Die Ideal Versicherung aus Berlin will für die klassische private Rentenversicherung schon im nächsten Jahr einen Online-Abschluss für Endkunden einführen.
"Ab Ende 2018 wollen wir Universal Life im Netz online verkaufen", sagte der Vorstandsvorsitzende Rainer Jacobus im Gespräch mit Versicherungsmagazin. "Wir glauben, dass das Produkt sowohl im persönlichen Gespräch als auch im Netz verkauft werden kann." Bei Universal Life handelt es sich um eine klassische Lebensversicherung mit einer marginalen Garantie von 0,5 Prozent auf Nettobeiträge nach Vertriebs- und Verwaltungskosten.
Ohne Überschüsse – und die stehen in der Niedrigzinsphase unter starkem Druck – würde nach einer Musterrechnung der Ideal ein 30-jähriger Kunde, der 100 Euro pro Monat einzahlt und mit seiner Rente zum 67. Lebensjahr startet, nicht einmal die eingezahlten Beiträge erhalten. Mit aktuell gezahlten Überschüssen würde die Beitragsrendite des angesparten Kapitals immerhin auf 2,59 Prozent klettern - falls die Einzahlung bis zum Ende durchgehalten werden. Bei einem Direktabschluss – ohne Vertriebskosten und mit Überschüssen – würde die Rendite nach der Prognose sogar auf 2,82 Prozent steigen. Jacobus: „Ein Selbstabschluss ist möglich.“
Werbung über soziale Netzwerke
Das möchte die Ideal über soziale Netzwerke publik machen. Dafür hat sie bereits eine eigene Abteilung aufgebaut. Das Besondere an dem Produkt ist, dass es bereits voll digital gebaut wurde. Das hat die Ideal Versicherung aber in erster Linie aus Transparenzgründen gemacht. So gibt es eine Kontoübersicht, die alle Beiträge, die Kosten und den Kapitalstand auflistet – und zwar für die gesamte Laufzeit auf monatlicher Basis. Die Idee für diese Art der Übersicht stammt aus den USA. Die Police erlaubt zudem Erhöhungen, Zuzahlungen und jederzeit Entnahme von Kapital. Im ersten Schritt sollen die Kunden künftig Änderungen im Zahlungsplan selbst simulieren können, um die Auswirkungen zu erkennen.
Keine Abschlussprovision nur laufende Vergütung
Insgesamt fordert das „transparente Versicherungskonto“ – so die Werbung – ein anderes Modell der Vertriebsvergütung. So gibt es für Vermittler keine Abschlussprovision, sondern nur eine laufende Vergütung von drei Prozent der Beiträge. Trotzdem hat die Ideal im vergangenen Geschäftsjahr rund fünf Prozent des Neugeschäfts mit der transparenten Lebensversicherung erzielt. Jetzt soll der Anteil auf acht bis zehn Prozent steigen, hofft Jacobus. Und 2018 könnte die Vergütung auf Basis einer laufenden Provision nach Einschätzung der Ideal-Versicherung einen Boom erleben. Grund ist, dass der Gesetzgeber das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) auf seine Wirkung hin überprüft.
"Ich halte die Überlebenswahrscheinlichkeit der Abschlussprovision in der Lebensversicherung für gering", so Jacobus. Vor allem weil die Branche eine Reform bei der Stellung der Zinszusatzreserve anstrebt. Hier befürchtet die Ideal, dass im Gegenzug eine Deckelung der Abschlussprovision nicht auszuschließen ist. Derzeit darf Universal Life nur von einem kleinen, ausgewählten Teil der 8.000 Maklerpartner verkauft werden. "Doch wer digital aufgestellt ist und das Produkt verstanden hat, ist richtig gut in der Beratung", so Jacobus. Universal Life sei für die Ideal Versicherung schon heute die erfolgreichste Produktneueinführung seit Jahren.
Nadelöhr Niedrigzinsphase
Auch künftig will die Ideal an einer Lebensversicherung mit Garantie festhalten. Das habe aber nur eine Zukunft, wenn man seine Kapitalanlagen "intelligent" organisiere. Das traut sich Karlheinz Fritscher, ehemaliger Bankmanager und seit 2010 im Ideal-Vorstand, auch weiterhin zu. So habe der Berliner Versicherer mit rund 20 Prozent eine der höchsten Immobilienquoten der Branche. "Dabei ist die Auswahl der Objekte entscheidend. Man muss schon ein gewisses Risiko eingehen, damit dann die Rendite lohnt", kommentiert Fritscher die Vorgehensweise.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek