Ikea dürfte bald Versicherungen verkaufen. Das kündigte der Iptiq an, eine Tochter der Swiss Re Group. Iptiq ist ein Insurtech das Partnern maßgeschneiderte, digitale Versicherungslösungen anbietet. Das Unternehmen verkauft über Ikea bereits in der Schweiz und in Singapur „Haushaltsversicherungen“.
„Wir sind mit der Ikea-Kooperation in beiden Startmärkten sehr zufrieden“, sagte Andreas Schertzinger, Chief Executive Officer bei iptiQ auf der SZ-Konferenz „The Digital Insurance“. Mittlerweile sei die Ikea-Kooperation auf Malaysia ausgeweitet worden. „In zwei neuen Ländern sind wir in der Startphase“, so Schertzinger. Damit würde die Ikea-Kooperation wieder näher an Europa heranrücken. Die genaue Planung sei aber noch geheim. Schertzinger machte aber deutlich, dass Europa für das Möbelhaus ein ganz wichtiger Markt sei und deutete an, dass die Kooperation auch auf Deutschland ausgedehnt wird.
Kein Problem mit dem Recht
In der Diskussion machte Schertzinger zudem deutlich, dass für ein solches Angebot die rechtlichen Hürden in Deutschland gemeistert werden können. Dabei bezog sich der Versicherungsmanager auf das Tchibo-Urteil, bei dem der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) erfolgreich gegen einen Versicherungsverkauf des Einzelhändlers geklagt hatte (BGH, Urteil vom 29.11.2013, Az.: I ZR 7/13). „Das ist eine gute Entscheidung“, so Scherzinger. Trotzdem habe man bereits eine Möglichkeit gefunden, wie die Ikea-Kooperation in Deutschland möglich sei.
Ganz großer Angriff auf die etablierten Versicherer
In der Schweiz bietet der Konzern eine Kombi-Police für Hausrat- und Privat-Haftpflicht unter dem Namen „Hemsäker“ – für Haus und Sicherheit – an. Wie ein Vergleich über das Portal Comparis.ch zeigt, schlägt das Angebot vergleichbare Tarife preislich aus dem Feld. Bisher konnte der BVK in Deutschland große Kooperationen zwischen Versicherern und Drittanbietern immer wieder erfolgreich stoppen. Der Auftritt von Ikea Deutschland dürfte hingegen ein ganz großer Angriff auf die etablierten Versicherer darstellen. In den Diskussionen auf der Fachtagung wurde deutlich, dass neue Serviceangebote der Versicherer nur dann Sinn machen, wenn sie für den Kunden einen deutlichen Mehrwert darstellen und regelmäßig genutzt werden. So sollten die Versicherer Service möglichst in die Alltagswelt der Kunden integrieren.
Versicherer müssen künftig Daten freigeben
Nach Einschätzung von Julius Kretz, Bereichsleiter Marketing-Systeme & Plattformen bei der Alte Leipziger Hallesche Gruppe, werden Versicherer künftig zur Freigabe ihrer Daten gezwungen werden. Es ergehe dann den Versicherern so, wie den Banken, die schon heute Zugriff auf ihre Konten durch Dienstleister zulassen müssen. Darauf sollten sich die Versicherer einstellen und schon heute die EU-Richtlinie zur Regelung der Geschäftstätigkeit von Zahlungsdienstleistern in der EU (PSD II) nutzen. Dabei sei es besonders wichtig, dass gegenüber den Kunden Transparenz über Ziel und Zweck der Datennutzung offengelegt würde. Wer die Bankkonten der Kunden auswerten kann, könnte etwa beim Kauf eines E-Bikes schnell auf die hohe Diebstahlgefährdung hinweisen. Durch die Corona-Krise wären viele Konsumenten nun auf digitale Produkte umgestiegen und würden das nun vermehrt einfordern.
Sparkassen wollen keine „digitale Maklerstrategie“
„Daher sehe ich für die Versicherer große Chancen im Bereich Gesundheit“, sagte Christian Gnam, Managing Director beim Insurtech Hub Munich. Versicherer könnten Betreuung und Prävention anbieten und sollten dabei möglichst mit Insurtechs kooperieren. Während sich viele Experten dafür aussprechen, dass Versicherer auch Konkurrenzangebote auf digitalen Plattformen zulassen, erteilte Markus Reinhard, Mitglied des Vorstandes der SV Sparkassen Versicherung einer „Maklerstrategie“ eine klare Absage. „Nicht die Produktvielfalt ist wichtig, sondern schnelle digitale Prozesse“, so Reinhard. Daher fordert er, dass der S-Versicherungsmanager, eine Entwicklung des Insurtech Clark, bei den Öffentlichen Versicherern in Deutschland nur als Multikanal der Ausschließlichkeit eingebunden wird.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek