Erneut hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Innovationsaktivitäten verschiedener Branchen gemessen. Im Fokus stehen dabei unter anderem Finanzdienstleistungen.
Innovationen spielen in allen Branchen eine wichtige Rolle. Dadurch werden veraltete und wenig nachgefragte Produkte „runderneuert“ oder auch ersetzt sowie wichtige Wachstumsimpulse ausgelöst. Aus diesem Grund misst das ZEW, eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute und im Umfeld der Universität Mannheim tätig, jedes Jahr die Innovationsaktivitäten in verschiedenen Branchen. Damit sind vor allem neue Produkte gemeint.
Innovationsmuffel: Versicherer und Makler
Finanzdienstleister, unter ihnen auch Versicherungs- sowie Maklerunternehmen, gelten danach als außerordentlich wenig innovativ. Gerade einmal ein halbes Prozent ihres Umsatzes investierten sie 2011 in Innovationen. Zum Vergleich: Im Fahrzeugbau waren es 9,3 Prozent und in der Elektroindustrie 9,2 Prozent. Mehr als fünf Prozent des Umsatzes investierten außerdem Technische Dienstleistungen, EDV und Telekommunikation, Chemie und Pharma sowie Maschinenbau. Hinter den Finanzdienstleistern liegen nur noch die Großhändler mit 0,2 Prozent Umsatzanteil.
Dennoch erzielten 2011 Finanzdienstleister immerhin elf Prozent ihres Umsatzes mit Produktneuheiten und liegen damit im Branchenvergleich im Mittelfeld. Als Produktneuheit werden dabei innerhalb der letzten drei Jahre neu eingeführte Produkte angesehen. Den höchsten Umsatzanteil mit Innovationen weisen die Mannheimer Forscher für den Fahrzeugbau mit 50 Prozent aus, gefolgt von Elektroindustrie (36 Prozent), und Maschinenbau (28 Prozent) und Textil/Bekleidung/Leder (27 Prozent).
Besser gut kopiert als schlecht entwickelt?
Allerdings haben die Finanzdienstleister ihre Innovationstätigkeit gesteigert und gut einen Prozentpunkt mehr Umsatz mit Produktneuheiten gegenüber dem Vorjahr erzielt. Der Zuwachs ist allerdings ausschließlich auf „Nachahmerinnovationen“ und nicht etwa auf neuartige Versicherungs- und Finanzprodukte zurückzuführen. Echte Neuheiten machen danach bei Versicherungsunternehmen 1,7 Prozent und bei Banken 2,1 Prozent des Umsatzes aus. Wesentlich bedeutender sind dagegen Prozessinnovationen, die der Kostensenkung dienen. 2011 wurden auf diese Weise demnach 5,4 Prozent Kosteneinsparungen erreicht.
Die Finanzdienstleister investieren derzeit gut fünf Milliarden Euro pro Jahr in Innovationen. Allerdings beteiligt sich nur knapp mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen an entsprechenden Aktivitäten. Bei Versicherern und Maklern sind es sogar nur 43 Prozent, wohingegen mehr als 60 Prozent der Banken als „Innovatoren“ eingeordnet werden.
Keine Forschung und Entwicklung - keine Innovationen
Eine Voraussetzung für „echte“ Innovationen sind Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (FuE). Das ZEW definiert diese als „systematische schöpferische Arbeit zur Erweiterung des vorhandenen Wissens und die Nutzung des so gewonnenen Wissens zur Entwicklung neuer Anwendungen wie neuer oder merklich verbesserter Produkte beziehungsweise Dienstleistungen oder Prozesse beziehungsweise Verfahren“.
Das aber nehmen gerade einmal knapp 20 Prozent mindestens gelegentlich, davon elf Prozent kontinuierlich für sich in Anspruch. Vier von fünf befragten Finanzdienstleister dagegen bekennen, keine FuE zu betreiben. Noch weniger sind es bei Versicherungsunternehmen mit gerade noch sieben Prozent kontinuierlicher und sechs Prozent gelegentlicher FuE.
Zumindest bei Vorsorgeprodukten liegt eine Kontinuität der Produkte im Interesse der Kunden und in der rechtlichen Natur der Versicherungsverträge begründet. Dennoch stellt sich die Frage, ob die FuE-Aktivitäten und die Quote echter Innovationen ausreichen, um längerfristige Wettbewerbsvorteile zu erreichen. Das gegenseitige Kopieren dagegen schafft zwar für den Kunden günstige Marktstandards, erhöht aber die Austauschbarkeit und senkt damit gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der Versicherer gegenüber Krisensituationen.
Bild:©Dieter Schütz /
Innovationen spielen in allen Branchen eine wichtige Rolle. Dadurch werden veraltete und wenig nachgefragte Produkte „runderneuert“ oder auch ersetzt sowie wichtige Wachstumsimpulse ausgelöst. Aus diesem Grund misst das ZEW, eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute und im Umfeld der Universität Mannheim tätig, jedes Jahr die Innovationsaktivitäten in verschiedenen Branchen. Damit sind vor allem neue Produkte gemeint.
Innovationsmuffel: Versicherer und Makler
Finanzdienstleister, unter ihnen auch Versicherungs- sowie Maklerunternehmen, gelten danach als außerordentlich wenig innovativ. Gerade einmal ein halbes Prozent ihres Umsatzes investierten sie 2011 in Innovationen. Zum Vergleich: Im Fahrzeugbau waren es 9,3 Prozent und in der Elektroindustrie 9,2 Prozent. Mehr als fünf Prozent des Umsatzes investierten außerdem Technische Dienstleistungen, EDV und Telekommunikation, Chemie und Pharma sowie Maschinenbau. Hinter den Finanzdienstleistern liegen nur noch die Großhändler mit 0,2 Prozent Umsatzanteil.
Dennoch erzielten 2011 Finanzdienstleister immerhin elf Prozent ihres Umsatzes mit Produktneuheiten und liegen damit im Branchenvergleich im Mittelfeld. Als Produktneuheit werden dabei innerhalb der letzten drei Jahre neu eingeführte Produkte angesehen. Den höchsten Umsatzanteil mit Innovationen weisen die Mannheimer Forscher für den Fahrzeugbau mit 50 Prozent aus, gefolgt von Elektroindustrie (36 Prozent), und Maschinenbau (28 Prozent) und Textil/Bekleidung/Leder (27 Prozent).
Besser gut kopiert als schlecht entwickelt?
Allerdings haben die Finanzdienstleister ihre Innovationstätigkeit gesteigert und gut einen Prozentpunkt mehr Umsatz mit Produktneuheiten gegenüber dem Vorjahr erzielt. Der Zuwachs ist allerdings ausschließlich auf „Nachahmerinnovationen“ und nicht etwa auf neuartige Versicherungs- und Finanzprodukte zurückzuführen. Echte Neuheiten machen danach bei Versicherungsunternehmen 1,7 Prozent und bei Banken 2,1 Prozent des Umsatzes aus. Wesentlich bedeutender sind dagegen Prozessinnovationen, die der Kostensenkung dienen. 2011 wurden auf diese Weise demnach 5,4 Prozent Kosteneinsparungen erreicht.
Die Finanzdienstleister investieren derzeit gut fünf Milliarden Euro pro Jahr in Innovationen. Allerdings beteiligt sich nur knapp mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen an entsprechenden Aktivitäten. Bei Versicherern und Maklern sind es sogar nur 43 Prozent, wohingegen mehr als 60 Prozent der Banken als „Innovatoren“ eingeordnet werden.
Keine Forschung und Entwicklung - keine Innovationen
Eine Voraussetzung für „echte“ Innovationen sind Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (FuE). Das ZEW definiert diese als „systematische schöpferische Arbeit zur Erweiterung des vorhandenen Wissens und die Nutzung des so gewonnenen Wissens zur Entwicklung neuer Anwendungen wie neuer oder merklich verbesserter Produkte beziehungsweise Dienstleistungen oder Prozesse beziehungsweise Verfahren“.
Das aber nehmen gerade einmal knapp 20 Prozent mindestens gelegentlich, davon elf Prozent kontinuierlich für sich in Anspruch. Vier von fünf befragten Finanzdienstleister dagegen bekennen, keine FuE zu betreiben. Noch weniger sind es bei Versicherungsunternehmen mit gerade noch sieben Prozent kontinuierlicher und sechs Prozent gelegentlicher FuE.
Zumindest bei Vorsorgeprodukten liegt eine Kontinuität der Produkte im Interesse der Kunden und in der rechtlichen Natur der Versicherungsverträge begründet. Dennoch stellt sich die Frage, ob die FuE-Aktivitäten und die Quote echter Innovationen ausreichen, um längerfristige Wettbewerbsvorteile zu erreichen. Das gegenseitige Kopieren dagegen schafft zwar für den Kunden günstige Marktstandards, erhöht aber die Austauschbarkeit und senkt damit gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der Versicherer gegenüber Krisensituationen.
Bild:©Dieter Schütz /
Autor(en): Matthias Beenken