Im Spannungsfeld zwischen Datenschutz, Verbrauchern und Versicherern

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"Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts. In Deutschland reden wir aber fast ausschließlich über Datenschutz, über das Big-Brother-Narrativ", konstatiert Professor Fred Wagner, Mitautor der Studie "Die Big Data Debatte – Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft".  Um den Diskurs über das Thema anzustoßen, eröffnet der Wissenschaftler eine Interviewreihe. Sein erster Gesprächspartner ist Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied der Huk-Coburg Versicherungsgruppe und für die Autoversicherung verantwortlich.

Die Huk-Coburg ist einer der großen Kfz-Versicherer in Deutschland und bietet mittlerweile auch Telematik-Tarife an. "Möchten Sie jetzt zur Datenkrake werden und Ihre Versicherten in Echtzeit kontrollieren?", so die provokante Frage Wagners an den Huk-Vorstand. Warum sei es wichtig zu wissen, wann die Kunden fahren, wohin, wie schnell, wie stark sie beschleunigen und bremsen? Dies klinge doch ziemlich nach Big Brother.

Lernen durch positive Anreize

Prinzipiell reichten die Daten, die sein Unternehmen momentan habe für eine vernünftige Tarifierung aus, entgegnet Rheinländer. Bislang bleibe aber außen vor, wie individuell gefahren wird. Nehme man zwei Fahrer haben, die den gleichen Autotyp fahren, am gleichen Wohnort wohnen, die gleiche Strecke im Jahr fahren, hätten diese beiden trotzdem ganz unterschiedliche Risikopotenziale. Hier komme die Telematik ins Spiel, die den der vernünftig fahre, in die Lage versetze zu sparen.

Menschen lernten durch positives Feedback. Der positive Anreiz ist in der Versicherungswirtschaft sei der Prämiennachlass. "Was wir jetzt versuchen, ist den Haltern zu sagen, 'der bessere Fahrer wird belohnt". Das ist der Ansatz, es wird nicht bestraft, es wird belohnt", erläutert der Manager.  Rheinländer sieht noch weitere Vorteile von Big Data für die Kfz-Versicherer. Telematik-Tarifierung fördere ökologisches Fahren sowie  die Unfallsicherheit. Dies sei für die gesamte Gesellschaft von großem Vorteil. 

Unterschiedliche Interessen

"Wollen Sie künftig mehr sein als nur ein Versicherungsunternehmen?", will Wagner von seinem Gesprächspartner wissen. Dieser bejaht die Frage: "Grundsätzlich sehen wir darin die mobile Zukunft". Aus eigenen Datensätzen sei man beispielsweise grundsätzlich in der Lage vorherzusagen, wann ein Kunde sein Fahrzeug üblicherweise wechselt. "Momentan ist es schwierig das zu tun, weil es nicht so einfach ist, mit dem Datenschutz so überein zu kommen, dass man diese Angebote auch unterbreiten kann", so seine Erfahrung. Es gebe ein großes Spannungsfeld zwischen den Interessen des Datenschutzes, der Versicherer und der Kunden.

Hier können Sie das vollständige Interview sehen 

Über die Studie

Susanne Knorre, Professorin für Unternehmenskommunikation am Institut für Kommunikationsmanagement der Hochschule Osnabrück, Horst Müller-Peters, Professor am Institut für Versicherungswesen der Technischen Hochschule Köln und Professor Fred Wagner vom Institut für Versicherungslehre der Universität Leipzig erstellten im Auftrag des Goslar Instituts die Studie "Die Big-Data-Debatte: Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft".  

Susanne Knorre, Horst Müller-Peters, Fred Wagner
Die Big-Data-Debatte 
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft 
Springer Gabler ISBN 978-3-658-27257-9 
Der Titel erscheint voraussichtlich im Oktober 2019 
Hier können Sie ihn vorbestellen

Cover Big-Data-Debatte

Autor(en): Versicherungsmagazin.de

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