Versicherungsvermittler bilden sich regelmäßig weiter. In welchen Bereichen sie dies gerne tun, und wie Eigen- und Fremdbild auseinanderfallen.
Das Marktforschungsinstitut Smart Compagnie hat in den aktuellen Asscompact Trends Versicherungsmakler und Mehrfachvertreter nach ihrer Weiterbildung befragt. Grundsätzlich hält nahezu jeder der 460 Befragten eine berufliche Weiterbildung für wichtig. Unter Weiterbildung wird allerdings auch in hohem Maß der „Austausch mit Kollegen“ verstanden.
Mal eben schnell ins Internet
Durchschnittlich (Median) belegen die Befragten fünf Präsenzveranstaltungen und acht Webbasierte Seminare (Webinare) im Jahr. Die Webinare werden eher für die schnelle Information genutzt und nehmen in mehr als acht von zehn Fällen nicht mehr als eine Stunde in Anspruch. Dagegen werden mit Präsenzveranstaltungen ganz überwiegend halb bis ganze Tage belegt.
Unter unabhängigen Vermittlern gibt es eine hohe Akzeptanz, für Weiterbildung Geld auszugeben. Immerhin 72 Prozent der Befragten sind dazu grundsätzlich bereit. Jährlich wollen die Betriebe im Durchschnitt (Median) 1.000 Euro investieren, wobei die Spannbreite der Antworten von 50 bis 10.000 Euro reicht. Die Beträge werden nicht auf die Zahl der Mitarbeiter im Maklerbetrieb heruntergebrochen, die in den Genuss von Weiterbildung kommen können.Zertifikate oder Teilnahmebestätigungen halten die meisten Vermittler für weniger bedeutungsvoll, weniger als drei von zehn der Befragten schreiben diesen eine hohe Bedeutung zu. Das könnte sich ändern, wenn die Pläne der Europäischen Kommission zur Umsetzung kommen, eine geregelte Weiterbildung von den Vermittlern zu verlangen.
Viele haben „nur“ die Sachkundeprüfung
Jeder dritte Befragte gibt an, als höchste Qualifikation den branchentypischen Abschluss Versicherungsfachmann/-frau (BWV oder IHK) zu besitzen. Weit verbreitet sind auch kaufmännische Berufsausbildungen, wobei Kaufleute für Versicherungen und Finanzen mit rund 14 Prozent seltener vertreten sind als sonstige kaufmännische Ausbildungen wie unter anderem Bankkaufleute mit rund 28 Prozent.
Hochschulabschlüsse sind bisher seltener vorzufinden. Knapp 19 Prozent geben einen solchen an, meist im Bereich Betriebswirtschaft. Knapp 20 Prozent der Teilnehmer geben an, einen der verschiedenen Fachwirtabschlüsse oder als Versicherungsbetriebswirt zu besitzen. Da Mehrfachnennungen möglich waren, ergibt sich kein ganz eindeutiges Bild zum jeweiligen Bildungsniveau.
Verzerrte Wahrnehmung?
Eine interessante Parallele zu beliebten Umfragen bei Autofahrern enthält die Studie auch. Werden Autofahrer befragt, schätzen diese ihr fahrerisches Können im Durchschnitt weitaus höher ein, als dieselben Befragten der Allgemeinheit der Autofahrer zutrauen.Befragt nach der Kompetenz als Vermittler und als Unternehmer, ergibt sich ein vergleichbares Bild. 84 Prozent der Befragten halten sich selbst für kompetente Unternehmer. Dagegen werden „die Anderen“ nur zu 35 Prozent als kompetente Unternehmer eingestuft.
Dies gilt auch für weitere abgefragte Fähigkeiten wie Technik-, Produkt-, Service- oder Verkaufskompetenz. Die höchste Kompetenz messen die Befragten sich selbst bei Produkten und Service mit jeweils über 95 Prozent Zustimmung bei, während sie bei den Konkurrenten am ehesten Verkaufskompetenz (69 Prozent) vermuten.
Versicherer werden am häufigsten gewählt
Die hohe Eigenkompetenz-Vermutung bei Produkten wird auch dadurch unterstrichen, dass sich die Weiterbildung in der jüngsten Vergangenheit – gefragt wurde nach den letzten sechs Monaten – mit 83 Prozent mit weitem Abstand am häufigsten mit diesem Thema befasste. Alle anderen Themen wurden deutlich weniger als von jedem Zweiten genannt.
Die Informationen holen sich Vermittler ganz überwiegend von Versicherern und von Pools. Unabhängige Bildungsträger werden zwar insgesamt am ehesten für geeignet gehalten, aber in der Praxis kaum gewählt. Befragt nach Spartenbereichen tauchen regelmäßig ganz überwiegend Versicherungs-Gesellschaften sowie vereinzelt Pools auf.
Als externer Bildungsträger wird hier lediglich die Deutsche Makler Akademie genannt. Bei steuerlichen und rechtlichen Themen kommen zusätzlich Going Public und die Industrie- und Handelskammern als Bildungsinstitutionen ins Spiel, aber selbst hier dominieren Versicherer. Dieses Ergebnis passt nur schwer zu der gezeigten Bereitschaft, Geld in Bildung zu investieren und zu der hohen Kompetenz, die externen Institutionen beigemessen wird.
„Das Thema Qualifizierung und Weiterbildung genießt bei Vermittlern einen hohen Stellenwert“, fasst Asscompact das Studienergebnis zusammen. Die Studienergebnisse muss man wohl so interpretieren, dass dies in vielen Fällen nur für kostenlose Maßnahmen gilt, bei denen Produktwerbung eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen dürfte.Die Studie kann für 900 Euro plus Mehrwertsteuer oder im Abonnement bei der bbg Betriebsberatungs GmbH erworben werden.
