Und schon wieder verschwindet ein Online-Makler von der Bildfläche. Nun einer der Pioniere der Insurtech-Szene: Getsafe. Die Pro-Sieben-Sat.1-Tochter Verivox übernimmt das Maklergeschäft des Heidelberger Start-ups. Getsafe soll nun nur noch als eigene Versicherungsplattform aktiv werden.
Vor rund drei Jahren brachte Getsafe Deutschlands ersten digitalen Versicherungsmanager auf den Markt. Nun trennt sich das Unternehmen von seinem Maklergeschäft. Profitabel soll es gewesen sein, so die Käufer. Getsafe will sich ab sofort "voll auf den Ausbau der eigenen Versicherungsplattform fokussieren".
Bewusster Ausstieg aus dem Maklergeschäft
Ab Herbst 2018 sollen dann die Verivox-Kunden ihre Versicherungsverträge aller Anbieter digital per Web und App verwalten und, dank der Vergleichsrechner von Verivox, noch einfacher optimieren können. Christian Wiens, CEO und Gründer von Getsafe: “Mit Hilfe unserer Technologie wird Verivox seinen über acht Millionen Kunden einen ganzheitlichen Service für ihre Versicherungen anbieten können. Mit dem bewussten Ausstieg aus dem Maklergeschäft wollen wir uns nun voll auf die Weiterentwicklung unserer eigenen Versicherungsplattform fokussieren.”
Mit der Akquisition will Verivox am boomenden Fintech-Segment noch stärker partizipieren. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen auch Aboalarm für über zehn Millionen Euro übernommen.
Erlös des Exits soll Expansion in neue Märkte finanzieren
Die Getsafe-Gründer Christian Wiens und Marius Blaesing hatten ihr Geschäftsmodell bereits Anfang 2018 um eine eigene Versicherungsplattform erweitert und entwickelt gemeinsam mit dem Rückversicherer Munich Re eigene digitale Versicherungsprodukte, die bereits über 30.000 mal per App verkauft wurden. Mit dem Erlös des Exits soll die Entwicklung weiterer Produkte sowie die Expansion in neue Märkte finanziert werden.
Die Anfänge und Umbrüche bei Getsafe
Gründer und Geschäftsführer Wiens hatte viel vor. So verkündete er unter anderem im Mai 2016 selbstbewusst gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung: "Wir werden innerhalb der nächsten drei Jahre bei der Anzahl der aktiv betreuten Kunden größer werden als MLP - und die haben dafür über 30 Jahre gebraucht". 2016 stand dann auch noch die Expansion in weitere europäische Länder, unter anderem Frankreich, auf der Agenda.
Die finanziellen Mittel erhielt Getsafe von namhaften Geldgebern. Das Unternehmen gehörte anfänglich zu rund 50 Prozent den Gründern und Mitarbeitern. Die andern 50 Prozent teilen sich Investoren wie Rocket Internet, Commerzventures, die Gründer von Check24 und von Interhyp.
Der Plan: Eigene Produkte anbieten und als Versicherer auftreten
Vor rund einem Jahr kündigte das Insurtech schon einmal eine Kehrtwende an: „In Zukunft konzentrieren wir uns darauf, eigene Produkte anzubieten und als Versicherer aufzutreten“, äußerte sich Mitgründer Christian Wiens im September 2017, gegenüber dem Medium gruenderszene.de. Dafür mietete Getsafe Versicherungslizenzen von dem Rückversicherer Munich Re und konnte somit eigene Versicherungen anbieten und alle Prozesse selbst abwickeln. Die Munich Re sicherte die Policen ab und stellte Teile der Infrastruktur. Dafür hatte das Start-up einen Vertrag mit dem Rückversicherer geschlossen, der auf dem Pay-Per-Use-Prinzip basierte.
Auch Versicherungsmagazin hat Getsafe bereits im Main 2016 in seiner Rubrik "Fintech des Monats" vorgestellt:
"Getsafe ist das erste Unternehmen, das die Idee des digitalen Versicherungsmanagers umgesetzt hat —so jedenfalls die eigene Aussage. Ein selbstbewusster digitaler Makler, der die Konkurrenz nicht scheut. Das Start-up Getsafe strotzt vor Selbstbewustsein, denn es ist fest davon überzeugt, dass sich Makler und Vertreter nur 'voll auf den Verkauf neuer Versicherungen konzentrieren, danach aber wenig Service bieten'.
Das Getsafe-Team habe diese Lücke erkannt und biete nun einen besseren Service rund um das Thema Versicherungen an. Zudem betont es, dass es im Gegensatz zu vielen Finanzvertrieben absolut unabhängig von Versicherern sei. Und unterstreicht das mit den vollmundigen Worten: 'Wir schreiben uns das aber nicht nur auf die Fahne, sondern setzen es um – das ist in Deutschland einmalig.'"
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Quellen: gruenderszene.de, Rhein-Neckar-Zeitung, Verivox, Meris Neininger
Autor(en): Versicherungsmagazin