Buy now - pay later - gerade Jugendliche freuen sich über Flexibilität beim Konsum. Wie die Schufa in ihrem "Jugend Finanzmonitor" herausgefunden hat, haben den Service bereits 31 Prozent der Jugendlichen genutzt. Doch es gibt auch Schattenseiten: Rund die Hälfte der befragten Jugendlichen haben bei derartigen kurzfristigen Konsumentenkrediten schon einmal eine Zahlungsfrist verpasst. Geschieht das mehrfach, droht bereits in jungen Jahren die Überschuldung. Heute ist das bereits bei jedem fünften Jugendlichen der Fall. Das zeigt etwa die Trendstudie "Jugend in Deutschland". Doch wie können Eltern und Schulen den Teufelskreis aus Konsum und Überschuldung durchbrechen?
Glücklicherweise sind sich die meisten Jugendlichen der Risiken, die im Zusammenhang mit "Buy now, pay later" entstehen können, bewusst. Laut Schufa sieht die überwiegende Mehrheit ein "großes" oder "sehr großes" Risiko im Zusammenhang mit den Angeboten. Um die Gefahr der Überschuldung zu reduzieren, können Eltern und Schulen auf verschiedene Weise ansetzen. Vor allem die beiden Bereiche Struktur und Mindset bieten sich an.
Zahlen lügen nicht
Was noch vor Jahren das Haushaltsbuch war, gibt es heute auch in digitaler Form. Doch ganz gleich wie Eltern ihren Nachwuchs dazu motivieren, einen Überblick über ihre Finanzen zu behalten und notwendige Ausgaben, Spar-Rücklagen und Konsumausgaben schon am Monatsanfang voneinander zu trennen: Übersicht über die eigenen Finanzen kann bereits die halbe Miete sein.
Viele Bank-Apps bieten längst Unterkonten an. So können Jugendliche ihr monatlich verfügbares Geld anhand eines vorher festgelegten Schlüssels auf verschiedene Töpfe verteilen. Das geht einmal eingerichtet automatisch. Gepaart mit einem Maximalbetrag für kurzfristige Konsumentenkredite, der etwa bei 15 Prozent des monatlichen Einkommens liegen könnte, entsteht eine wirksame Struktur gegen Überschuldung. Idealerweise verzichten Jugendliche sowieso ganz grundsätzlich auf Kredite. Damit junge Menschen diese Struktur auch umsetzen, könnten Eltern etwa mit einer Belohnung arbeiten: Hat der Nachwuchs die Regeln drei Monate konsequent umgesetzt, übernehmen sie eine kleinere Konsumausgabe aus eigener Tasche.
Belohnungsaufschub ist die Super-Power für Jugendliche
Damit junge Menschen eine solche Struktur gerne einhalten, kommt es auch auf Wissen und das nötige Mindset an. Sind Eltern positive Vorbilder, die ihren Kindern eine gewisse Haushaltsdisziplin vorleben und auch erklären, dass der entspannte Urlaub das Resultat von Regelwerk und Disziplin ist, lernen auch Kinder den Umgang mit Geld. Auch die Schulen sind gefragt. Wer etwa die Zinsrechnung mit praxisnahen Beispielen lehrt und so zeigt, dass aus dem kurzfristigen Verzicht langfristig etwas Großes entstehen kann, stärkt bei Jugendlichen die Bereitschaft zum Belohnungsaufschub.
Wer lernt, kurzfristige Impulse zu kontrollieren und sie langfristigen Zielen unterzuordnen, stellt nicht nur im Umgang mit Geld die Weichen für die Zukunft. Auch die spätere Karriere oder persönliche Ziele, wie ein hoher Bildungsabschluss oder den erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit hängen von der Einsicht ab, lieber heute zu verzichten und dafür morgen umso mehr zu profitieren. Gepaart mit Hilfsmitteln, sei es als klassisches Haushaltsbuch oder als App, die Jugendlichen einen besseren Überblick über ihre Finanzen geben, ist das mehr als die halbe Miete für einen besseren Umgang mit Geld.
Über den Autor
Ulrich Müller hat fast 30 Jahre Börsenerfahrung und ist Gründer der Ulrich Müller Wealth Academy in Halstenbek bei Hamburg. Mit Gruppenseminaren und individuellen Coachings zu den Themen Investieren mit Strategie und Mental Coaching werden Teilnehmende dazu ausgebildet, ihr Geld erfolgreich an der Börse zu investieren. Vor der Gründung der UMWA war der studierte Finanzwirt 17 Jahre als Investmentberater tätig. Über viele Jahre entwickelte er seine eigenen Analyse- und Bewertungssysteme im Bereich Aktien & Optionen, die er nun in seiner Akademie an private Anleger weitergibt. Seit November 2021 ist er zudem Strategiegeber des Investmentfonds "UM Strategy Fund".
Autor(en): Ulrich Müller