Industrieversicherer analysiert Lieferkettenkrise

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Als einer der weltweit aktiven Industriesachversicherer und Experte im Bereich der Resilienz von Lieferketten hat FM Global die aktuelle Lieferkettenkrise analysiert. Auf der Grundlage dieser Analyse hat der Industrieversicherer sechs Faktoren herausgefiltert, die exemplarisch zeigen sollen, welche Risiken für die Resilienz von Unternehmen bestehen.

COVID-19
Mit dem Rückzug der Verbraucherinnen und Verbrauchern in die eigenen vier Wände und eingetretenen Produktionsunterbrechungen habe die Pandemie Angebot und Nachfrage tiefgreifend verändert. Dies führte auch zum sogenannten Peitscheneffekt, der für ein Ungleichgewicht und Nachfrageschwankungen gesorgt habe.
Fazit von FM Global: Die Lieferkettenschwierigkeiten wären zwar durch die Pandemie ins Rollen gebracht, dazu beigetragen hätten aber weitere Faktoren, die uns auch in Zukunft beschäftigen würden. Dazu zählten die Zunahme Chip-basierter Produkte und die Nachfrageintensivierung.

Cyber-Risiken
Ein Hackerangriff auf die US-Benzin-Pipeline Colonial hat im Mai zu einer Unterbrechung der Benzinversorgung auf dem US-Markt geführt. Diese hätte zwar weniger als eine Woche angedauert, hätte aber die Verletzlichkeit moderner Lieferketten offengelegt – nämlich die enge Verzahnung mit digitalen Systemen. Diese werde mit dem Ausbau des 5G-Breitbandmobilfunks noch weiter zunehmen.
Fazit: Die Cyber-Kriminalität habe stark zugenommen und sei zu einem geopolitischen Spannungsfeld geworden. Das Thema Cyber-Sicherheit werde dadurch im Bereich der Geschäftsstrategie immer essentieller. Cyber-Sicherheit erfordere Wachsamkeit, das Wissen über aktuelle und mögliche Bedrohungen, Schulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, fortschrittliche Technologie und internationale Diplomatie.

Rückstau an Häfen Nach einer Schätzung von Goldman Sachs stauen sich allein vor den Häfen in Kalifornien Schiffe mit Waren im Wert von 24 Milliarden US-Dollar. Die per Schiff transportieren Güter können aufgrund von Personalmangel nicht so schnell an Land gebracht werden, wie es erforderlich wäre, um einen langen Rückstau zu verhindern.
Fazit: Es könne leider nicht ausgeschlossen werden, dass die Situation rund um Rückstaus und steigende Transportkosten bis Mitte nächsten Jahres oder sogar länger anhalte.

Mangel an LKW-Fahrerinnen und –Fahrern
In vielen Ländern weltweit gibt es nicht genügend LKW-Fahrerinnen und -Fahrer, um Waren abzutransportieren, die sich zum Beispiel an Häfen anstauen. Nach den jüngsten Berechnungen der International Road Transport Union seien 20 Prozent der Kraftfahrerjobs im Straßengüterverkehr in Europa und Asien unbesetzt. In den USA würden nach einer Schätzung der American Trucking Associations 80.000 Lkw-Fahrerinnen und –Fahrer fehlen.
Fazit: Durch diesen Personalmangel würde die Weiterentwicklung autonomen Fahrens an Bedeutung gewinnen. Daneben werde in einigen Ländern auch die Herabsetzung des Mindestalters für Kraftfahrerinnen und -fahrer diskutiert, um dem Personalmangel entgegenzuwirken.

Tödliche Überschwemmungen
Starke Regenfälle in China und Europa haben ganze Ortschaften zerstört, Zugverbindungen unterbrochen und zu Produktionsausfällen geführt.
Fazit: Ein einzelnes Wetterereignis könne zwar nicht zweifelsfrei auf den Klimawandel zurückgeführt werden. Überschwemmungen seien jedoch eine gut dokumentierte Folge der Erderwärmung und bedrohe die Unternehmen immer mehr.

Chipmangel
Infolge der Pandemie kam es einerseits zu Werkschließungen, andererseits zu einem starken Anstieg der Nachfrage nach verschiedenen Technologien. Diese Spannungen würden durch Extremwetterereignisse, Rückstaus und Vorratskäufe weiter verstärkt. Der Chipmangel hätte Automobilkonzerne, die Gaming- und Smartphone-Branche, Hersteller von Medizingeräten und viele andere Branchen getroffen und werde voraussichtlich bis 2023 oder sogar noch länger anhalten.
Fazit: Dieser Mangel sei keine gänzlich neue Entwicklung. In der Vergangenheit hätte es in der Chipbranche häufig Phasen des Booms und des Einbruchs gegeben. Diese seien auch künftig zu erwarten.

„Diese und andere Faktoren tragen zur globalen Lieferkettenkrise bei und jedes Unternehmen sollte die möglichen Folgen für die eigene Geschäftstätigkeit bewerten“, kommentiert Doug Backes, Vice President and Manager, Staff Claims, von FM Global die Situation.

Der FM Global Resilience Index 2021 will Unternehmen dabei unterstützen, ihre Lieferketten zu optimieren, indem er wichtige Daten zur relativen Resilienz des Wirtschaftsumfelds in einzelnen Ländern und geografischen Gebieten bietet.

 

 

 

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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