Wer eine Immobilie besitzt, hat in der Regel auch eine Gebäude- und eine Hausratversicherung abgeschlossen. Lediglich vier Prozent der Immobilienbesitzer besitzen keine Gebäudeversicherung, neun Prozent keine Hausrat. Dies geht aus der Studie "Versicherungsschutzkonzepte und -services für Immobilienbesitzer" der Beratungsgesellschaft HNW Consulting hervor.
Die Studienmacher haben die Vertriebswege der Gebäude- und Hausratverträge untersucht. Hier liegen mit großem Abstand Versicherungsagenturen (59 Prozent Gebäude/Hausrat 62 Prozent) vorne, gefolgt von Versicherungsmaklern (18 Prozent/19 Prozent) sowie dem Internetvertrieb (zehn Prozent/16 Prozent). Immobilienbesitzer in Ostdeutschland haben offenbar eine stärkere Bindung zu ihrer Versicherungsagentur als im Westen. 65 Prozent der Kunden (sechs Prozent über dem Durchschnitt) haben den Abschluss über eine Agentur getätigt.
Bindung zu jungen Kunden schwindet
Die Studienergebnisse zeigen, dass das Alter der Immobilienbesitzer über den Vertriebsweg entscheidet. Der Anteil von Versicherungsverträgen bei Gebäuden mit einem Baujahr 2000 und jünger, die über das Internet abgeschlossen wurden, liegt sechs bis sieben Prozent über dem Durchschnitt. Insbesondere Männer nutzen das Internet zum Vergleich und
zur Information. Je jünger die Befragten sind und je städtischer ihr Wohnumfeld, desto stärker ist auch die Internetznutzung. Gebäude mit Baujahren 1950 und älter sind mit 25 Prozent überdurchschnittlich oft in Maklerhand, während der Durchschnitt bei 19 Prozent liegt. Je größer und anonymer der Wohnort, desto geringer ist die Bindung an eine Versicherungsagentur: In Städten mit 50.000 Einwohnern und mehr liegt der Agenturabschluss mit 52 Prozent um sieben Prozent unter dem Durchschnitt.
Obwohl Versicherungsagenturen, Makler, Hausverwaltungen sowie Banken und Sparkassen in beiden Sparten einen Marktanteil von über 80 Prozent haben, gehen die Studienmacher davon aus, dass der digitale Vertrieb künftig dynamisch an Bedeutung gewinnen wird. Die Schattenseite der Entwicklung: Den Versicherern drohe ein Verlust der Bindung zu jungen Kunden. Dem könnten sie durch die Erweiterung ihres Geschäftsmodells hin zu Online-Modellen, innovativen Versicherungsschutzprodukten, Smart-Home-Komponenten und Mehrwert-Services entgegenwirken.
Die wichtigsten Informationsquellen für Gebäude- und Hausratversicherungen sind Versicherungsvertreter und Makler (44 Prozent), Vergleichsportale im Internet (40 Prozent) sowie Webseiten der Produktanbieter (37 Prozent). Lediglich 24 Prozent der Befragten ziehen Freunde und Bekannte zu Rate.
Feuer wird am meisten gefürchtet
In der Studie wurde auch danach gefragt, welche Risikoabsicherung den Immobilienbesitzern besonders wichtig ist. Die Gefahr Feuer wird von den Versicherten als existenziell eingeschätzt (41 Prozent) und hat für ältere Immobilienbesitzer eine hohe Priorität. An zweiter Stelle wurden Leitungswasserschäden (18 Prozent) genannt, gefolgt von Elementarschäden (13 Prozent), Sturmschäden (13 Prozent), Einbruchdiebstahl- Schäden (zwölf Prozent) sowie Schäden aus Blitz-Überspannungen (drei Prozent). Die Gefahren Sturm, Elementar und Einbruch-Diebstahl haben für Ostdeutsche eine höhere Bedeutung als Leitungswasser. Für Wohnungsbesitzer ist der Schutz gegen Leitungswasserschäden wichtiger als für Hausbesitzer. Einbruchdiebstahl-Schutz ist Besitzern junger Immobilien überdurchschnittlich wichtig.
Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) lagen im Jahr 2015 Leitungswasserschäden sowie Sturm- und Hagelschäden sowohl in der Anzahl der Schäden als auch in der Höhe der ausgezahlten Versicherungsleistungen weit vor den Schäden durch Feuer.
Viel Potenzial liegt in Schutzkonzepten
Mehrwert-Services sind ein weiterer Bereich, den die Studie unter die Lupe nimmt: "Es sind Services, die ein Versicherer zwar kennt, die dem Kunden aber bisher nicht angeboten wurden, oder die wenig verbreitet sind und vom Kunden als Mehrwert gesehen und genutzt werden könnten." 89 Prozent der Kunden könnten sich vorstellen Handwerkervermittlung als Service zu nutzen. Die Hälfte der unter 30-jährigen Kunden würde dies sogar begrüßen. Über 60 Prozent der Befragten würden dem Versicherer im Immobilienbereich eine Komplettbehebung des Schadens überlassen.
Viel Potenzial liege auch im Angebot von Versicherungsschutzkonzepten. Mehr als die Hälfte der befragten Immobilienbesitzer nutzt oder plant den Einsatz von Alarm- oder Smart-Home-Technik oder hat Interesse daran. Hier sind vor allem Jüngere an Lösungen interessiert. Je jünger das Baujahr der Immobilie, desto eher nutzen oder interessieren sich deren Besitzer für Alarm- oder Smart-Home-Technik. Vier von zehn Kunden könnten sich vorstellen, die Daten von Smart-Home-Anlagen direkt an ihren Versicherer zu übertragen - aber kein Versicherer nutze diese Bereitschaft bislang, so die Studienmacher.
Die Unternehmensberater empfehlen den Unternehmen die Felder zu besetzen, in denen Kunden ihnen eine hohe Kompetenz zuschreiben. Dies seien Beratung und Angebote im Bereich Sicherheit, Einbruchschutz, Einbruchmeldung oder Hilfe bei Feuer- oder Wasserschäden sowie Smart-Home-Themen. "Weitere Mehrwert-Services, die sich aus den infrastrukturellen Möglichkeiten des Versicherers ergeben und zu denen der Kunde Akzeptanz und Vertrauen zeigt, sollten entwickelt und angeboten werden". Etwa ein Dokumentenservice, da Kunden es den Versicherern zutrauten, Daten und Informationen sicher zu verwalten.
Über die Studie
Die Studie "Versicherungsschutzkonzepte und -services für Immobilienbesitzer" basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung. Als Zielgruppe wurden Immobilienbesitzer ab 18 Jahren ausgewählt und zwischen Dezember 2016 und Februar 2017 befragt.
Autor(en): Alexa Michopoulos