapp einem Prozent Produktionswachstum im Jahr 2019 kommt nur deshalb zustande, weil nach dem drastischen Produktionseinbruch im Sommer 2018 in der ersten Hälfte des Jahres 2019 mit einem gewissen Nachholeffekt zu rechnen ist, wenn die Hersteller für alle Fahrzeuge die neue WLTP-Zulassung haben.
Autobranche kämpft mit diversen Problemen
Weltweit bleibt die Nachfrage nach Personenkraftwagen allerdings schwach. In Deutschland muss die Autobranche zudem mit der großen Verunsicherung potenzieller Autokäufer durch die anhaltende Diskussion um Fahrverbote, schärfere Grenzwerte für den Schadstoffausstoß und nicht zuletzt die von einzelnen Herstellern selbst zu verantwortenden Skandale fertig werden.
Positiv bleibe dagegen das Umfeld für das deutsche Baugewerbe. Der preisbereinigte Umsatz dürfte im Jahr 2019 um knapp drei Prozent steigen. Anhaltend niedrige Zinsen und die Knappheit an bezahlbarem Wohnraum, besonders in den Ballungsräumen, würden für eine weiterhin hohe Nachfrage sorgen. Gebremst werde der Umsatzzuwachs im Bau aber durch die Schwierigkeiten insbesondere der größeren Kommunen, neues Bauland auszuweisen, und durch die Kapazitätsgrenzen innerhalb der Branche.
Fortschreitende Digitalisierung liefert Umsatzwachstum
Dienstleistungen der Informationstechnologie, zu denen beispielsweise Softwareprogrammierung gehört, werden im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung stärker nachgefragt und dürften auch im kommenden Jahr ein preisbereinigtes Umsatzwachstum von vier Prozent erwarten.
Zu den Gewinnern einer weiterhin soliden Binnennachfrage gehören laut Feri die Leasingbranche ebenso wie Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Dass die Leiharbeit im kommenden Jahr stärker wächst als 2018, ist allerdings auch eine Folge der verschlechterten Aussichten für das Verarbeitende Gewerbe, weil die Industrieunternehmen angesichts großer Unsicherheiten wieder vermehrt auf Leiharbeiter zurückgreifen dürften.
Kleine Unternehmen sind die Verlierer
Das Wachstumspotenzial für viele personenbezogene Dienstleistungen bleibe grundsätzlich begrenzt. Die zu erwartenden Einkommenszuwächse kämen Waschsalons, Frisören und Bestattern nur zum kleinen Teil zugute und ließen für diese Bereiche wie auch für das Gastgewerbe nur ein moderates Umsatzplus erwarten.
Quelle: Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der Feri Gruppe
Autor(en): Versicherungsmagazin