Bild: © Stefanie Hofschlaeger /
Das Marktforschungsinstitut Smart Compagnie hat in den aktuellen Asscompact Trends Versicherungsmakler und Mehrfachvertreter nach ihrer Weiterbildung befragt. Grundsätzlich hält nahezu jeder der 460 Befragten eine berufliche Weiterbildung für wichtig. Unter Weiterbildung wird allerdings auch in hohem Maß der „Austausch mit Kollegen“ verstanden.
Mal eben schnell ins Internet
Durchschnittlich (Median) belegen die Befragten fünf Präsenzveranstaltungen und acht Webbasierte Seminare (Webinare) im Jahr. Die Webinare werden eher für die schnelle Information genutzt und nehmen in mehr als acht von zehn Fällen nicht mehr als eine Stunde in Anspruch. Dagegen werden mit Präsenzveranstaltungen ganz überwiegend halb bis ganze Tage belegt.
Unter unabhängigen Vermittlern gibt es eine hohe Akzeptanz, für Weiterbildung Geld auszugeben. Immerhin 72 Prozent der Befragten sind dazu grundsätzlich bereit. Jährlich wollen die Betriebe im Durchschnitt (Median) 1.000 Euro investieren, wobei die Spannbreite der Antworten von 50 bis 10.000 Euro reicht. Die Beträge werden nicht auf die Zahl der Mitarbeiter im Maklerbetrieb heruntergebrochen, die in den Genuss von Weiterbildung kommen können.Zertifikate oder Teilnahmebestätigungen halten die meisten Vermittler für weniger bedeutungsvoll, weniger als drei von zehn der Befragten schreiben diesen eine hohe Bedeutung zu. Das könnte sich ändern, wenn die Pläne der Europäischen Kommission zur Umsetzung kommen, eine geregelte Weiterbildung von den Vermittlern zu verlangen.
Viele haben „nur“ die Sachkundeprüfung
Jeder dritte Befragte gibt an, als höchste Qualifikation den branchentypischen Abschluss Versicherungsfachmann/-frau (BWV oder IHK) zu besitzen. Weit verbreitet sind auch kaufmännische Berufsausbildungen, wobei Kaufleute für Versicherungen und Finanzen mit rund 14 Prozent seltener vertreten sind als sonstige kaufmännische Ausbildungen wie unter anderem Bankkaufleute mit rund 28 Prozent.
Hochschulabschlüsse sind bisher seltener vorzufinden. Knapp 19 Prozent geben einen solchen an, meist im Bereich Betriebswirtschaft. Knapp 20 Prozent der Teilnehmer geben an, einen der verschiedenen Fachwirtabschlüsse oder als Versicherungsbetriebswirt zu besitzen. Da Mehrfachnennungen möglich waren, ergibt sich kein ganz eindeutiges Bild zum jeweiligen Bildungsniveau.
Verzerrte Wahrnehmung?
Eine interessante Parallele zu beliebten Umfragen bei Autofahrern enthält die Studie auch. Werden Autofahrer befragt, schätzen diese ihr fahrerisches Können im Durchschnitt weitaus höher ein, als dieselben Befragten der Allgemeinheit der Autofahrer zutrauen.Befragt nach der Kompetenz als Vermittler und als Unternehmer, ergibt sich ein vergleichbares Bild. 84 Prozent der Befragten halten sich selbst für kompetente Unternehmer. Dagegen werden „die Anderen“ nur zu 35 Prozent als kompetente Unternehmer eingestuft.
Dies gilt auch für weitere abgefragte Fähigkeiten wie Technik-, Produkt-, Service- oder Verkaufskompetenz. Die höchste Kompetenz messen die Befragten sich selbst bei Produkten und Service mit jeweils über 95 Prozent Zustimmung bei, während sie bei den Konkurrenten am ehesten Verkaufskompetenz (69 Prozent) vermuten.
Versicherer werden am häufigsten gewählt
Die hohe Eigenkompetenz-Vermutung bei Produkten wird auch dadurch unterstrichen, dass sich die Weiterbildung in der jüngsten Vergangenheit – gefragt wurde nach den letzten sechs Monaten – mit 83 Prozent mit weitem Abstand am häufigsten mit diesem Thema befasste. Alle anderen Themen wurden deutlich weniger als von jedem Zweiten genannt.
Die Informationen holen sich Vermittler ganz überwiegend von Versicherern und von Pools. Unabhängige Bildungsträger werden zwar insgesamt am ehesten für geeignet gehalten, aber in der Praxis kaum gewählt. Befragt nach Spartenbereichen tauchen regelmäßig ganz überwiegend Versicherungs-Gesellschaften sowie vereinzelt Pools auf.
Als externer Bildungsträger wird hier lediglich die Deutsche Makler Akademie genannt. Bei steuerlichen und rechtlichen Themen kommen zusätzlich Going Public und die Industrie- und Handelskammern als Bildungsinstitutionen ins Spiel, aber selbst hier dominieren Versicherer. Dieses Ergebnis passt nur schwer zu der gezeigten Bereitschaft, Geld in Bildung zu investieren und zu der hohen Kompetenz, die externen Institutionen beigemessen wird.
„Das Thema Qualifizierung und Weiterbildung genießt bei Vermittlern einen hohen Stellenwert“, fasst Asscompact das Studienergebnis zusammen. Die Studienergebnisse muss man wohl so interpretieren, dass dies in vielen Fällen nur für kostenlose Maßnahmen gilt, bei denen Produktwerbung eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen dürfte.Die Studie kann für 900 Euro plus Mehrwertsteuer oder im Abonnement bei der bbg Betriebsberatungs GmbH erworben werden.
Bild: © Stefanie Hofschlaeger /
Autor(en): Matthias Beenken