Bei den Diskussionen über die Digitalisierung der Branche geht es oft um so genannte digitale Ökosysteme. Es stellt sich die Frage, ob Versicherer zu reinen Risikoträgern mutieren oder ob sie es schaffen, über Kooperationen oder Zukäufe die eigene Wertschöpfung zu steigern. Darum ging es unter anderem bei der Fachtagung "Insurtechs 2019 – das Ökosystem gewinnt", veranstaltet von Versicherungsmonitor am 8. Februar 2019 in Köln.
"Wer die Kundenschnittstelle besetzt, der dominiert das Ökosystem", glaubt Reinhard Tahedl, CEO der Fineconomy AG. Ein typisches Beispiel sei Amazon, die enormes Kundenwissen aufgebaut haben. Diese verknüpften sie mit den Daten anderer und könnten so Kundenwünsche sogar voraussagen.
Versicherungen sind eher "schmerzhaft"
Über die Daseinsberechtigung von Versicherern machte sich Dr. Christian Gründl, Leiter Strategie, Data und Organisation bei der Axa, Gedanken. Versicherungen seien in der Bevölkerung nämlich eher mit „Pain“ (deutsch: Schmerzen) verbunden. Axa wolle Partner mit den Kunden werden – mit der Markenkampagne „Know You Can“ mit Serena Williams: "Alles beginnt mit dem Glauben an sich selbst. Und mit einem Partner, der Sie weiterbringt."
Kundenrelevante Services sind wichtig
Gründl glaubt, dass der Weg vieler Versicherer, den Kundenkontakt aus dem Kerngeschäft heraus zu stemmen, nicht funktionieren wird: "Nur im Schadenfall möchte der Kunde mit dem Versicherer reden." Auch ein Newsletter sei kein wertiger Kundenkontakt. Das funktioniere nur über kundenrelevante Services. Das bedeute, dass man nicht nur im Schadenfall für den Kunden da sei, sondern auch Sicherheit im Alltag gebe. Ein Beispiel sei die Axa-App "Way Guard", über die Menschen und insbesondere Frauen in Notfällen bei eine zertifizierten Leitstelle schnelle Hilfe einfordern können. Es gebe bereits über 230.000 Nutzer(innen), dabei habe das System bereits über 1.000 Notrufe verarbeitet und in einem Fall konkret einer Frau das Leben retten können.
Autor(en): Bernhard Rudolf