Am 22. Juni 2021 hat die CDU/CSU ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl im September vorgestellt. Ihre Pläne zur Einführung eines obligatorischen Standardprodukts in der staatlich geförderten Altersvorsorge stießen prompt auf Kritik von Vermittlerverbänden.
An dem Drei-Säulen-Modell der Alterssicherung will die Union zwar festhalten: „Wir stehen für eine zukunftsfeste Alterssicherung auf drei Säulen: der gesetzlichen Rentenversicherung, der betrieblichen und der privaten Vorsorge“, heißt es im Wahlprogramm. Ihre Vorschläge zur Erneuerung der privaten staatlich geförderten Altersvorsorge haben aber umgehend Widerspruch bei sowohl bei Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e. V. sowie dem Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e.V. (BVK) provoziert.
Neustart statt Riester-Reform
Stein des Anstoßes ist die Ankündigung, eines "Neustarts" der privaten Altersvorsorge. Die Union plant, Kriterien für ein verpflichtendes Standardvorsorgeprodukt festzulegen, aus dem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nur durch Widerspruch (Opt-Out-Modell) aussteigen können. So soll die Altersvorsorge "effizienter, transparenter und dadurch attraktiver und einfacher" werden.
Das Standardprodukt soll ohne Abschlusskosten auskommen und möglichst niedrige Verwaltungskosten haben. Die Arbeitnehmer können zwischen Produkten mit und ohne Leistungsgarantie wählen. Die Riester-Rente, deren Reform in der laufenden Legislaturperiode auf der Agenda der Regierungskoalition steht, wird im Programm nicht mehr erwähnt.
Dass jetzt die Union das bewährte und reformfähige Riester-Modell einem fragwürdigen Standardprodukt opfert, kritisieren wir scharf. Private Altersvorsorge ist auch bei 0815-Produkten erklärungsbedürftig. Die Beratungsexpertise der Vermittler ungenutzt lassen zu wollen, wäre ein großer Fehler. Michael H. Heinz, Präsident BVK
Wahlfreiheit beschnitten
"Die Unionspläne sind äußerst fragwürdig und entsprechen nicht dem Leitgedanken bürgerlich-freier Entscheidung", so die Reaktion von BVK-Präsident Michael H. Heinz. Ins gleiche Horn bläst Votum-Vorstand Martin Klein: "Das Ziel von CDU und CSU, die Riester-Rente durch ein obligatorisches Standardprodukt für alle Arbeitnehmer ohne Abschlusskosten zu ersetzen, zeigt einen realitätsfernen Irrglauben."
Es sei nicht im Sinne der Arbeitnehmer, wenn sie künftig nicht mehr die Wahl hätten, ob sie mit den Leistungen der geförderten Altersvorsorge ein Versicherungsprodukt, eine Investmentfondsanlage oder aber ihren Wunsch nach privaten Wohneigentum besparen möchten, so Klein weiter. Auf die unterschiedlichen Erwerbsbiografien und Ziele von 45 Millionen Erwerbstätigen könne ein Standardprodukt nicht die Antwort sein. Die Union scheine dies zu ahnen, wenn sie anführe, dass Produkte mit unterschiedlichen Garantien angeboten werden sollten.
Individuelle Beratung ist weiter nötig
Auch Heinz, hält ein Standardprodukt ungeeignet für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebenssituationen der Menschen. Hier sei eine qualifizierte individuelle Beratung durch Vermittler notwendig. Diese sei wichtig und müsse auch angemessen entlohnt werden. Der BVK fürchtet, dass die Verbraucher dem "Vorsorgezwang" in großer Zahl widersprechen würden.
Der BVK-Chef plädiert dafür die Riester-Rente zu überarbeiten und vor allem von bürokratischen Ballast zu befreien. Die Öffnung für weitere Berufsgruppen und ein Wegfall der Beitragsgarantie, können Riester-Produkten einen Schub geben.
Der Gedanke, dass eine finanzielle Absicherung im Alter ohne professionelle Beratung möglich sein soll, ist ein weiterer Irrglaube. Wer soll den zusätzlichen Absicherungsbedarf des Erwerbstätigen ermitteln? Wer hilft ihm bei der Entscheidung für das richtige Garantieniveau? Martin Klein, Vorstand Votum
Autor(en): versicherungsmagazin.de